Wer braucht schon Zauberfarben?
Stimmfarbe mitschwingt.
So, jetzt geht’s ans Eingemachte. „Und wenn ich mich weigere?“, frage ich in die Runde.
Mein Vater zieht die Augenbrauen hoch. „Wie war das?“, hakt er nach.
„Was, wenn ich nicht zu dem Werkzeug deines Planes gemacht werden will?“, ergänze ich zur Ausräumung aller Unklarheiten.
„Du wirst tun, was ich von dir verlange“, herrscht mich mein Vater an.
„Warum?“, hauche ich. Die Frage ärgert ihn gewaltig.
„Weil ich dein Vater bin und du tun wirst, was ich sage“, erklärt er aus zusammengebissenen Zähnen.
Okay, das wird jetzt ein schwerer Schlag für ihn. „Nein“, erkläre ich.
Dabei halte ich seinem wütenden Blick stand. Im Raum könnte man eine Stecknadel fallen hören.
„
DU WAGST ES, DICH MIR ZU WIDERSETZEN
“, brüllt er so laut, dass ich sogar zusammenzucke. Wow, er ist echt furchterregend.
Mein Onkel beschwichtigt: „Bruder, sei nicht zu streng mit ihr. Bedenke, sie ist erst sechzehn Jahre alt. Außerdem ist sie in Beliar verliebt.“
Mein Vater sieht mich wutentbrannt an und erklärt: „Das hört auf der Stelle auf.“ Ja genau, weil man Gefühle so einfach ausknipsen kann. „Er ist ein weißer Hexer. Niemals würde ich diese Verbindung erlauben. Dein zukünftiger Ehemann sitzt neben dir.“ Ich sehe davon ab, zu Nadar rüber zu blicken.
„Verzeih mir Vater, aber hast du mir nicht gerade von dem Plan erzählt, Beliar zu ehelichen?“, wende ich ein.
„Du wirst jemanden brauchen, der dich nimmt, wenn du erst verwitwet bist“, klärt er mich auf. Scheiße, die wollen Beliar töten. Er hat mir zwar wehgetan, aber den Tod hat er nicht verdient.
Mein Vater atmet tief durch, um runterzukommen, befiehlt daraufhin: „Du wirst Nadar ehelichen und ihm Nachkommen gebären. Er hat die Gabe, in die Zukunft zu blicken. Ein Kind aus dieser Verbindung, das die Stärke der Owens zusammen mit der Gabe des Sehers in sich trägt, ist unbesiegbar. Ein mehr als würdiger Erbe meines Throns.“
Mein Vater wird mich also dazu zwingen, die „genetisch beste Wahl“ zu ehelichen. Natürlich nachdem er sich selbst zum König der Hexer gekrönt hat.
Darüber hinaus spekuliert er schon damit, mein ungeborenes Kind für seine Pläne zu missbrauchen. Genauso wie er mich benutzen will, um an die Macht zu kommen. Wie abartig ist das denn?
Eins ist klar, ich heirate doch nicht jemanden, den ich nicht liebe. Und schon gar nicht lasse ich mich wie eine leblose Puppe an den Fäden ziehen.
Das Beste ist: Diese Identität ist genauso wie meine letzte, als ich dachte, eine Ador zu sein. Ich werde jemandem aufgezwungen, der mich nur will, weil mein Körper zu ihm passt. Sieht so aus, als stünde ich am Anfang – wiedermal.
„Ich sage dir Tochter, was du jetzt tun wirst“, ergänzt mein Vater. „Du wirst dich bei mir höflichst für diese Frechheit entschuldigen und dann vergessen wir das Ganze. Ich bin sicher, da spricht nur diese verdammte weiße Magie aus dir. Sie macht dich schwach – lässt dich zu viele Emotionen empfinden. Verweichlicht dich“, erklärt mein Vater.
Nur zu deiner Information: Ich bin eine Frau, das macht mich zum emotionalsten Wesen in diesem Raum.
Abermals muss ich ihn enttäuschen und verkünde: „Ich höre auf mein Herz. Und es sagt mir, dass dein Plan falsch ist. Ich liebe dich Vater, aber ich kann das nicht tun. Auf dem Weg, den du einschlägst, kann ich dir nicht folgen. Vergib mir. Es liegt mir fern, dich zu erzürnen, aber wenn es bedeutet, dass du aus mir ein Monster machst, damit du dich auf Kosten der Leben anderer bereichern und Gott spielen kannst, wird alles, was du von mir bekommst, nichts weiter als blanker Widerstand sein.“
Ich glaube, mein Vater bekommt gleich einen Herzinfarkt. Er muss sich sichtlich im Zaum halten, mir keinen Fluch an den Kopf zu knallen. Onkel Tiberius legt ihm die Hand auf den Arm und redet ihm gut zu: „Wie ich bereits befürchtet hatte Bruder. Du weißt, was nun zu tun ist.“
Hä
? Wovon spricht er?
Der Kopf meines Vaters läuft blutrot an vor Wut. Im nächsten Augenblick nickt er Tiberius zu.
Mein Onkel zieht eine Schusswaffe aus seinem Umhang und richtet sie gegen mich.
Ich bin wie erstarrt. Dass er es wagt, meine größte Schwäche gegen mich zu verwenden. Woher weiß er überhaupt davon? Verdammt, er hat Beliars Brief gelesen. Da habe ich zugegeben, Angst vor den Waffen unserer Zeit zu haben.
Mein Onkel zuckt mit den Schultern: „Tut mir leid Mädchen. Du lässt uns keine andere Wahl.
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