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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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zusammen. Sie lacht. Dann sieht sie mein Gesicht.
    » Ist alles in Ordnung?«
    » Ja, alles klar. Danke.«
    » Du siehst nicht besonders gut aus.«
    » Migräne.«
    » Oh, wenn das so ist, dann geh lieber heim.«
    » Ist schon gut.«
    » Du hast keine Wahl, Alex. Ich habe auch Migräne. Ich weiß, wie das ist. Warte mal.« Sie geht hinter die Theke. Kramt in ihrer Tasche. Holt eine Schachtel Tabletten heraus. Sie gibt mir zwei. » Nimm sie jetzt gleich, bevor es zu spät ist.«
    Ich strecke die Hand danach aus. Dann gibt sie mir eine Flasche Wasser.
    » Ich habe keine Flöhe«, sagt sie lächelnd.
    Ich schlucke die Tabletten. » Danke.«
    » Geh jetzt.«
    Ich blinzele. » Sind Sie sicher?«
    » Absolut. Soll ich deine Mum anrufen?«
    Ich hole mein Handy heraus. » Nicht nötig, danke, ich mach das schon.«
    Mike bringt mich nach Hause. Ich gehe direkt in mein Zimmer. Ich hole meinen Laptop hervor und trage ihn zum Bett. Ich sehe mir einen Film nach dem anderen an. Kill Bill gefolgt vom zweiten Teil. Dann Pulp Fiction. Schließlich geht mein Plan auf, und ich schlafe ein, ohne zu denken.

24 Ritter vermisst
    Am Morgen gilt mein erster Gedanke David. Jetzt ist er am Flughafen. Checkt ein. Auf einmal ist da ein Schmerz in meiner Brust, der sich langsam ausbreitet. Ich versuche ihn zu ignorieren. Mike fährt mich im Regen zur Arbeit. Den ganzen Tag halte ich den Blick gesenkt, den Kopf frei von jedem Gedanken. Ich lächele die Kunden besonders angestrengt an – bis ich mein Spiegelbild entdecke und feststelle, wie erschreckend ich aussehe. Ich versuche, mich zu konzentrieren, gebe aber einer Frau zu viel Wechselgeld heraus, einer anderen eine leere Schmuckschatulle. Mir fällt ein Ohrring hinunter und auf der Suche danach trete ich darauf. Bis vier Uhr habe ich mich so oft entschuldigt, dass ich mir selber auf die Nerven gehe. Pat fragt mich, ob ich früher gehen möchte.
    Also gehe ich früher.
    Ich stehe draußen vor dem Laden. Atme tief durch. Und gehe einfach los. Setze einen Fuß vor den anderen. Meine Schritte fallen in einen Rhythmus. Und tragen mich ans Meer. Es brüllt laut, wild und rebellisch. Und ich denke: Gestern Abend muss es gestürmt haben. Wellen bäumen sich auf wie wütende Pferde. Die Luft ist salzig und auf meinem Gesicht spüre ich feuchten Nebel. Und einen Moment lang schließe ich die Augen, atme ein und denke an David – der jetzt irgendwo über dem Meer ist, sich mit mehreren Hundert Meilen pro Stunde entfernt, weg von mir. Dann fange ich an zu laufen, schnell, an der Küste entlang, meine Füße hämmern auf den Boden. Dann renne ich, vorbei am Strand von Sandycove und den Hügel hinauf in Richtung Forty Foot, dem berühmt-berüchtigten » Badehaus für Männer«, das dem öffentlichen Druck nachgeben und auch weibliche Badegäste zulassen musste. (Großzügig von ihnen, nicht wahr?) Ich bleibe stehen, ganz außer Atem, sehe den Wellen zu, die an den Felsen explodieren wie Feuerwerkskracher. Ich gehe die Stufen hinunter zu den Umkleiden. Die Leute schwimmen hier das ganze Jahr über. Heute ist jedoch kein Mensch zu sehen. Ich klettere auf einen Felsen. Gischt spritzt auf, landet auf meinen Haaren wie kalte Fingerspitzen. Ich vergesse die Zeit. Blende alles aus. Es gibt nur mich und das Meer.
    Fast hätte ich sie nicht gehört, die Stimmen. Als ich sie wahrnehme, wende ich den Blick trotzdem nicht ab vom Meer. Ich weiß nicht, wie lange sie schon hier sind. Plötzlich ruft eine von ihnen: » Alex? Bist du das?«
    Widerstrebend blicke ich nach unten. Es ist Sarahs Bruder Louis, am Fuß des Felsens – meines Felsens –, und er schaut zu mir hoch.
    » Was machst du denn da oben? Eine Monsterwelle, und du bist Geschichte.« Er beginnt hochzuklettern.
    Ich schaue aufs Meer hinaus.
    » Komm runter«, sagt er und streckt mir die Hand hin. » Du wirst ja ganz nass. Los, gib mir deine Hand. Ich helfe dir.«
    » Ich will keine Hilfe.« Eine Welle bricht sich hoch über uns und spritzt uns nass.
    » Mein Gott! Bist du auf einer Selbstmordmission oder was?«
    » Verschwinde, Louis.«
    » Na komm schon … Wir haben Alk.« Mit einem Nicken deutet er auf seine zwei Kumpels unten am Stützpunkt. Einer gibt dem anderen einen Flachmann. » Was machst du hier überhaupt?«, fragt er, als ich nicht antworte. » Sieht dir gar nicht ähnlich, die Schule zu schwänzen.«
    » Woher willst du das wissen?«
    Ich klettere hinunter. Weg von ihm. Alles, was ich will, ist allein sein. Das ist alles. Das ist doch nicht

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