Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
Vom Netzwerk:
fließt über meinen Körper. Nur bruchstückhaft habe ich mitbekommen, dass wir zusammen nach draußen getreten sind. Der Stoff meines Kleides weht im Wind, genauso wie mein Haar, das nun wieder rabenschwarz ist und mir bis zur Hüfte reicht. Ob das mein Vater war, frage ich mich.
    Jubel bricht aus. Uns begrüßen unzählige Hexer, die rund um ein riesiges Lagerfeuer versammelt sind. Das müssen hunderte Männer sein.
    Das Brüllen meines Vaters hallt durch die Nacht. „Meine Tochter ist in dieser Rauhnacht erwacht. Zurückgekehrt von einem jahrelang ausgeführten Plan. Ihre Schönheit ist unvergleichbar, ihre Stärke pulsiert in ihr, wie das pure Leben.“ Die Männer brüllen laut auf. „Sie wird den weißen Zirkel zu Fall bringen. Ihre Brut wird die Stärke der schwarzen Gilde sichern. Kniet nieder. Ehrt meine Tochter R ose A nne V ictoria E rin N azire Owen.“ Alle fallen gleichzeitig auf ihre Knie. Damit bin ich leicht überfordert.
    Mein Vater wendet sich mir zu und verlangt: „Tanz.“ Das Wort aktiviert meine Sucht, mich zu bewegen. Aus Angst gefunden zu werden, habe ich monatelang nicht mehr getanzt, als ich untergetaucht war.
    Ohne zu überlegen trete ich in die Mitte vor das riesige Feuer. Mein Herz schreit danach. Ich will es – sonst zerspringe ich.
    Musik erklingt und hebt mich in ungeahnte Höhen. Als würde mein Leben davon abhängen, tanze ich mir die Seele aus dem Leib. Es ist wie ein Ausbruch, der nur auf die Worte meines Vaters gewartet hat.
    Die Männer jubeln laut. Ich vergesse alles um mich herum, fühle einfach nur. Wut, Liebe, Gier – alles vermischt sich in mir und tritt in Form meiner Bewegungen hinaus.
    Plötzlich tritt mein Vater vor. Seine nackte Brust zieren zahlreiche dunkle Symbole. Er zieht mich an sich und tanzt mit mir. Ich spüre seinen Stolz und seine Liebe. Wir fassen uns an unsere Unterarme, drehen uns um eine unsichtbare Achse. Ich lache, weil ich mich seit langem wieder vollkommen frei fühle.
    Jemand dreht mich zu sich um – mein Bruder. Er hebt mich hoch, dreht sich mit mir im Kreis. Ich spüre, wie der Tanz uns näher zusammenbringt, den Bund zwischen uns stärkt.
    Die Hand meines Bruders übergibt mich in die von Nadar, der mich fasziniert mustert. Okay, Zeit für einen Strategiewechsel. Ich lächle ihn an. Bäh, das ist widerlich, aber mein Vater muss glauben, ich habe nachgegeben. Hoffentlich kauft er mir den Sinneswandel ab.
    Verblüfft zieht mich Nadar an sich, steckt mir einen Ring an den Finger und küsst mich. Ich will ihn schlagen, mich seiner Berührung entziehen, doch ich muss es über mich ergehen lassen.
    Okay, das ist der Plan: Ich will ihnen weißmachen, die neue Magie in mir hätte alles geändert, dass sie mir die Augen geöffnet hätte. Wenn sie es schlucken, verschafft mir das zumindest einen taktischen Vorteil.
    Als mir Nadar dir Zunge reinsteckt ist meine Ekelgrenze jedoch erreicht. Ich stoße ihn neckisch weg, lächle und versuche, ihn zum Tanzen zu bringen. Alles ist besser, als seine Küsse.
    Ich erkenne, dass nun alle hier versammelten Hexer tanzen. Mein Vater, Bruder, Onkel und Verlobter – Mann, wie das klingt – schotten mich von der grölenden Menge ab und feuern mich an, die in ihrer Mitte tanzt.
    Mein Vater zieht mich an sich: „Du bist atemberaubend schön.“ Ich lächle, dabei küsst er mich auf die Stirn. Ab nun gebe ich mir noch mehr Mühe, dass ihm mein Tanz gefällt. Ich will, dass er stolz auf mich ist. Zu lange war mir seine Liebe verwehrt. Dabei brauche ich sie, wie die Luft zum Atmen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich getanzt habe, aber jemand schnappt mich und zieht mich plötzlich hinter sich her. Zuerst dachte ich, es sei Artis, aber ich erkenne Nadar, der mich fest an der Hand hat. Und unser Ziel kenne ich auch. Das kann er vergessen. Ich geh nicht mit ihm in sein Zimmer. Da kann er sich auf den Kopf stellen.
    „Nadar“, halte ich ihn zurück. Er dreht sich so abrupt um, dass ich an ihn pralle. Seine Hand vergräbt sich in meinem Haar, während seine andere mich an meinem Po so fest an ihn drückt, dass ich keuche. Oh, oh. Alarmstufe Rot.
    „Ich will dich Raven. Wollte dich schon vom ersten Moment an, als wir uns begegnet sind“, gesteht er. Schön für dich, jetzt nimm die Finger von meinem Arsch, bevor ich dich zum Oger hexe.
    „Also geht es dir auch nur um meinen Körper. Ich bin dir scheinbar vollkommen egal“, knalle ich ihm hin. Das ist ein Ablenkungsmanöver. Hoffentlich wird er sauer und lässt mich

Weitere Kostenlose Bücher