Wer braucht schon Liebe
Mark.
» Können wir bitte über etwas anderes reden?«, sage ich.
Aber Sarah sieht Mark an. » Also mach nicht denselben Fehler.«
Er blinzelt. » Wie bitte?«
» Komm schon, Mark. Stell dich nicht dumm. Es kursiert das Gerücht, dass du und Rachel die Nächsten seid.«
» Wie bitte?«, sagt er wieder. Er ist leichenblass geworden.
Plötzlich steht Rachel auf und sieht Sarah an. » Hat dir noch niemand gesagt, dass man Gerüchten nicht glauben sollte?« Sie nimmt ihr Tablett und rauscht ab.
Mark sieht aus, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst.
Ich starre Sarah an, als wollte ich sagen, warum verdammt noch mal hast du das getan? Dann mache ich mich auf die Suche nach Rachel.
Ich finde sie auf dem Hockeyfeld, wo sie um den Platz herumläuft. Ich muss rennen, um sie einzuholen.
» Alles in Ordnung mit dir?«, frage ich.
Sie bleibt stehen, dreht sich dann zu mir um und sieht total deprimiert aus. » Warum hat sie das gesagt?«
Ich schneide eine Grimasse. » Du kennst doch Sarah. Sie kann nichts für sich behalten.«
» Ich weiß, aber jetzt habe ich ihn beleidigt.«
» Nein, hast du nicht.«
» Ich habe praktisch in der Öffentlichkeit Nein zu ihm gesagt.«
» Rachel, du hast nur gesagt, dass man Gerüchten nicht glauben sollte.«
» Was mehr oder weniger ›Nein‹ bedeutet. Und jetzt weiß er, dass ich es euch erzählt habe. Wahrscheinlich denkt er, dass ich angegeben habe.« Sie legt eine Hand auf die Stirn. » Oh Gott! Und ausgerechnet als ich Ja sagen wollte.«
Das hellt meine Stimmung auf. » Wirklich?«
» Es kam mir unfair vor, ihn hinzuhalten, nach dem, was du mir über Macbeth und so erzählt hast.«
» Das ist toll, Rachel.«
» Falls er je wieder mit mir redet.«
» Natürlich tut er das.«
Hoffnungsvoll sieht sie mich an. » Meinst du, er hat kapiert, dass es mir nur peinlich war?«
» Na klar«, sage ich. Obwohl nach meiner begrenzten Erfahrung Jungs nur wenig » kapieren«.
» Oh Gott«, stöhnt sie. » Und jetzt muss ich reingehen und mit ihm proben.«
Ich bin überrascht. Ich finde wirklich nicht, dass Rachel viel gesagt hat. Aber Mark hat sich total zurückgezogen. Wenn sie nicht gerade einen Dialog haben, könnte man bei den Proben meinen, dass er gar nicht weiß, dass sie existiert. Falls es irgendwie ein Trost ist für Rachel, und ich weiß, das ist es nicht, sieht er doch ganz schön unglücklich aus. Rachel macht den Eindruck, als wäre sie am liebsten woanders. Und Sarah? Anscheinend ist das Einzige, was ihr leidtut, dass sie bleiben muss, um an der » Akustik« zu arbeiten.
» Hast du ihn gesehen?«, flüstert Rachel, kaum dass wir wieder beisammen sind. » Total kalt.«
Wir sehen, wie er geht – als einer der Ersten zur Tür hinaus. David folgt ihm und sieht zu mir zurück, ob ich auch komme. Ich winke ihm zu, dass er schon einmal vorgehen soll.
» Geh nur«, sagt Rachel.
» Nein, wir sehen uns bestimmt später noch.«
» Jetzt geh schon. Mit mir ist alles in Ordnung.«
Ich sehe sie streng an. » Rachel. Ich bleibe.«
Sie lächelt schief. » Danke.«
Wir gehen zu unseren Schließfächern. Rachel sieht unglücklich aus.
» Glaubst du, er mag mich jetzt nicht mehr?«
» Nein.«
» Was war das dann?«
» Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es bloß verletzter Stolz.«
» Meinst du?«
» Sicher.« Das bin ich allerdings nicht.
» Was soll ich tun?«
» Rachel, mach dir keine Sorgen. Morgen ist wahrscheinlich alles wieder gut.«
» Nein. Bestimmt nicht.« Wir holen unsere Taschen aus den Schließfächern und marschieren hinaus. Draußen bläst uns der Wind den Regen ins Gesicht, sodass wir unter dem Vordach Schutz suchen. Ich hole meine Mütze aus der Tasche und setze sie auf. Wir wappnen uns und gehen los. » Oh Gott. Warum habe ich nicht einfach Ja gesagt, als er mich nach einem Date gefragt hat? Wie soll ich ihm morgen gegenübertreten?«
» Sei einfach du selbst«, schlage ich vor.
» Was ist mit der Pause?«
Ich denke darüber nach. Sie hat recht. In der Cafeteria könnte es heikel werden. » Wir setzen uns woandershin. Ich spreche mit David.«
» Aber was ist mit euch beiden?«
» Rachel, wir sehen uns ständig. Mach dir keine Gedanken.«
» Es tut mir leid, Alex.« Sie klingt niedergeschlagen.
» Sarah sollte es leidtun. Ich weiß, dass sie Probleme hat. Aber trotzdem.«
David ist an der Reihe, auf Bobby aufzupassen. Also hängen wir einfach in seinem Zimmer ab. Für uns ist es wie ein Zufluchtsort. Ein Ort, an dem uns niemand stört.
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