Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
Vom Netzwerk:
wohl ein 24-Stunden-Job«, bemerkte ich und verzog das Gesicht, als ich mich aufsetzte und jeder Muskel protestierte. »Mir geht es jedenfalls gut.«
    »Du siehst aber nicht danach aus.« Althea setzte sich auf die Bettkante und legte mir die Hand auf die Stirn. »Fieber hast du jedenfalls nicht.«
    »Ich bin nicht krank«, erklärte ich und wich zurück. »Nur ein bisschen angeschlagen. Immerhin bin ich eine Kellertreppe hinuntergefallen, schon vergessen?«
    »Natürlich nicht. Ich habe die Anweisungen des Arztes genau befolgt und gestern Abend alle zwei Stunden nach dir gesehen.«
    Was die Alpträume erklärte. »Und wie war der Termin?«, erkundigte ich mich.
    »Es war nichts Wichtiges«, wiegelte sie ab und rümpfte die Nase. »Nur ein potenzieller Klient.«
    Offenbar hörte es nie auf. »Hast du etwas von Bethany gehört?« Okay, ich gebe es zu, mich plagte die Neugier. Und Althea ließ jeden ihrer Klienten nach dem ersten Date anrufen, um zu erfahren, wie es gelaufen war. Quasi als Rede zur Lage der Nation. Und obwohl Michael kein »offizieller« Klient war, wollte Althea vermutlich trotzdem auf dem Laufenden sein.
    »Noch nicht«, erwiderte Althea. »Aber Michael war höchst angetan.«
    »Das hört sich an, als hätte er einen neuen Teppich gekauft.« Ich runzelte die Stirn, bereute es aber sofort, da die Wundnaht schmerzte. Bentley schälte sich aus den Decken und stupste in einem Anfall hündischen Mitleids meine Hand mit seiner schwarzen kalten Schnauze an. Doch diese Geste beschwor lediglich die Erinnerung an den Tag herauf, als er noch ein Welpe war und den Teppich ruiniert hatte.
    Der Teppich stammte aus Afrika. Und bedeutete mir sehr viel. Bentley nicht. Er hatte sich nicht nur ein-, sondern gar zweimal darauf erleichtert, und glauben Sie mir, auch mit einer noch so großzügigen Dosis Desinfektionsspray hatte sich das Problem – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht be-»reinigen« lassen, also hatte ich im Internet recherchiert, den Teppich so gut es ging von Hand ausgewaschen und ihn dann zum Trocknen aus dem Fenster gehängt.
    Gerade als ich mir für meine hausfrauliche Heldentat auf die Schulter klopfen wollte, kam eine Bö auf und riss den Teppich mit sich, wo er prompt acht Stockwerke tiefer auf dem Dach eines Lieferwagens landete. Offenbar war der Fahrer ganz begeistert, denn er fuhr unbeirrt davon. Natürlich lief ich nach unten, doch als ich aus der Tür kam, war weit und breit nichts mehr von ihm zu sehen. Ich erwog, Bentley auf direktem Weg zum Züchter zurückzubringen, doch er sah mich so kläglich an, dass ich mich zu einer derart drastischen Maßnahme nicht durchringen konnte. Stattdessen festigten wir unsere Bindung bei einer Portion italienischer Salami und hausgemachten Linguine. Und von einem Paar alter Manolos einmal abgesehen brachten wir den Rest seiner Welpenzeit unbeschadet hinter uns.
    Nur diesen Teppich vermisse ich heute noch.
    »Michael hat sich prächtig amüsiert, Andrea«, erklärte Althea. » Das habe ich damit gemeint. Ich verstehe nicht, wieso du immer so spitzfindig sein musst.«
    »Vielleicht weil mein Leben eine einzige Katastrophe ist?«
    »Ich bitte dich. Dein Leben ist doch wunderbar. Zumindest wird es das sein, wenn du dich erst einmal etwas ausgeruht hast.«
    »Ich will mich aber nicht ausruhen.« Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust, und Bentley gab ein bekräftigendes Kläffen von sich. »Ich muss zur Arbeit. Wir zeichnen heute eine neue Folge auf.«
    »Vielleicht solltest du es verschieben.«
    »Das geht nicht. Der Drehplan ist sehr eng.«
    »Und was ist mit deinem Gesicht?«, fragte Althea und schüttelte wie eine Schuldirektorin im Chanel-Kostüm den Kopf. »Um die Stiche herum ist die Haut etwas geschwollen und rot.«
    Ich verlagerte mein Gewicht, um mich im Spiegel auf der Frisierkommode sehen zu können. Der Anblick war nicht gerade berauschend, aber mit der richtigen Frisur und etwas Make-up würde keiner etwas merken.
    »Und selbst wenn man die blauen Flecke abdecken kann, was willst du wegen der Schmerzen unternehmen?«, fragte Althea, die allem Anschein nach meine Gedanken gelesen hatte.
    »Vicodin.« Ich nahm das Röhrchen vom Nachttisch und schüttelte es.
    »Und deine Kleider?«
    Ich trug noch die Sachen, die man mir im Krankenhaus gegeben hatte. Nicht gerade der letzte Schrei, aber immer noch besser als der ruinierte Fetzen von Alice & Olivia. »Hallo. Ich werde vom Sender ausgestattet. Ich spiele vielleicht nicht in der obersten

Weitere Kostenlose Bücher