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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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haucht er, während er mir erneut über die Wange streichelt. Als ich meinen Kopf zurück auf das Kissen bette, treffen sich Nadars und meine Blicke. Es ist ein komisches Gefühl, ihn anzusehen. Seine Züge sind freundlich, fast liebevoll.
    Ich weiß nicht, was ich von dieser Heiratsgeschichte halten soll. Das ist ja wohl klar, dass ich mich gegen diese arrangierte Ehe zur Wehr setzen werde.
     

    Ich betrete noch am selben Tag den großen Saal der Burg, nachdem ich ein paar Stunden geschlafen habe. Die Männer an der langen Steintafel erheben sich sofort.
    „Raven. Komm, setz dich zu mir mein Kind“, fordert mein Vater sanftmütig. Ich glaube, wenn ich nicht schon sechzehn wäre, hätte er mir seinen Schoß anstelle des Stuhls angeboten.
    Am Tisch sitzen bereits mein Onkel, mein Bruder und Nadar. Ich tue, was er verlangt und nehme neben ihm Platz.
    Er ergreift sogleich meine Hand, die er herzlich drückt. „Meine Tochter“, verkündet er. „Tiberius gab mir all seine Erinnerungen, die dich betreffen. Ich bin nun in voller Kenntnis, was dir widerfahren ist. Du bist eine wahre Owen und hast deinen Vater mit Stolz erfüllt. Ich schulde dir eine Erklärung, warum ich dich damals fortgeschickt habe. Aber vorerst speisen wir. Du musst zu Kräften kommen mein Kind, damit dein Leib bereit ist, die richtige Magie zu empfangen. Zu lange schon wohnt die falsche Kraft in dir. Dein Körper wehrt sich bereits dagegen.“ Mein Vater fährt mit der Hand durch meine kurzen Locken. Aha, er glaubt wohl, die weiße Magie hat meine Haare gebleicht. Hm, ergibt Sinn. Darauf hätte ich auch selbst kommen können. Aber das Offensichtliche blendet man ja meistens aus.
    „Verspürst du Schmerzen Tochter?“, will er wissen.
    „Nein“, antworte ich. „Warte Vater. Lass uns zuerst darüber sprechen. Ich will endlich Ordnung in das Chaos in meinem Kopf bringen“, verlange ich.
    Er lächelt sanftmütig. „Also gut. Wie könnte ich dir jemals etwas abschlagen, Tochter“, gibt er klein bei. „Ich weiß nicht, ob du das als kleines Mädchen so bewusst wahrgenommen hast, aber ich bin das Oberhaupt der schwarzen Gilde.“ Wow, okay. Das muss mir irgendwie entgangen sein.
    „Wir sind das Gegenstück zum weißen Zirkel, der von Beliar angeführt wird, wie du ja bereits weißt“, fährt mein Vater fort. „Die Gilde ist ein Zusammenschluss der stärksten schwarzen Hexer, die auf Erden wandeln. Vor langer Zeit schmiedeten wir einen Plan, wie wir unsere Feinde bezwingen könnten. Dein Onkel Tiberius und ich haben entschieden, dich auf eine Reise zu schicken. Wir haben dich gegen das Mädchen ausgetauscht, als die Adors von der Inquisition entlarvt wurden. Die Gedanken des Ador-Jungen und deine Erinnerung hat Nadar manipuliert, damit du glaubst, Junus sei dein Bruder.“ Warte mal, wieso konnte Nadar in so jungen Jahren schon solche Zauber vollbringen?
    Schnell höre ich meinem Vater wieder aufmerksam zu: „So konnten wir sicherstellen, dass du die Tatsache, die Ador-Hexe zu sein, nicht nur spielst, sondern auch selbst glaubst. Glücklicherweise sind meine Tochter und die der Adors gleich alt, daher war es ein Leichtes, dich zu platzieren. Nadar hat dich ins 21. Jahrhundert gebracht, damit du Zeit hast, heranzureifen. Erst als junge Frau solltest du dem Mann, der Anspruch auf dich erhebt, gegenübertreten. Nun brauchten wir nur darauf zu hoffen, dass dich Beliar finden wird. Du warst als kleines Kind bereits eine Schönheit, daher hatte ich keine Bedenken, dass Beliar dir nicht verfallen könnte. Du hattest bereits in jungen Jahren die Gabe, allen den Kopf zu verdrehen, damit du bekommst, was du willst. Ich habe durch Tiberius gesehen, wie du mit Beliar spielst. Er lässt dir Frechheiten durchgehen, für die er andere mit bloßen Händen töten würde.“ Was soll ich sagen, ich hab eben ein Schandmaul.
    Mein Vater lacht belustigt auf und meint: „Der stärkste weiße Hexer ist deiner Schönheit vollkommen erlegen. Wird alles tun, um dich zu finden.“
    Im nächsten Moment fährt mein Vater mit seiner Hand unter mein Kinn und zwingt mich so, ihn anzusehen. Dabei verliert er sich in meinen Zügen. Nimmt jedes Detail in sich auf.
    Nach ein paar Sekunden kommt er zu dem Schluss: „Du bist außergewöhnlich schön. Ich verstehe Beliars Schwäche für dich sehr gut.“ Die Worte meines Vaters ärgern mich. Ich bin mehr als nur die leere Hülle, die er gerade beschreibt.
    Sogleich ergänzt er: „Nun wird es Zeit, seine Schwäche gegen ihn

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