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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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einzusetzen und sie so zu unserer Stärke zu machen.“ Es ist also wahr. Alles, was Nadar gesagt hat, entspricht der Wahrheit. Aber wieso sollte er Beliar den Plan verraten?
    Mein Vater fährt fort: „Dein Onkel Tiberius hatte den Auftrag, in der Zwischenzeit an Beliars Seite zu stehen. Sein Vertrauen zu gewinnen. Als Beliars Eltern starben, brauchte der wilde, junge Hexer einen Vertrauten. Jemanden, der ihm beratend zur Seite stand. Tiberius wurde durch meinen geschickten Schachzug zu seinem Vormund. So hatten wir einen Späher direkt in den Reihen des Zirkels, der somit Beliar direkt beeinflussen konnte, dich anstatt der Ador zu wählen.“ Deshalb hat er so für mich gekämpft. Es geschah vollkommen eigennützig.
    Boa hey ist das gemein, was sie mit Beliar abgezogen haben. Tiberius ist für ihn wie ein Vater, dem er voll und ganz vertraut. Das konnte ich nicht nur in Beliars Erinnerungen erkennen. Sie gehen sehr freundschaftlich miteinander um.
    Mein Vater erklärt: „Tiberius‘ Aufgabe war es, dich zu uns zu bringen, falls du – wie geplant – entlarvt wirst. Natürlich haben wir damit gerechnet, dass dich deine dunkle Gabe früher oder später als schwarze Hexe entlarven wird. Aber bis dahin – so hofften wir – hast du ihn erfolgreich umgarnt.“ Wobei wir wieder bei der Marionette wären.
    „Damit unser Plan authentischer wirkt,“, fährt mein Vater fort „haben wir Nadar aufgetragen, Beliar vom Gegenteil zu überzeugen. Er sollte ihm die Vision der echten Ador-Hexe auftischen und einen Gegenpart zu Tiberius darstellen, damit das Oberhaupt des weißen Zirkels keinen Verdacht schöpft. Beliar sollte sich im Zwiespalt fühlen. Du, meine Tochter, solltest ihn erfolgreich dazu bringen, dich zu wählen. Er hat die Ador-Hexe noch nicht geehelicht. Anstatt ihr den Hof zu machen, wie es eigentlich auch von seinem Zirkel erwartet wird, sucht er nach dir. Beliar stellt sich bereits jetzt gegen seinesgleichen. Du hast deine Aufgabe, von der du eigentlich nichts wusstest, mit Bravur gemeistert. Er liegt dir zu Füßen.“ Was für ein kranker Plan ist das denn? Sie haben nicht nur mit meinen Gefühlen gespielt, auch Beliar haben sie hintergangen. Irgendwie fühle ich mich total schmutzig, Teil dieser Intrige zu sein.
    Mein Onkel meldet sich zu Wort: „Es lief alles nach Plan. Bis du entschieden hast, abzuhauen. Wieso konnten wir dich nicht finden Raven?“, will er wissen.
    „Ich habe ein bisschen gezaubert“, gestehe ich.
    „Ein Zauber, der so stark ist, dass weder Beliar, der mächtigste weiße Hexer, noch dein Vater, der mächtigste schwarze Hexer, dich finden konnten. Wohl kaum“, knallt er mir vor den Latz.
    „Zweifelst du an der Stärke meiner Kräfte, Onkel? Soll ich dich vom Gegenteil überzeugen?“, fordere ich ihn heraus.
    Alle am Tisch ziehen synchron die Augenbrauen hoch. Mein Vater lacht. „Sie ist von noch wilderer Schönheit, wenn sie wütend wird“, schwärmt er.
    „Vater“, melde ich mich zu Wort: „Wer hat die Adors verraten? Woher wusste die Inquisition, dass sie Hexen sind?“, will ich wissen. Ich muss mich zusammenreißen, nicht vor Zorn Feuer zu speien, schaffe es aber dennoch, ruhig zu bleiben. Ich kann nichts dafür, das ist der Drache in mir.
    „Jeder Plan fordert Opfer, mein Kind. Es diente einem höheren Zweck“, antwortet er. Nein. Mein Herz zieht sich krampfhaft zusammen.
    „Du hast sie verraten?“, hauche ich aufgebracht.
    „Ja“, gibt mein Vater zu. Ich muss mich zurückhalten, um nicht zu explodieren. Wie konnte er das nur tun?
    „Und Beliars Eltern?“, fahre ich fort.
    „Sie fielen ebenfalls dem Plan zum Opfer. Aber Raven, erkennst du denn nicht, welchen taktischen Vorteil wir dadurch haben? Nun können wir den weißen Zirkel ein für alle Mal zerschlagen.“ Ich atme tief durch. Es ist also alles wahr. Ich bin das Monster, das sie wie eine Marionette an den Fäden halten.
    „Ich verstehe deinen Plan Vater“, gebe ich zu. Das heißt nicht, dass ich ihn gutheiße. Außerdem ist es ein schlechter Plan, wenn man andere dafür opfern muss. Ein guter Plan fordert nur ein einziges Opfer – und zwar von einem selbst, nie das von anderen.
    „Wie geht es nun weiter?“, ergänze ich emotionslos. In mir tobt gerade ein Sturm, den ich mit übermenschlicher Kraft zu verbergen versuche.
    „Nun wirst du zu Beliar zurückkehren“, erklärt er. „Du hast mit vollster Überzeugung klargemacht, dass du ihn niemals hintergehen wirst. Das ist ein unglaublicher

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