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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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Tartaglia und Feeney folgten ihm in einen großen, weiträumigen Raum mit zwei hohen Fenstern, die zur Straße hin lagen. Bourne tapste über den Flur, schaltete die Musik aus, dann bückte er sich, um eine Spur verstreuter Kleidungsstücke aufzusammeln, ehe er durch eine Tür in der hinteren Ecke des Raumes verschwand, hinter der Tartaglia das Schlafzimmer vermutete. Er knallte die Tür hinter sich zu. Minuten später wurde die Toilettenspülung betätigt, und sie hörten gedämpfte Stimmen durch die Trennwand.
    Während sie darauf warteten, dass Bourne wieder auftauchte, schaute sich Tartaglia im Raum um. An der einen Wand neben der Eingangstür war eine moderne Küchenzeile eingebaut, die vom übrigen Raum durch eine Frühstückstheke abgetrennt war, auf der sich leere Weinflaschen, schmutzige Teller und Gläser stapelten. Der Rest des Raums sah aus wie eine Mischung aus einem der Schnickschnack-Läden, an denen sie gerade auf der Portobello Road vorbeigefahren waren, und der Werkstatt eines Tierpräparators, mit ein paar Hirschgeweihen über der Eingangstür
und zahlreichen auf Tischen verteilten ausgestopften Vögeln unter Glaskuppeln. In einer Ecke kletterte ein räudig aussehendes ausgestopftes Affenpaar einen Ast hoch, der zu einer Lampe umfunktioniert war, und auf dem Schreibtisch daneben diente ein menschlicher Schädel mit einem violetten Fez als Briefbeschwerer.
    Ein vertrauter, stechender Geruch hing in der Luft. Tartaglia wanderte durch den Raum, Feeney immer hinter ihm, fand das tragbare Telefon auf dem Boden neben dem Fenster, daneben einen Stapel Kissen, eine angebrochene Flasche Wein, zwei halbvolle Gläser und einen Kneipenaschenbecher mit den Resten eines Joints.
    »Hier hat wohl jemand eine kleine Party gefeiert«, sagte Feeney und verschränkte missbilligend die Arme. »Und das um diese Tageszeit.«
    Tartaglia unterdrückte ein Lächeln. In Feeneys wohlgeordnetem Leben gab es eine richtige Zeit und einen richtigen Ort für alles, und er konnte sich vorstellen, dass Trinken und Ähnliches strikt in die Abendstunden gehörte.
    Nach wenigen Minuten tauchte eine dürre, hohläugige Blondine in engen Jeans, schweren Stiefeln und einer Bikerjacke auf. Sie ging auf unsicheren Beinen an Tartaglia und Feeney vorbei, als wären sie unsichtbar, hob hinter einem Stuhl einen Sturzhelm auf und verschwand durch die Wohnungstür. Kurz darauf erschien Bourne wieder, in einem fließenden Morgenmantel aus rotem Samt.
    »Sollen wir?«, sagte er mit einer vagen Handbewegung in Richtung Sitzgruppe.
    Ohne die Antwort abzuwarten, plumpste er schwer mitten aufs Sofa, und Tartaglia und Feeney blieb nichts anderes übrig, als mit den beiden altmodischen Sesseln ihm gegenüber vorliebzunehmen. Obwohl Tartaglia sich Bourne nur schwer im
Anzug oder ähnlicher dem Anlass angemessener Kleidung vorstellen konnte, war es gut möglich, dass sein rotbraunes Haar im gedämpften Licht des La Girolle dunkelbraun wirkte. Er war gespannt, ob Henri Charles ihn erkennen würde.
    »Sie wissen, dass Rachel Tenison ermordet wurde?«, fragte Tartaglia, während Bourne sich in die Kissen fläzte und ein langes, blasses Bein über das andere legte.
    »Ja, das habe ich gehört«, antwortete Bourne und rieb sich die Augen. »Also, was wollen Sie?«
    »Wir versuchen nachzuvollziehen, was Miss Tenison getan hat, nachdem sie am Donnerstag die Galerie verlassen hat. Wie ich hörte, haben Sie sie an dem Abend gesehen.«
    »Stimmt. Wir haben uns auf einen Drink getroffen.«
    »Wo war das?«
    »Bei ihr.«
    »Sie meinen, in ihrer Wohnung?«
    Bourne gähnte. »Wo sonst?«
    »Nur, damit ich das richtig verstehe, Mr. Bourne: Sie waren also Freunde?«
    »Ja. Ich kenne Rachel - kannte Rachel - von der Uni.«
    »Dann war es ein freundschaftlicher Besuch?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin Journalist. Ich schreibe einen Artikel für eine Sonntagszeitung. Über Beutekunst der Nazis und das Simon-Wiesenthal-Zentrum. Ihre Galerie ist in die Entdeckung eines bestimmten Gemäldes involviert, und ich musste mit ihr darüber reden.« Er fummelte beim Sprechen an dem langen, am Ende mit einer Quaste geschmückten Gürtel seines Morgenmantels herum.
    »Um wie viel Uhr waren Sie dort?«
    »Gegen sieben. Wir haben ein, zwei Gläser Wein getrunken, ein bisschen geredet, dann bin ich gegangen.«
    »Wann war das?«

    »Kurz vor acht.«
    Feeney runzelte die Stirn. »Das war eine ziemlich kurze Verabredung.«
    Bourne warf Feeney einen müden Blick zu. »Was heißt schon kurz? Ich

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