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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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stehen.
    Er ist sichtlich vor den Kopf gestoßen. „Du bist sehr schön. Ich bestreite es nicht, dass mich dein Körper lockt. Unabhängig davon, dass wir füreinander bestimmt sind, versichere ich dir, dass meine Absichten ehrenwert sind.“ Was für ein Idiot. Noch vor ein paar Stunden hat er mir mit der Peitsche gedroht. Liegt wahrscheinlich daran, dass wir hier nicht allein sind. Er ist einer von den Typen, die einen auf Gentleman machen und kaum sieht niemand zu, packt er die Fäuste aus.
    „Und was tust du da gerade?“, frage ich ihn mit Blick auf seine Hand, die meine linke Arschbacke umklammert hält.
    Nadar zieht die Augenbrauen hoch. Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass er etwas ertappt aussieht.
    „Ich will dich in mein Gemach bringen“, gesteht er.
    „Um was zu tun?“, hake ich nach.
    Er hat diesen sexy Blick drauf. Nach ein paar Sekunden kommt er näher und flüstert mir ins Ohr: „Ich will mit dir schlafen.“ Jetzt runzle ich die Stirn und entreiße mich seinem Griff.
    „Ich weiß ja nicht, wo du lebst, aber das erlaube ich erst, wenn wir verheiratet sind“, erkläre ich mit in die Hüften gestemmten Händen. Scheiße, hoffentlich schluckt er diese Mittelalterscheiße.
    Er scheint wütend zu werden. „Beliar hast du freiwillig die Schenkel geöffnet“, raunt er wild.
    Ich trete einen Schritt zurück und versuche, gedemütigt auszusehen.
    Er soll denken, dass er mich damit gerade total beleidigt hat. Ich krieg sogar feuchte Augen. Mann, bin ich gut. Obwohl, beim Gedanken an Beliar kommen mir die Tränen immer wie von selbst.
    Ich setze noch eins drauf: „Es war klar, dass du nur an meiner Hülle und meinen Kräften interessiert bist. Wie Beliar wohlgemerkt. Vielleicht sollte ich meinem Vater davon berichten, dass du mir mit der Peitsche gedroht hast“, verkünde ich geknickt.
    „Raven“, setzt er deutlich milder gestimmt an und greift nach meiner Hand, die ich ihm ruckartig entziehe.
    „Raven, warte …“ Bingo. Er hat angebissen und zieht die falschen Schlüsse. Wütend schupse ich ihn weg. Sein Blick wird gequält. Schätze, ich hab ihn soweit. Er wird mich sicher nicht mehr auf die Pelle rücken. Bestimmt hat er gewaltigen Schiss vor meinem Vater.
    Mein Bruder kommt mir entgegen. „Was ist denn los?“, fragt er besorgt. Ich seh wohl etwas durch den Wind aus.
    „Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“, flehe ich förmlich.
    „Eigentlich solltest du das Gemach mit Nadar teilen“, informiert er mich.
    „Er sieht mich so komisch an. Ich habe Angst, er fällt über mich her. Bitte Bruder, ich bin so müde“, verlange ich. Dabei setze ich meine Unschuldsmiene auf. Ich simuliere sogar eine leichte Ohnmacht, damit mein Theater noch echter wirkt.
    „Also gut.“ Mein Bruder hebt mich in seine Arme und trägt mich die Treppen der Burg empor. Es ist verblüffend, wie leicht es ist, meinen Willen bei ihm durchzusetzen. Nach all der Zeit. Schon als Kind konnte ich ihn dazu bringen, mir jeden Wunsch zu erfüllen.
    Ich spüre ein Bett unter mir. Artis zieht mich fest an sich. Endlich kann ich mich ausruhen. „Raven?“, haucht mein Bruder.
    „Hm?“
    „Ich habe noch nie eine Hexe so tanzen gesehen. Du hast Vater unsagbar stolz gemacht. Er hat überall mit dir angegeben.“ Ich werde traurig. Wieso können wir keine normale Familie sein? Im nächsten Moment fordert die Erschöpfung ihren Tribut.
     
     

Orange
     

    „Du solltest eigentlich in den Armen deines Zukünftigen liegen, nicht in denen deines Bruders“, weckt mich die Stimme meines Vaters.
    Ziemlich ertappt löse ich meinen Kopf von der Brust meines Bruders, der mich verschmitzt anlächelt.
    Okay, Zeit für die Show. Ich stehe auf und stürme in die Arme meines Vaters, der etwas überrumpelt wirkt. Erst nach kurzem Zögern, schließt er die weggestreckten Hände um mich.
    „Danke Vater, dass du mich geheilt hast. Es war wie eine Krankheit, die meinen Körper befallen hat. Zum ersten Mal bin ich wieder bei klarem Verstand.“ Mein Vater drückt mich von sich, damit er den Wahrheitsgehalt meiner Aussage in meinem Gesicht prüfen kann. Ich strahle ihn an. Nach kurzer Zeit lächelt er.
    „Das ist meine Tochter“, prustet er stolz. „Der Kern der Gilde war mehr als beeindruckt von dir. Sie sagen, du kommst ganz nach deinem Vater. Ich nehme an, du wirst dich jetzt nicht mehr gegen meine Pläne wehren“, mutmaßt er.
    Ich stoße die Luft aus. „Dein Plan ist genial. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Diese

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