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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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Dillon zur Vernunft kommt, und ehe du dich’s versiehst, steht er in der Tür, zerknirscht und mit dem Hut in der Hand.« Die Vorstellung, wie Dillon mit einem Hut in der Hand dastand, war absolut lachhaft, und von Zerknirschtheit möchte ich lieber gar nicht erst reden.
    »Meinst du wirklich, er kommt zurück?« Ich gebe zu, der Gedanke hatte etwas überaus Reizvolles, wenn auch nur unter dem Aspekt, dass ich damit Gelegenheit hätte, ihn nach allen Regeln der Kunst abzuservieren.
    »Ja, das glaube ich allerdings. Ich habe Diana Merreck gesehen. Sie kann dir nicht mal annähernd das Wasser reichen.«
    Ich lächelte und ließ mich von der vertrauten Wärme ihres Trostes umhüllen. »Okay.« Ich nahm noch einen Bissen von meinem Muffin. »Was ist mit Pfeffer? Könnte eine Prise Madagaskar-Pfeffer die fehlende Zutat sein?«
    »Zutatenraten« war ein altes Spiel zwischen ihr und mir, und ausgerechnet jetzt damit anzufangen, erschien mir als kluge Methode, das Gespräch von Dillons Untreue und der frisch erwachenden Hoffnung abzulenken, er erkenne möglicherweise schon bald, was für einen schrecklichen Fehler er begangen hatte, und komme wieder angekrochen. Natürlich ging es auch darum, ihr das Muffin-Rezept zu entlocken, und ich schreckte nicht davor zurück, mir meinen angeschlagenen Zustand dabei schamlos zunutze zu machen.
    »Nein, Pfeffer ist es nicht«, erklärte Bernice mit gerümpfter Nase. »Du strengst dich einfach nicht richtig an.«
    Die Wahrheit ist, dass ich Bernice meine Liebe zum Kochen und folglich wohl auch meine Berufswahl zu verdanken habe. Wie gesagt, ich habe eine Menge Zeit in ihrer Küche verbracht. Und wie für viele unglückliche Kinder war auch für mich Essen eine willkommene Methode zur Ablenkung gewesen (es grenzt an ein Wunder, dass ich keine drei Zentner wiege).
    Jedenfalls forderte mich Bernice irgendwann auf, die Zutaten eines ihrer Gerichte zu erraten. Ich fing mit den leichten Sachen wie Schokokeksen und meiner Lieblingsspaghettisauce an. Und offenbar hatte ich Talent. Nachdem ich die einfacheren Rezepte erraten hatte, wagte ich mich an Komplizierteres, beispielsweise die Frage, woraus die unfassbar leckeren Gnocchi oder ihre selbstgemachten Tamales bestanden.
    Und dann ließ ich Bernice’ Küche hinter mir und zog in die Welt hinaus, um mich größeren Aufgaben zu stellen – indem ich die typischen Gerichte der besten Küchenchefs nachkochte.
    Immerhin gilt Manhattan als eine Bastion kulinarischer Brillanz. Welchen besseren Ort gäbe es, ein köstliches Gericht zu probieren und zu versuchen, all die Zutaten zu identifizieren, die es so besonders machten? Und auch hier erwies ich mich als äußerst talentiert.
    Sogar so talentiert, dass es mir gelang, das Ganze in eine Karriere umzumünzen. Ich fing mit einer Kolumne in einer der New Yorker Tageszeitungen an, gefolgt von einer Rubrik im Frühstücksfernsehen bei einem der Lokalsender. Und das, gemeinsam mit einer göttlichen Inspiration meines Freundes Clinton Halderman, hatte mir meine eigene Sendung im Gourmet Channel eingebracht.
    Nicht übel für ein kleines verlassenes Mädchen.
    Aber wie gesagt, ohne Bernice wäre es niemals dazu gekommen.
    »Ich versuch es ja«, verteidigte ich mich. »Pfeffer ist gar nicht so abwegig. Es gibt einen herrlichen Rührkuchen mit schwarzem Pfeffer. Man würde nie im Leben darauf kommen, aber er verstärkt das Aroma der Vanille, was ihn für meinen Geschmack zu einem der besten Kuchen überhaupt macht.«
    »Mag sein, aber hier schmeckst du kein verstärktes Vanillearoma heraus, oder?«
    Konzentriert runzelte ich die Stirn und nahm noch einen Bissen. Blaubeeren, Butter, Eier, Sahne und Kokos, wobei Letzteres Bernice’ Muffins erst ihre unvergleichliche Saftigkeit verlieh. Trotzdem fehlte noch etwas. Irgendeine Zutat, auf die ich beim besten Willen nicht kam, so sehr ich mich auch anstrengte. Wieder und wieder versuchte ich mein Glück, doch ich lag jedes Mal daneben.
    Und Bernie rückte nicht mit der Sprache heraus.
    »Immerhin bin ich in einen Keller gefallen und deshalb nicht in Topform.« Seufzend widerstand ich dem Bedürfnis, mit der Hand mein Gesicht zu betasten.
    »Netter Versuch«, höhnte sie. »Trotzdem verrate ich es nicht. Aber du wirst es schon herausfinden. Irgendwann …«
    Wieder seufzte ich, nur zur Sicherheit, und verputzte meinen Muffin vollends. »Und wenn nicht?«
    »Dann bist du vielleicht nicht so gut, wie du glaubst.«
    »Was für ein Schlag ins Gesicht.« Ich mimte

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