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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Geek. Und sie ist – ich weiß nicht … irgendwie beängstigend professionell. Und ein bisschen schnippisch.«
    »Melody.« Gemma wickelte die zweite Hälfte ihres Sandwichs wieder ein. »Kann es sein, dass du ein bisschen … angefressen bist?«
    »Nein. Nein, es ist nur … eigenartig. Und wir sind gute Freunde. Ich verstehe nicht, warum er mir nichts gesagt hat.«
    »Erzählst du ihm von deinen Männerbekanntschaften?«
    »Ich habe keine Männerbekanntschaften«, erwiderte Melody überraschend heftig, um dann das Thema zu wechseln. »Chefin, sollen wir am Revier Halt machen?«
    Sie waren inzwischen in Brixton angelangt. Gemma überlegte. »Nein. Da werden wir nur aufgehalten. Aber ich habe vorhin kurz Shara angerufen, als du im Pub warst. Mrs Arnotts Schwester hat den Toten identifiziert. Sie wusste nichts über ihren Schwager zu sagen, was uns weiterhelfen würde. Laut Shara macht sie sich eher Gedanken darüber, wie sie für ihre Schwester sorgen soll. Ich kann es ihr nicht verdenken. Sie sagte, ihr sei nicht klar gewesen, wie krank Mrs Arnott wirklich ist.«
    »Er hat sie wohl recht erfolgreich nach außen abgeschirmt.«
    »Mag sein. Aber ich denke, dass Demenzkranke manchmal selbst ihren Zustand recht gut kaschieren können, zumindest für eine Weile. Jedenfalls gut genug, um jemanden zu täuschen, der nicht täglich mit ihnen zu tun hat. Traurig.«
    »Und Arnotts Kanzlei?«
    »Bis jetzt konnte Shara erst zwei der achtzehn Prozessanwälte erreichen. Sie waren beide angemessen schockiert und bestürzt, konnten sich aber nicht vorstellen, wie – ich zitiere – ihrem geschätzten Kollegen so etwas zustoßen konnte , und so weiter und so fort. Shara war nicht gerade begeistert.«
    »Kann ich mir vorstellen. Geduld gehört nicht zu ihren Stärken. Und sie hält auch nicht viel von Anwälten.«
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll dort warten, bis alle von ihren Gerichtsverhandlungen zurück sind, und ihnen, wenn nötig, bis in ihre Weinbars folgen. Und sie soll herausfinden, ob einer von ihren Shaun Francis gekannt hat.«
    »Es muss eine Verbindung geben«, murmelte Melody. »Zwei Anwälte – und auch noch beide Prozessanwälte –, die regelmäßig allein ins Pub gehen, die beide nicht sonderlich beliebt sind und die beide dort Fremde ansprechen.«
    »Shaun Francis war dreißig Jahre jünger«, bemerkte Gemma. »Hat der Barmann im Prince of Wales erwähnt, dass er öfter Frauen abgeschleppt hat?«
    »Nein. Nur, dass er einige der anderen Anwälte kannte, die zu den Stammgästen gehörten, und dass das Barpersonal es vermied, sich von ihm in Gespräche verwickeln zu lassen, weil er ein Langweiler war und auch ein ziemlicher Kotzbrocken – allerdings hat er es ein bisschen höflicher ausgedrückt.«
    »Seine Nachbarin und sogar seine Schwester scheinen sich da mit ihm einig zu sein.« Gemma schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Aber vor dem Gespräch mit seiner Mutter ist mir trotzdem ein bisschen bange.«
    Die Adresse, die Amanda Francis Gemma genannt hatte, war in der Desenfans Road, nahe dem Zentrum von Dulwich Village. Es war eine Doppelhaushälfte aus rotem Backstein in einer ruhigen Seitenstraße; eines jener komfortablen Wohnhäuser in Vorstadtlage, die stets wesentlich mehr kosten, als man selbst für angemessen hält. Der Garten auf der linken Seite sah verwahrlost aus, selbst jetzt im Winter, und Gemma vermutete, dass weder Amanda noch ihre Mutter mit einem grünen Daumen gesegnet waren.
    »Noch einmal in die Bresche, liebe Freunde«, murmelte Melody, als sie ausstiegen und auf die Tür zugingen.
    »Du hast es heute mit Shakespeare, hm?«
    » Heinrich V. diesmal. Ich war mal total in Kenneth Branagh verknallt«, gab Melody zu. »Frag mich nicht, wie oft ich den Film gesehen habe.«
    »Und da wirfst du Doug vor, dass er ein Geek ist.«
    Solchermaßen gewappnet läuteten sie an der Tür.
    Amanda Francis öffnete ihnen sofort. Es war nicht zu übersehen, dass sie wieder geweint hatte. Ihr Gesicht war noch verquollener als zuvor, und sie hielt sich ein durchweichtes Papiertaschentuch an die Nase. »Niemand hat mir gesagt, wie ich es ihr beibringen sollte«, sagte sie. »Ich habe mich daran erinnert, wie damals die Polizei zu uns kam, nachdem mein Vater gestorben war. Sie sind einfach gleich damit herausgerückt, als hätte es keinen Sinn, die Sache in die Länge zu ziehen, also habe ich es genauso gemacht. Aber jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll.«
    »Können wir Ihre Mutter sprechen?«,

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