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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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Entsetzen.
    »O bitte«, stöhnte sie und beugte sich vor, um mein Kissen aufzuschütteln. »Ich bin doch dein größter Fan. Wilson nimmt deine Sendung sogar auf, und du weißt ja, dass er sonst nur Sport im Fernsehen ansieht. Mich würde allerdings interessieren, wann sie dich endlich ins Hauptabendprogramm nehmen.«
    »Da sind wir schon zwei.« Ich zuckte die Achseln. Diese Frage hatte sich zum echten Zankapfel entwickelt. Meine Producerin fand, dass wir so weit waren. Nur die Sendeverantwortlichen waren nicht überzeugt. »Meine Quoten sind gut, deshalb wird es schon passieren, wenn die Zeit reif dafür ist.«
    »Wo wir gerade dabei sind – mir ist da etwas Hochinteressantes zu Ohren gekommen.« Bernie wusste stets genau, was in der Stadt lief. In puncto Beschaffung von pikanten Informationen konnte es ihr Hausangestellten-Netzwerk jederzeit mit der CIA aufnehmen.
    »Schieß los«, sagte ich mit dem Anflug eines Lächelns beim Anblick von Bernice’ offenkundiger Aufregung.
    »Philip DuBois ist hier in New York.« Das wäre eine echte Sensation, besonders für die Welt der Spitzengastronomie.
    Philip DuBois galt als einer der talentiertesten Köche der Welt. Der gebürtige Franzose hatte mehrere 5-Sterne-Restaurants an den angesagtesten Orten eröffnet; außerdem einige an weniger angesagten, die diese Städte interessanterweise im Nu zum Hotspot gemacht hatten. DuBois war der unbestrittene König in der Welt der Kochgenies.
    Bereits seit Jahren verfolgte ich seine Karriere, und Bernice wusste genau, wie sehr ich ihn bewunderte.
    »Wegen einer Konferenz?«, fragte ich. Dank Manhattans Status als kulinarischer Hauptstadt ist sie ein Treffpunkt für alle möglichen Arten von Events und Seminaren, bei denen berühmte Küchenchefs vom Kaliber eines Philip DuBois nur zu gern als Zugpferd eingesetzt werden.
    »Nein.« Mit unübersehbarem Genuss zögerte sie den Moment hinaus. »Er eröffnet ein neues Restaurant.«
    »Wo um alles in der Welt hast du das erfahren?«
    »Von Lois Miller – sie hat sich als Haushälterin vorgestellt. Offenbar hat er ein Apartment gekauft und sucht Personal.«
    »Das bedeutet noch lange nicht, dass er ein Restaurant eröffnet«, wandte ich ein. »Er hat hochoffiziell erklärt, dass er nie wieder zurückkommen wird.«
    Vor Jahren hatte DuBois ein Restaurant namens Bijou geführt. Mit sensationellem Erfolg – bis er seinen Posten als Küchenchef einem seiner Mitarbeiter übertragen hatte. Niemand weiß genau, was damals passiert war, aber er hatte Manhattan verlassen und war nach Frankreich zurückgekehrt. Und alles andere war Stoff für Legenden. Dieser Mann war ein einziges Rätsel. Was ihn nur umso faszinierender machte.
    »Vermutlich hat er seine Meinung geändert«, erklärte Bernice achselzuckend. »Lois war sich ganz sicher. Der Laden soll Chère heißen und irgendwann im Herbst eröffnet werden. DuBois ist hier, um den Laden auf die Beine und zum Laufen zu bringen.«
    »Hat sie etwas über die Küche gesagt?«
    »Französisch«, antwortete Bernice nickend. »Etwas von wegen zurück zu den Wurzeln, glaube ich.«
    »O Gott, das ist Wahnsinn. Irgendeine Ahnung, wo das Restaurant sein soll?«
    »Nein. Offenbar verraten sie darüber nichts. Zumindest für den Augenblick. Aber Lois soll für ein zweites Gespräch vorbeikommen. Vermutlich wird sie danach mehr wissen.« Ich sage Ihnen, man darf das Hauspersonal in Manhattan nie unterschätzen.
    »Das sind ja wunderbare Nachrichten«, sagte ich. »DuBois hat unter großen Küchenchefs wie Michel Guérard und Roger Vergé gearbeitet. Dieser Mann ist unglaublich. Er wird wie das Juwel in Manhattans kulinarischer Krone sein. Ich kann es kaum erwarten.«
    »Und ich freue mich, dich wieder lächeln zu sehen.« Bernice blickte auf ihre Uhr. »Oh, gütiger Himmel, schon so spät. Du musst in einer halben Stunde unten sein. Also lasse ich dich jetzt besser allein.« Sie strich ein letztes Mal über mein Kopfkissen und verließ lächelnd den Raum, während ich allein zurückblieb. Völlig allein. Mutterseelenallein.
    Ohne Dillon.
    Oder sonst jemanden.
    Ich tätschelte Bentley, der mich ansah, als wollte er sagen: »Bin ich vielleicht niemand?« Eine Woge des Selbstmitleids erfasste mich. Es war nicht fair. Andererseits war das Leben an sich nicht fair. Und ich war keine Heulsuse. Entschlossen verputzte ich mein Frühstück, ging unter die Dusche und genehmigte mir eine anständige Portion pharmakologischer Unterstützung.
    Nicht einmal eine Stunde

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