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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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es nicht tun, werde ich deinen Bruder töten.“ Da haben wir mein persönliches Druckmittel. Lord McConnors Lachen hallt durch den Raum. „Du solltest dein Gesicht sehen. Es spiegelt sich keine Emotion darin. Wahrscheinlich tobt in dir gerade ein Sturm. Lass ihn lieber verebben, denn solltest du irgendwelche Tricks versuchen, stirbt er. Mach dir gar nicht erst die Mühe, irgendwelche Zauber an mir zu wirken, denn ich bin immun.“ Wegen dem blöden Amulett. Der Lord klatscht in die Hände und sie bringen meinen Bruder herein. Um seinen Leib sind Fesseln aus Licht geschlagen. Sie haben ihn verprügelt. Aus seiner Nase läuft Blut. Vor Angst um ihn, bin ich wie erstarrt. Wenn ich ihm das zeige, hat er noch mehr gegen mich in der Hand, also halte ich meine starre Maske weiterhin aufrecht.
    „Wenn du sie berührst, töte ich dich“, brüllt mein Bruder laut und windet sich in seinen Fesseln. Sein Ziehvater lacht so laut, dass es mir die Gänsehaut aufzieht.
    „Bringt ihn zu den anderen“, befiehlt der Lord. Meine Hände zittern. Ich kann meinen Schmerz bald nicht mehr vor ihm verbergen, aber ich muss stark sein, für Junus. Ich brauche einen klaren Kopf und endlich diese Scheiß Erinnerungen, die mir fehlen. Wie komm ich nur auf die Idee meinen Plan dem Raben zu geben? Ich spinne echt.
    „Komm Hope, ich bringe dich ins Verlies.“ Der Lord zieht mich vom Stuhl hoch und bringt mich in den unterirdischen Teil der Burg. Wir gehen an etlichen Zellen vorbei, die durch schwere Holztüren gesichert werden. Ich frage mich, ob da noch mehr „Schwachpunkte“ drinstecken, die er als Druckmittel gegen die Hexer benutzt. Aber wieso wenden die Hexer nicht ihre Magie an, um ihre Gefährtinnen da rauszuholen?
    Eine von den Zellen öffnet der Lord für mich und zieht mich an sich heran. Mein Herz bleibt für einen Moment stehen. „Wenn du versuchst, zu fliehen, stirbt dein Bruder noch heute Nacht. Solltest du meine Pläne durchkreuzen oder irgendjemandem von unserer kleinen Abmachung berichten, stirbt er ebenfalls. Und glaube nicht, du könntest mich täuschen, ich habe meine Späher überall – selbst innerhalb des Zirkels.“ Ich habs kapiert. Einige Sekunden sieht er mich nur an – während ich am ganzen Leib zittere. Ich kann es einfach nicht unterdrücken. Seine Hand fährt mir durchs Haar – ich dreh gleich durch. Glücklicherweise stößt er mich daraufhin in die Zelle.
    Keinen Augenblick später knallt er die Zellentür zu und sperrt mich ein. Der Ausbruch kommt schlagartig. Ich weine mir die Seele aus dem Leib. Ich habe solche Angst um meinen Bruder, dass es mich fast auffrisst. Junus hatte mich gewarnt. Nun hat der Lord meinen Schwachpunkt in seiner Gewalt. Wenn ich nicht tue, was er sagt, tötet er ihn. Das passiert auch, wenn er erfährt, dass ich falsche Informationen liefere. Ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Plötzlich streift mich etwas am Arm. Durch den Mondschein erkenne ich ihn sofort. Der Rabe. Bin ich froh. Schnell lächle ich ihm zu. Sehnsüchtig strecke ich die gefesselten Hände nach ihm aus. Der Vogel kommt näher. Schnell halte ich ihm die Stirn hin. Er berührt sie sanft.
    Die Erinnerungen fluten mich und finden ihren Weg zurück zu mir. Die Erkenntnis über den wiedergewonnenen Plan, lässt mich keuchen. Mich als eine Verrückte zu bezeichnen, ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich bin des Wahnsinns.
     

    Die schwere Zellentüre wird aufgeschlossen. Herein tritt einer der Männer des Lords, die hier leben. Ohne Umschweife zieht er mich hoch und verfrachtet mich in die große Halle.
    Dort warten bereits mehrere Männer, die ebenfalls unter dem Befehl von Lord McConnor stehen.
    „Gut geschlafen meine Schöne?“, fragt mich der Lord überheblich grinsend. Um mir noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass ich hier die Marionette bin, lässt er meinen Bruder hereinholen. Junus sieht total fertig aus. Er kann sich kaum aufrechthalten und hängt in den Armen zweier Hexer, die dem Lord aus demselben Grund gehorchen, wie ich. Ich verurteile sie nicht, ich würde auch alles tun, um den zu retten, den ich liebe.
    „Seht nur die Dramaturgie, die sich hinter dieser Szene verbirgt. Bruder und Schwester verabschieden sich“, spottet der Lord. „Nachdem ich ihnen alles genommen habe. Ihre Eltern kamen auf tragische Weise ums Leben, nachdem sie an die Inquisition verraten wurden. Weinst du jetzt Hope – so bitterlich, wie es deine Ziehmutter getan hat, als ich sie vor den Augen deines Ziehvaters

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