Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
mich zu und begrapscht mich überall. So will er wohl testen, ob ich die richtige Hope bin. „Bist du es wirklich?“, fragt er zur Sicherheit.
„Ähm, mal nachdenken. Denke schon, aber – wer weiß das so genau. Ich meine, da kann man schon mal selbst den Überblick verlieren, bei so vielen Hopes, die in letzter Zeit hier rumschwirren. Echt gruslig.“
„
Sie ist es
“, stößt mein Bruder erleichtert aus und presst mich so fest an sich, dass ich keuche. Keine drei Sekunden später, drückt er mich von sich weg. Er ist fuchsteufelswild. „Du hast mir den Schock meines Lebens beschert. Willst du deinen Bruder umbringen? Na warte, wenn wir zu Hause sind Fräulein. Du kannst was erleben.“
„Kann das warten? Ich brauche nämlich noch eure Hilfe, um Lord McConnor aus der Zelle zu holen, bevor er als Nächster dran ist. Leider kann ich das nicht mehr selbst machen, da ich ja ... ähm tot bin.“ Ich grinse verschmitzt. Ihre Kinnladen sind synchron aufgeklappt.
„
Du willst ihn befreien
?“, stößt mein Bruder mehr als ungehalten aus.
„Natürlich. Ich will nicht, dass sie ihn an einem Scheiterhaufen verbrennen. Ich meine, wie barbarisch ist das denn?“
„Was willst du dann?“, will Beliar wissen. Er ist wohl zu sich gekommen.
„Ich will selbst über ihn richten“, erkläre ich.
„Du willst ihn mit eigenen Händen richten Mädchen? Kannst du überhaupt ein Schwert halten?“, will Tiberius wissen, der scheinbar von den Scheintoten auferstanden ist.
„Kann ich“, entgegne ich.
„So sei es“, stößt Beliar aus. Tiberius stapft bereits den Hügel hinunter. Wahnsinn, ich hätte mit mehr Gegenwehr von Beliar gerechnet. Ach, er hat es wohl auch schon aufgegeben, mit mir zu diskutieren. Wohin das führt, wissen wir ja. Ich setze mich durch und er hat das Nachsehen.
Tiberius hat Lord McConnor aus der Zelle geholt und ihn auf Beliars Burg gebracht. Dort schmort er erst mal im Kerker vor sich hin, während Beliar, Junus, Tiberius und ich im Arbeitszimmer miteinander sprechen.
„Sag schon, wie hast du mich im Verlies in Lord McConnors Burg ausgetrickst Hope?“, will mein Bruder wissen.
„Weißt du, ich bin etwas müde. Wenn du willst, zeige ich es dir“, schlage ich vor.
„Ich will es ebenfalls sehen“, erklärt Beliar.
Ich nicke und gebe zuerst Junus, dann Beliar die Erinnerung, in dem ich meine an ihre Stirn presse. Sogleich spule ich die gewünschte Erinnerung ab.
„
Warte Junus, da ist noch jemand“, hauche ich atemlos. Neben uns fällt eine Frau zu Boden, die ihren Gefährten noch nicht gefunden hat. Junus hilft ihr auf. Seine kurze Ablenkung nutze ich, um zurückzulaufen.
Ich verstecke mich in einer der Zellen, um mir einen weiteren Zwilling zu hexen. Ich sage Hope Nummer 4, dass sie gleich einschlafen soll, wenn sie auf dem Pferd sitzt. Daraufhin stoße ich sie aus der Zelle.
„
Hope, komm endlich“, ruft mein Bruder aufgebracht. Ich höre das Getrappel ihrer schnellen Schritte. In seiner Panik und Erschöpfung hat er wohl gar nicht bemerkt, dass er die falsche Hope an der Hand hat. Zu seiner Verteidigung, er rechnet auch nicht damit, da er diesen Trick von mir noch nicht kennt.
Schnell hexe ich mir Hope Nummer 5. „Verzeihung“, entschuldige ich mich, bevor ich ihr die Kleider runterreiße, bis sie nackt ist. Ihr scheint es egal zu sein. Ich fahre über ihre Tätowierungen und entferne alle, bis auf den Teufel. Schnell drücke ich ihr noch einen Brief in die Hand, den ich in meiner Welt geschrieben habe, als Tiberius und ich kurz einen Kaffee trinken waren und küsse sie auf die Stirn. Dann lasse ich sie einfach stehen.
Ich nehme denselben Weg zurück durch die Abstellkammer und steige aus der Luke. Jetzt aber nichts wie weg von hier.
Aufgebrachte Stimmen hallen aus dem Innenhof der Burg, da laufe ich schon übers Feld. Hier ist wohl gerade der Teufel los. Ich grinse verschmitzt vor mich hin, als ich die ersten Bäume des Waldes erreicht habe. Von dort aus hat man einen wundervollen Ausblick auf die Burg, den ich gerade genieße.
So jetzt hast du einen Feind du Arschloch. „The devil inside me“ aus Christina Aguileras Lied „Mercy on me“ singe ich und stelle mir vor, wie ein riesiger Feuerteufel mit dem Gesicht von Lord McConnor über der Burg schwebt. Dabei brülle ich vor Zorn. Feuerschwaden erheben sich in den Himmel. Wow, das ist echt spektakulär. Die Flammen sehen so aus, wie meine Tätowierung, bloß lebendig. Ich lasse ihn mit den Flügeln flattern
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