Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
Vom Netzwerk:
noch frierend, in zwei Paar Socken und in meinen Ugg Boots nach unten. Als Mike mich sieht, gibt er mir die Suppe.
    » Hier, nimm sie lieber mit nach oben. Du kannst nicht mit nassen Haaren herumlaufen.«
    Das hat Mum früher auch immer zu mir gesagt.
    Ich gehe auf mein Zimmer, zwinge mich, die Suppe zu trinken, dann trockne ich mir die Haare.
    Kurz darauf erscheint der Rockstar.
    » Mike hat mir erzählt, dass du nass geworden bist. Was ist passiert?«
    Ich seufze tief. » Ich war am Meer spazieren. Ich bin nass geworden. Nicht weiter schlimm.«
    » Wie fühlst du dich?«, fragt er, was ihn wahrscheinlich ziemliche Überwindung kostet. Der Rockstar spricht nie über Gefühle.
    » Besser denn je«, sage ich sarkastisch.
    » Kann ich dir irgendwie helfen?«
    » Nein.« Könnte er sowieso nicht.
    » Soll ich einen Arzt rufen?«
    » Nein.«
    » Wie läuft das Praktikum?«, fragt er, als läge das Problem vielleicht da.
    » Okay. Gut. Es gefällt mir.«
    » Okay, tja, ich denke, du solltest früh ins Bett gehen.« Er kommt zu mir und tut etwas, was er schon sehr lange nicht mehr getan hat. Er küsst mich auf die Stirn.
    » Ihh, eklig«, sage ich.
    Und gerade noch rechtzeitig zieht er sich zurück.
    Ich weiß nicht, warum ich zu seinem Zimmer gehe. Nicht, um mich zu entschuldigen. So viel steht fest. Vielleicht, um Gute Nacht zu sagen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hat er sich besorgt um mich gezeigt. Und ich habe ihm eine Abfuhr erteilt. Er schläft nicht mehr in ihrem alten Schlafzimmer, wo ich früher hingegangen bin, um ihnen einen Gutenachtkuss zu geben, sogar noch mit fünfzehn. Wo Mum manchmal so getan hat, als würde sie in einer Umarmung feststecken und nicht mehr loslassen können. Ich klopfe nicht an. Ich gehe einfach rein.
    Stocksteif bleibe ich stehen. Ich kann es nicht glauben. Ich schließe die Augen. Und gehe rückwärts. Ich stoße gegen die Tür, haue mir den Kopf an. Ich öffne die Augen. Und Marsha sieht mich an.
    » Oh nein«, sagt sie.
    Langsam dreht mein Vater den Kopf.
    Und ich bin weg. Renne. Die Treppe hinunter, durch die Eingangshalle. Homer denkt, ich will spielen, und rennt neben mir her, sieht zu mir auf und bellt. Ich rufe ihn zurück. Er winselt. Ich renne nach draußen, über den Rasen. Die Bewegungsmelder springen an und es wird hell. Ich renne durch das Tor, durch das es hinunter zum Meer geht, und tauche in die Dunkelheit ein. Ich laufe den schmalen Pfad hinunter, stolpere, falle. Fakt ist: Gerade habe ich gesehen, wie mein Vater Sex hat. Fakt ist: Es war mit Marsha. Fakt ist: Ich habe gedacht, sie ist meine Freundin. Aber der wichtigste Fakt ist: Er hat meine Mum vergessen.
    Im Dunkeln renne ich am Strand entlang. Zu meiner Linken höre ich die Wellen gegen das Ufer krachen, so wie immer, als hätte sich nichts geändert. Ich renne und renne und endlich gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Der Mond lugt hinter einer Wolke hervor. Von irgendwoher ertönt Vogelgezwitscher. Ich renne weiter.
    Schließlich muss ich stehen bleiben. Ich sinke in den Sand, versuche wieder zu Atem zu kommen, lege eine Hand auf mein Seitenstechen. Wie konnte er Mum das nur antun? Und mir? Ich habe Marsha gehasst. Warum habe ich es nicht dabei belassen? Ihr ging es nie wirklich um mich. Nur um ihn. O h mein Gott, ich hasse sie. Aber nicht so sehr, wie ich ihn hasse.
    Mir wird kalt. So wie einem nach dem Training in der Abkühl-Phase kalt wird. So wie einem im Januar ohne Jacke im Freien kalt wird. So wie einem kalt wird, wenn man sich am selben Tag schon einmal zu Tode gefroren hat. Ich muss weg vom Strand. Ich muss wieder nach drinnen. Aber ich bin weggelaufen, ohne Geld mitzunehmen. Ohne einen Plan zu haben. Ich durchsuche meine Taschen. Alles, was ich habe, ist mein Handy.
    Wen kann man anrufen, wenn man sich von allen seinen Freunden zurückgezogen hat? Wen kann man anrufen, wenn man auf der Flucht ist vor seiner Familie? Schließlich, weil ich keine andere Wahl habe, rufe ich die letzte Nummer an, die in mein Telefon eingegeben wurde. Zum Glück habe ich in meinem Handy immer die Rufnummernunterdrückung aktiviert, sodass ich mir keine Sorgen machen muss, dass Louis meine Nummer kriegt.
    » Wenn du willst, dass ich zu dieser Party komme, dann hol mich am Killiney Beach ab.«
    » Alex?«
    Steht der Kerl auf der Leitung? » Ja, hier ist Alex. Willst du, dass ich mitkomme, oder nicht?«
    » Ja, klar. Aber ich habe kein Auto.«
    » Dann treib eins auf.«
    » Um wie viel Uhr treffen wir uns?«
    »

Weitere Kostenlose Bücher