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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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taktischer Vorteil. Ihn ungenutzt zu lassen, wäre eine Verschwendung. Du wirst die Ador-Hexe erfolgreich aus seiner Burg vertreiben und ihn ehelichen. In deiner Hochzeitsnacht schlagen wir zu. Wir fallen in seine Burg ein und zerschlagen den Zirkel mit einem wohl ausgeführten Hinterhalt.“ Das ist ja ein teuflischer Plan. Verdammt. Ich will das nicht.
    „Und was dann?“, frage ich meinen Vater.
    „Dann nehmen wir unseren rechtmäßigen Platz als stärkste Familie der magischen Welt ein. Die zirkellosen schwarzen Hexen werden sich dem größten Zirkel anschließen. Gemeinsam sorgen wir für Recht und Ordnung“, erklärt mein Vater. Genau, und gleich danach herrscht Weltfrieden.
    Es grenzt schon fast an eine Beleidigung, dass er mir solch eine, an den Haaren herbeigezogene, Story auftischt. Jede Zelle in meinem Körper wehrt sich gerade dagegen, mir meinen Vater als Mörder und machthungrigen Diktator-Hexer vorzustellen.
    „Beliar wird nicht kampflos aufgeben“, wende ich ein. „Wie hast du dir das vorgestellt Vater? Einfach seine Burg einnehmen und dann hoffen, dass die Hexen des weißen Zirkels vor Angst den Schwanz einziehen?“, will ich wissen. Okay, ich werde bereits ausfällig. Liegt vielleicht an meiner mördermäßig „guten“ Laune.
    Mein Vater lächelt amüsiert. „Deine Stimme ist der Schlüssel zu dem Plan. Du wirst die Massen für uns bannen. Wirst sie dazu bringen, sich zu ergeben. Ich weiß, dass du das kannst. Selbst mit der falschen Magie bist du sehr stark. Fließt erst einmal die richtige Kraft in dir, wirst du Beliar ebenbürtig sein. Er vermag jetzt schon, keinen Zauber gegen dich zu vollbringen. Seine Magie nutzt ihm nichts.“ Meine Magie nutzt mir bei Beliar auch nichts, aber das brauche ich ihm nicht auf die Nase zu binden.
    „Warum sind der weiße Zirkel und die schwarze Gilde verfeindet?“, hake ich nach.
    Meinen Vater scheint die Frage zu überraschen. Nach ein paar Sekunden antwortet er aber geduldig: „Weiße oder schwarze Magie fließt im Blut der Hexen bereits über Generationen. Es ist ein Naturgesetz, dass beides nicht auf gleicher Ebene existieren kann. Eine Magie unterdrückt die andere. So ist der Lauf der Dinge. Zurzeit sind beide Mächte im Gleichgewicht. Beide Zirkel sind gleich stark.“ Aha, das ist also das Gleichgewicht, von dem Beliar gesprochen hat – es muss erhalten bleiben, hat er gemeint. Der Meinung bin ich auch. Niemand sollte den anderen unterdrücken.
    „Was ist der Unterschied zwischen weißer und schwarzer Magie?“, will ich nun von ihm wissen.
    „Weiße Magie nutzt die Kraft des Lebens. Weiße Hexer ziehen Energie aus allem, was lebendig ist. Schwarze Magie schöpft Kraft aus allem, was einmal existiert hat. Wir ziehen Energie aus Essenzen vergangenen Lebens. Auch aus Seelen, die nach dem Tod auf dieser Erde weilen“, erklärt mir mein Vater. Wie abartig. Mir steigt schon die Gänsehaut auf.
    „Warum kann ich mich dann der weißen Magie in meinem Körper bedienen Vater, wenn sie doch in meiner schwarzen Hülle nichts zu suchen hat?“, hinterfrage ich seine Worte, die ja offensichtlich gegen diese ‚weiß und schwarz kann nicht gemeinsam existieren‘ Theorie sprechen.
    „Das, mein Kind, gibt uns allen hier Rätsel auf. Uns ist kein ähnlicher Fall bekannt. Die weiße Magie hätte deinen Körper nie als Hülle akzeptieren dürfen, hätte nie zu dir kommen dürfen, als sie der Ador gerufen hat. Das haben wir zumindest bis jetzt geglaubt, aber dein Körper hat sie aufgenommen und wehrt sich nun dagegen. Dein Haar und deine Augen sind Zeichen, die dafür sprechen. Ich werde die falsche Magie heute noch aus deinem Körper entfernen. Hoffen wir, dass sie keinen bleibenden Schaden in dir angerichtet hat. Es wird Zeit, dass du erwachst, meine schöne Tochter“, erklärt er.
    Meine nächste Frage ist etwas heikel, aber ich stelle sie trotzdem: „Kann weiße
und
schwarze Magie in einem Körper zusammenleben?“ Die Männer am Tisch stoßen belustigte Laute aus.
    Geht man nach dem Gesichtsausdruck meines Vaters, hält er mich gerade für geistesgestört. Uhh, Freidenkeralarm. Es geziemt sich wohl nicht, solch eine Frage zu stellen, was mir relativ egal ist.
    Nach ein paar Sekunden, in denen er seine nächsten Worte wohl ein paar Mal überdacht hat, sagt er dann: „So etwas ist unmöglich, mein Kind. Du solltest dich lieber auf deine Aufgabe konzentrieren, anstatt Hirngespinste auszustoßen.“ Ich spüre die stille Warnung, die in seine

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