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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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zu haben“, haucht er. Ich kann das nicht. Bitte. Er soll mich schlagen, mich beschimpfen. Alles ertrage ich, bloß nicht diese gespielte Liebe. Der erhöhte Druck an meiner Seite sagt mir, dass seine Geduld am Ende ist.
    „Lass dich fallen. Ich beschütze dich. Bald sind wir zu Hause“, haucht er.
    Ich tue, was er verlangt. Lasse es zu, dass er mich durch den Wald trägt. Dabei zittere ich am ganzen Körper. Ich will schreien, will ihm sagen, dass ich ihn liebe, dass ich ihn niemals hintergehen würde, aber das wäre Junus‘ Tod.
    Mit aller Kraft versuche ich, mich zusammenzureißen. Ich presse mich an Beliars Nacken, damit ich nicht durchdrehe.
    Wir passieren den Steinkreis. Beliar zieht mich aufs Gröbste auf sein Pferd. Sein Arm presst mich so fest an sich, dass mir sogar kurz schwarz vor Augen wird. Als ich, einer Ohnmacht nahe, an seine Brust stoße, lässt er etwas lockerer. Meine Kratzer an seinem Arm haben ihm wohl gezeigt, dass er mir unsagbare Schmerzen bereitet.
    Ebenso wild zerrt er mich vom Pferd, als wir die Burg erreicht haben. Er lächelt mich an, lässt es so aussehen, als ob er es gar nicht erwarten könnte, mit mir allein zu sein.
    In der Halle trifft mich dann fast der Schlag. Tiberius liegt am Boden, blutüberströmt. Sie haben ihn geschlagen. Wie konnten sie ihn nur finden? Panisch laufe ich auf ihn zu, rüttle an ihm. Mein Onkel stöhnt leicht, öffnet die Augen und lächelt mich an.
    Ich bin so wütend, dass ich aufspringe und Beliar anbrülle: „DASS DU ES WAGST, DIE HAND GEGEN IHN ZU ERHEBEN.“
    Beliar lächelt, kommt auf mich zu und stößt mich von ihm weg, sodass ich hart auf den Boden aufschlage. Die gesamte Luft wird mir aus der Lunge gedrückt.
    „Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube, schwarze Hexe“, raunt Beliar atemlos. Das melodiöse Klacken einer Waffe, die entsichert wird, ertönt und soll wohl seine Worte unterstreichen.
    Erst nach dem dritten Versuch schaffe ich es, mich aufzurichten. Mein Kopf dröhnt, alles dreht sich. Beliar hat die Waffe auf mich gerichtet.
    „Mein Name ist Raven“, hauche ich.
    „
Sei still
schwarze
Hexe
!“, herrscht mich Beliar an.
    „Mein Name ist Raven“, wiederhole ich. Ich glaube, ich hab eine Gehirnerschütterung oder so eine Scheiße, denn ich schaffe es nicht, aufzustehen. Beliar zerrt mich hoch und presst mich brutal an die Wand. Im nächsten Augenblick drückt er mir die Waffe an den Kopf. Ich bin so verängstigt, dass es mir die Kehle zuschnürt.
    Beliar malmt die Zähne aufeinander, greift nach der unsichtbaren Kette und reißt sie mir vom Hals. Ich keuche, weil das so wehgetan hat.
    „Dein Spiel ist aus. Ich kenne euren Plan“, informiert mich Beliar durch vor Wut zusammengebissenen Zähnen.
    Jemand betritt im nächsten Moment den Raum. Junus. Wie ist das möglich?
    Beliar antwortet auf meine unausgesprochene Frage: „Ein Hexer, der seine Form wandeln kann, befindet sich auf eurer Burg.“ Ich bin froh, dass es Junus gutgeht. Der Blick meines lange geglaubten Bruders ist kaltherzig. Er ist ebenfalls wütend.
    „Lass Tiberius frei“, verlange ich.
    Beliar lacht laut auf. Schlagartig wird sein Blick ernst. Er macht mir echt Angst. „Schweig Hexe.“
    „Bitte“, hauche ich.
    Beliar ballt wüten die Faust und schlägt sie neben meinen Kopf an die Mauer. Der Stein bricht hörbar entzwei. Ich habe sogar vor Schreck die Augen geschlossen. Ich dachte, er drückt ab. Meine Tränen bahnen sich einen Weg über meine Wangen und mein Herz bricht gerade endgültig entzwei. Da ist so viel Hass in seinem Blick verwoben, es ist kaum zu ertragen.
    Keinen Wimpernschlag später zerrt mich Beliar hinter sich her. Meine Beine wollen mich nicht tragen. Das hält ihn nicht davon ab, weiterzulaufen. Als wäre ich eine leblose Puppe, schleift er mich über den Boden. Nicht mal vor der Treppe runter in seinen Kerker macht er halt.
    „Beliar“, rufe ich, weil sich die Steinstufen in meinen Körper rammen. „Du tust mir weh. Beliar“, versuche ich ihn aufzuhalten. Stattdessen scheint er noch schneller zu laufen.
    Als wir unten angekommen sind, spüre ich nur noch Schmerz, der in Wellen über meinen Körper schwappt.
    Aufs Gröbste stößt er mich in eine der Zellen, die mit den gleichen Sprengfallen ausgestattet ist, als die Zellen in McConnors Burg. Mein Gesicht wird schmerzverzerrt. Bitte nicht.
    Er fesselt meine Hand- und Fußgelenke an die Eisenschellen, die an der Wand hängen. Wehrlos muss ich es über mich ergehen lassen. Ich bin

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