Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
mich in eine Zelle zu stecken. Hör zu. Der Lord weiß alles. Und das nicht erst seit gestern. Schon als er Junus bei sich aufnahm, wusste er, dass er ein Hexer ist.“ Beliar ist verblüfft.
„Wieso würde jemand vom Schwarzen Orden ein Hexenkind bei sich aufnehmen?“, will er wissen.
„Nicht irgendein Hexenkind – einen Ador-Hexer, der das Gesicht seiner Schwester kennt. Er hat ihn wie den eigenen Sohn großgezogen und ihn bei der Suche nach mir mitgenommen. Der Lord brauchte nur darauf zu warten, bis sich sein Sohn bei einer gefundenen Hexe anders verhält. Das ist seine Strategie – er benutzt Hexen, um Hexen zu entlarven. Der Scheißkerl erpresst mich mit dem Leben meines Bruders. Wenn ich ihm keine Informationen über deinen Zirkel zukommen lasse, tötet er ihn. Er will Dinge wissen wie Standorte, Namen der Mitglieder, einfach alles.“
„Woher weiß er, dass Junus ein Ador ist?“, fragt Beliar.
„Durch Zufall. Er hat meinen Vater und meinen Bruder in unserem Dorf gesehen und eine Unterhaltung belauscht. Jemand hat nach unserem Vater mit seinem Familiennamen gerufen. Jahre später hat er Junus dann zufällig auf der Straße gefunden und ihn wiedererkannt.“
„Das sind sehr viele Zufälle auf einmal“, erklärt Beliar.
„Es ist das, was mir der Lord gesagt hat. Ich weiß nicht, ob es die Wahrheit ist.“
„Ich werde den inneren Kreis zusammenrufen. Wir werden diskutieren, wie wir deinen Bruder befreien können.“
„
Nein
“, knalle ich ihm entgegen. Dabei greife ich sogar nach seiner Hand. Er lässt seinen Blick über unserere Berührung schwenken. Sogleich löse ich mich von ihm. „Das bleibt unter uns. Niemand sonst darf davon erfahren. Nicht mal deine engsten Vertrauten. Der Lord sagte mir, er habe Späher – auch innerhalb des Zirkels. Auch, wenn das nicht wahr sein sollte, gehe ich das Risiko nicht ein, meinen Bruder zu verlieren. Du hast seine Erinnerungen gesehen. Du weißt, wie nahe wir uns stehen. Er ist alles, was ich noch habe. Die Zeit ist gekommen, meinen Plan zu Ende zu führen. Aber dafür brauche ich deine Hilfe Beliar … und dein blindes Vertrauen in mich. Habe ich beides?“
„Du kannst dich also wieder an den Plan erinnern?“, fragt er nach.
„Nein. Pass auf. Jetzt wird es richtig kompliziert. Ich hatte gar keinen Plan – das hab ich mich nur selbst glauben lassen. Ich sagte euch, ihr dürft von meinem Plan nichts erfahren, damit ich meinen Bruder schützen kann. Der Rabe ist heute Nacht in meine Zelle gekommen und hat mir meine Erinnerung zurückgegeben. Die Erinnerung beinhaltet das Wissen, dass Lord McConnor uns entlarvt hat. Ich wusste es, habe es mich vergessen lassen und habe es unter dem Deckmantel eines Plans getarnt.“
„Warte, du wusstest davon, dass der Lord weiß, wer dein Bruder wirklich ist und dass du seine Schwester bist?“
„Ja. Ich habe es in der Nacht erfahren, als ich Junus außer Gefecht und mir das Gesicht des Lords auf den Körper tätowieren hab lassen. Einen Tag bevor mir Junus meine Erinnerungen und Kräfte genommen und mich ins Flugzeug nach Irland verfrachtet hat.“
„Wer hat es dir gesagt?“
„Der Rabe. Es war ein Teil seiner Erinnerung, die er mir gegeben hat. Er hat Lord McConnor heimlich beobachtet und ein Gespräch zwischen ihm und einem seiner Männer belauscht. In der Erinnerung des Raben konnte ich alles hören, was sie sagten – das war der absolute Wahnsinn. Sieht so aus, als hätte ich auch einen Späher. Der Lord hat befohlen, eine Zelle für Junus zu reservieren, damit er mich – er hat mich sogar Ador-Hexe genannt – erpressen kann. Ich gab also die Erinnerung an diese Szene dem Raben, während einen Tag später mein Bruder mir alle anderen Erinnerungen an meine magische Zeit genommen hat. Also befand sich ein Teil meiner Erinnerung bei Junus, einen anderen hatte der Rabe. Ganz schön verwirrend.“
„Hope – schön langsam verliere ich den Überblick über das, was du weißt oder dich vergessen lassen hast. Über Pläne und wiederum doch keine Pläne. Mich wundert, was in einem einzelnen Kopf alles vorgehen kann. Du bist die komplizierteste Frau, die mir jemals begegnet ist.“
„Ich bin nicht kompliziert, ich bin eine Herausforderung. Hilfst du mir jetzt oder nicht?“
„Natürlich helfe ich dir, aber ich verstehe immer noch nicht, wobei genau.“
„Wobei wir wieder beim blinden Vertrauen wären. Ich brauche einen Zwilling, der hier bleibt und Lord McConnor in Briefform mit Informationen
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