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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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versuche, mir sein Gesicht nicht vorzustellen. Aber es klappt nicht. Am liebsten würde ich zum Fenster rennen, ihm zurufen, dass ich warte, dass ich hoffe, dass ich glaube. Und vielleicht würde ich das auch tun, wenn ich so ein fröhliches, optimistisches Wesen wäre, das noch nie enttäuscht wurde, das an die Zukunft glaubt, an Chancen und an ein Happy End. Aber das bin ich nicht. Also gehe ich wieder ins Bett. Und versuche, so zu tun, als wäre er nicht hier, als hätte es ihn nie gegeben.
    Dann ist Marsha wieder da. » Er sagt, er wartet.«
    Ich stöhne.
    » Glaub mir, Alex. Dieses Mal wirst du ihn verlieren.«
    » Hab ich schon.«
    Er wartet zwei Stunden, die zwei längsten Stunden meines Lebens, die ich damit verbringe, mich selbst davon abzuhalten, hinunterzurennen und mich in seine Arme zu werfen. Am schlimmsten ist es, als der Motor anspringt. Da muss ich wirklich kämpfen. Ich schließe die Augen, schlinge die Arme fest um meine Knie. Und als der Motorenlärm verebbt, breitet sich die Leere in mir aus wie verschüttetes Wasser. Aber ich werde nicht weinen.

22 Vitamin C
    Am nächsten Morgen liegen meine Weihnachtsgeschenke am anderen Ende meines Bettes, ein sorgfältig verpacktes Bündel zu meinen Füßen. Ich stehe auf und gehe zum Kleiderschrank. Ich öffne die Tür. Dann räume ich ein Geschenk nach dem anderen weg. Ich lege mich wieder ins Bett. Dann verhärte ich mein Herz, friere es wieder ein. Ich bin die Eisprinzessin. Ich bin eiskalt. Am nächsten Tag lösche ich David McFadden aus meinem Leben. Ich lösche ihn aus meinem Handy – seine Nummer, seine SMS , die Fotos, die wir im Zoo gemacht haben. Wie glücklich wir aussahen; wie dumm ich war. Ich entferne ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie er meinen Fuß massiert, von meinem Bildschirmschoner und tausche es gegen einen schneebedeckten Berg. Ich lösche alle unsere MSN -Nachrichten und die E-Mails. Auf Facebook gehört er nicht mehr zu meinen Freunden. Alle Fotos von ihm verschwinden eins nach dem anderen. Und als ich anfange zu weinen, rede ich mir ein: Ich fühle nichts. Ich fühle nichts. Ich fühle nichts. Ich fühle nichts. Auf meinem iPhone lösche ich alle Spuren, die mich an ihn erinneren. Schon bald ist nichts mehr übrig. Nicht einmal mehr Nina Simone. David McFadden existiert nicht mehr. Er hat nie existiert.
    Ich breche jegliche Kommunikation ab. Schalte mein Handy nicht ein. Räume meinen Laptop weg. Verstecke mich in meinem Zimmer. Der Rockstar kommt seinen Pflichten nach und fragt immer wieder mal, ob es mir gut geht. Marsha kommt und führt einseitige Gespräche an meiner Bettkante vorbei. Dann, am vierten Tag, bekomme ich Besuch.
    Rachel trägt kühle Luft von draußen in mein Zimmer. Es riecht so frisch. Und sie sieht so lebendig aus, so sorglos, ihre Haare glänzen mehr denn je, ihre Augen funkeln, ihre Haut strahlt. Und ich weiß, dass Mark der Grund dafür ist. Weil sie glücklich ist.
    » Hey«, sagt sie und steht in der Tür, als wollte sie nicht stören.
    » Ich bin ziemlich müde, Rachel«, sage ich und hoffe, dass sie versteht, was ich meine.
    » Ich kann es einfach nicht glauben, Alex«, sagt sie und kommt herein. » Alles lief so gut.«
    Mitleid ist gefährlich. Also erstarre ich. » Tja, so ist das Leben, nicht wahr?«
    » Ich weiß, aber es ist total unfair.«
    Ich darf das nicht zulassen. » Rachel, ich fühl mich nicht so gut.«
    » Rufst du deswegen nicht zurück?«
    Ich schließe die Augen. » Ich will einfach allein sein.«
    Schweigen. » Das verstehe ich, Alex. Wirklich. Aber du kannst nicht alle zurückweisen.«
    Das werden wir ja sehen.
    » Du brauchst Menschen.«
    Ganz falsch.
    » Rede wenigstens mit David. In neun Tagen zieht er weg.«
    Neun Tage! Der Schmerz breitet sich in mir aus. Aber ich kann damit umgehen. Ich werde damit fertig. Neun Tage sind gut. Je früher er geht, umso leichter wird es mir fallen zu vergessen, dass er je hier war.
    » Hör dir einfach an, was er zu sagen hat. Hör es dir an.«
    Mein Kiefer verkrampft sich.
    » Gib nicht auf, was ihr zusammen habt. Lass es nicht sausen.«
    Ich presse die Zähne fest aufeinander, als ich sage: » Rachel, bitte, ich bin müde.«
    » Okay, ich verschwinde. Aber denk darüber nach, okay? Darüber, was du aufgibst.«
    Ich nicke. Nur damit sie geht.
    Und endlich tut sie es.
    Am nächsten Tag wache ich mit Kopfschmerzen auf, mir läuft die Nase, und meine Augen tränen. Das hab ich jetzt davon, dass ich Rachel angelogen habe.
    » Also gut, lass mal

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