Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
Vom Netzwerk:
Besseres verdient«, fügt Sarah hinzu.
    » Ich habe nicht Ja gesagt.«
    » Na ja, würd ich auch nicht. Wenn ich du wäre.«
    » Warum nicht?«
    » Er ist ein Spinner. Du kannst dich nicht auf ihn verlassen.«
    Rachel sieht mich an. Und plötzlich muss ich ihn verteidigen.
    » Er wollte die Rolle des Macbeth, damit er in deiner Nähe sein kann, Rachel. Er hat den ganzen Text für dich gelernt. Er ist verrückt nach dir. Er ist schon seit einer Ewigkeit verrückt nach dir.«
    Ihr Gesicht leuchtet auf. » Wirklich?«
    » Das darfst du eigentlich nicht wissen, okay? Oder ich bin tot.«
    Sie strahlt. » Hat David dir das wirklich erzählt?«
    » Das hat er mir wirklich erzählt.«
    » Wow.« Rachel sieht aus, als hätte ich ihr ein Geschenk überreicht.
    » Er ist kein Spinner. Nicht, wenn er weiß, was er will.«
    » Ich wäre trotzdem vorsichtig«, sagt Sarah trotzig und wirft mir einen Blick zu, der besagt: » Du hast nicht immer recht.« Und ich frage mich, ob das etwas damit zu tun hat, dass ihr Vater auszieht. Ob sie jetzt vielleicht denkt, alle Männer sind Mistkerle.
    Als ich nach Hause komme, lasse ich meine Tasche auf den Boden fallen und mache mich auf die Suche nach Homer, der heute merkwürdigerweise nicht auf mich zugerannt kam, um mich zu begrüßen. Ich finde ihn in der Küche. Und statt zu mir zu kommen, um Hi zu sagen, läuft er mit eingezogenem Schwanz und hängendem Kopf in die entgegengesetzte Richtung davon. Neugierig folge ich ihm. Da bemerke ich, dass er etwas im Maul trägt.
    » Was ist das? Was hast du da?«
    Er legt sich hin und sieht mit großen braunen Augen zu mir auf, wie einer von den heiligen Märtyrern auf Bildern.
    Ich strecke die Hand aus. » Gib her.«
    Er lässt eine übergroße Sonnenbrille fallen.
    » Homer!«
    Auf der schwarzen Prada-Sonnenbrille, die die Stylistin so liebt, haben seine Zähne deutliche Spuren und an einigen Stellen sogar tiefe Kratzer im Glas hinterlassen.
    » Oh mein Gott!« Ich sehe ihn strafend an. » Du ungezogener Hund.«
    Vielleicht ist es nur halb so schlimm, wenn man sie aufsetzt. Ich halte sie mir vor die Augen und sehe hindurch, in der Hoffnung, die Kratzer würden meine Sicht nicht beeinträchtigen.
    Die Brille ist hin.
    Normalerweise kaut Homer nicht auf Sachen herum. Er hat sich nie über die Möbel hergemacht. Oder über den Teppich. Oder die Vorhänge. Vielleicht mal über eine einzelne Socke. Nichts Schlimmes. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Kann er sie auch nicht leiden? Dann rufe ich mir wieder in Erinnerung – er ist ein Hund.
    Ich atme tief durch.
    Besser, ich sag es ihr.
    Ich finde sie in keinem der Haupträume. Nicht im Arbeitszimmer meines Vaters. Nicht im Wohnzimmer. Keine Antwort aus dem Zimmer, in dem sie wohnt. Ich will schon aufgeben, da entdecke ich sie von der Galerie im ersten Stock aus draußen im Garten. Sie sitzt auf einer niedrigen gefliesten Mauer und schaut hinaus aufs Meer. Ich habe sie noch nie so ruhig gesehen. Ich habe sie überhaupt noch nie ruhig gesehen. Am besten bringe ich es gleich hinter mich. Mit der Prada-Brille in der Hand gehe ich nach unten und hinaus in den Garten und überlege, wie ich ihr das mit der übel zugerichteten Prada-Brilla am besten erkläre. Ich nähere mich ihr von hinten.
    » Marsha?«, sage ich zögernd.
    Hastig fährt sie sich mit den Händen übers Gesicht. Dann dreht sie sich um und lächelt. Ihre Nasenspitze ist rot und ihre Augen sind verquollen.
    » Oh Gott. Es tut mir leid«, sage ich und weiche zurück. » Ich wollte nicht …« Es passt irgendwie nicht recht, dass sie weint. Sie ist immer so, ich weiß auch nicht, so sonnig.
    Sie lächelt. » Darf ich vorstellen: frisch geschieden.« Sie nimmt einen gelben gefütterten Briefumschlag von der Mauer. » Ich habe gerade die Papiere bekommen. Jetzt ist es offiziell.«
    Ich bin wie vom Donner gerührt. Ich wusste nicht einmal, dass sie verheiratet war. » Oh Gott. Es tut mir so leid.« Oder sagt man so was nicht?
    » Es gibt nichts, was dir leidtun müsste. Er war nur die Liebe meines Lebens.« Sie lacht. Und fängt wieder an zu weinen. Bevor ich weiß, was ich tue, lege ich die Arme um sie. Ich. Umarme. Die Stylistin. » Willst du einen Tipp?«, fragt sie, als sie sich aus der Umarmung löst. » Wenn du jemanden liebst, dann verbring deine Zeit nicht am anderen Ende der Welt.«
    Ich nicke. » Okay.«
    » Man entfernt sich voneinander«, sagt sie und putzt sich die Nase. » Ich hätte nicht gedacht, dass das bei uns so sein

Weitere Kostenlose Bücher