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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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damit Sarah durchatmen kann, lenke ich die Unterhaltung wieder auf Macbeth. Den ganzen restlichen Abend sagt sie allerdings ziemlich wenig. Immer wieder schaue ich zu ihr hinüber, um zu sehen, wie es ihr geht. Es sieht so aus, als wäre sie meilenweit weg. Ganz in Gedanken. Gegen Mitternacht wird es kalt im Haus. Rachel und ich bestehen darauf, dass Sarah das Bett kriegt. Wir schlüpfen in die Schlafsäcke auf dem Boden. Und vielleicht ist es das bequeme Bett, oder vielleicht will sie einfach nicht wach bleiben, jedenfalls verändern sich Sarahs Atemzüge schon bald und sie ist nicht mehr bei uns.
    » Sarah?«, flüstere ich.
    Nichts.
    Mein Magen knurrt laut. Und wir lachen.
    » Hast du Hunger?«, fragt Rachel.
    » Ich bin am Verhungern.« Was eine ganz neue Erfahrung ist.
    Immer noch im Schlafsack, schlurfen wir aus dem Zimmer. Auf der Galerie entwickelt Rachel eine Art Pinguingang, indem sie in jeden Zipfel des Schlafsacks einen Fuß schiebt und dann abwechselnd mal links, mal rechts vorwärtswatschelt. Das wäre bestimmt eine gute Technik fürs Sackhüpfen. Ich mache es genauso. An der Treppe sehen wir uns einer neuen Herausforderung gegenüber. Aber Rachel meistert sie ohne Weiteres, indem sie sich auf die oberste Stufe setzt und auf dem Hintern hinunterrutscht.
    Ich folge ihr.
    » Wer als Erster in der Küche ist«, ruft sie, als wir unten sind.
    Wir bemühen uns, nicht zu lachen oder umzufallen. Aber beides passiert. In umgekehrter Reihenfolge. In der Küche schieben wir Papadams in die Mikrowelle und machen heiße Schokolade. Dann fällt uns Sarah wieder ein.
    » Ich fass es nicht, dass ihr Dad das getan hat«, sagt Rachel. » Ich fand ihn immer echt nett.«
    » Meinen fandest du auch nett.«
    Sie schneidet eine Grimasse. » Bin ich total verblendet, wenn es um Männer geht?«
    » Total«, lächele ich. » Apropos: Wie laufen die Proben mit Mark Delaney?« Ich ziehe die Augenbrauen hoch und wieder runter.
    Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus.
    » So gut?«
    Sie schüttelt den Kopf. » Er ist bloß witzig …«
    » Was?«
    » Nichts.«
    » Na komm schon, du verschweigst etwas.«
    Bei dem Gedanken an ihn verdreht sie die Augen. » Er nennt mich die ganze Zeit seine Lady Macbeth.« Sie lächelt wieder. » Er sagt, ich hätte einen schlechten Einfluss auf ihn.« Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. » Ein totaler Aufreißer.«
    Nicht so schnell, Rachel Dunne. » Du magst ihn. Stimmt’s?«
    » Ich mag es, wenn er mit mir flirtet. Heißt das, ich mag ihn?« Sie macht ein unentschlossenes Gesicht.
    » Ich hab David nach der Sache mit dem ADS gefragt.«
    Sie reißt die Augen auf.
    » Keine Sorge. Ich habe nichts gesagt.« Ich erzähle ihr, dass Mark Medizin studieren will.
    Sie strahlt über das ganze Gesicht. » Wirklich?«
    Ich stelle mir vor, wie die beiden Seite an Seite einen Patienten mit schweren Herzproblemen operieren, die Stirn über ihrem Chirurgen-Mundschutz in Falten gelegt vor lauter Konzentration.
    » Okay«, sage ich. » Ich sehe das so. Plan A in die Tonne. Geh direkt weiter zu Plan B. Ein Date. Schau, wie es läuft.«
    Sie verzieht das Gesicht. » Irgendwie gefällt mir Plan A aber. Er strengt sich mehr an. Und er ist lustig, wenn er sich anstrengt.«
    » Er würde sich auch anstrengen, wenn du dich mit ihm verabredest.«
    Sie schaut zweifelnd drein.
    Ich zucke mit den Schultern. » Okay. Bleib bei Plan A. Du weißt, was du tust.«
    » Nein, weiß ich nicht.«
    » Dann sind wir schon zwei.«
    Wir lachen, und noch mindestens eine Stunde lang sitzen wir an der Küchentheke, quatschen und lassen die Beine im Schlafsack baumeln. Zwei Nixen beim Imbiss. Um ein Uhr nachts gehen wir wieder hinauf. Rachel schläft als Erste ein. Ich liege auf dem Rücken und sehe durch ihr Velux-Fenster hinauf zu den Sternen. Ich fühle mich anders. Ich bin erleichtert, zugeben zu können, dass ich etwas für Rachel empfinde und dass sie etwas für mich empfindet (nicht im lesbischen Sinn) und dass ich verrückt bin nach David und dass er mich mag. Ich fühle mich nicht mehr einsam. Oder wie ein Freak. Und es ist nichts Schlimmes passiert. Die Welt ist nicht explodiert. Noch nicht. Ich sehe zu Sarah hoch und hoffe, dass sie klarkommen wird.
    Am Morgen bringen wir das Frühstück nach oben und lümmeln im Schlafanzug herum.
    » Ich habe nachgedacht«, sagt Sarah und zieht die Nase kraus. » Ich bin mir nicht sicher wegen Mark.«
    Plötzlich hat sie Rachels volle Aufmerksamkeit.
    » Ich glaube, du hast was

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