Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
Halle zurück.
Aus dem Speisesaal ertönt immer noch ihr Lachen. Ich balle die Fäuste. Die Tränen kommen einfach, ohne dass ich es beeinflussen kann.
Wütend stapfe ich davon. Ein „Hope“, von Nicks Stimme lässt mich innehalten. Ohne mich umzudrehen, lausche ich, aber er kommt nicht näher. „Lass Eleonor ein Bad ein und beeil dich.“ Dreimal tief durchatmen soll verhindern, dass ich explodiere. Was für ein Arschloch.
Das Wasser zieht sich diesmal wie von selbst aus dem Brunnen. Ich sollte öfter unter unbändiger Wut arbeiten.
Warte, was mach ich hier eigentlich? Eleonors Worte über ihr Schicksal kommen mir in den Sinn. Ich mache dasselbe wie sie – ich füge mich meinem Schicksal. Weißt du was? Scheiß auf das Schicksal. Ich bin keine Sklavin! Verdammt nochmal, ich bin New Yorkerin, die hierher entführt wurde. Und was mach ich? Ohne zu kämpfen lass ich mich behandeln, als wäre ich Dreck. Mit der devoten Dienerin bin ich jetzt ein für alle Mal durch.
„Hope! Eleonor wartet bereits. Was treibst du so lange?“ Nick hat das Fenster geöffnet und ruft in den Innenhof. Fuchsteufelswild drehe ich mich um. Aus tiefstem Herzen strecke ich ihm den Mittelfinger entgegen.
Ich kann nicht erkennen, welch blödes Gesicht er macht, da ich meine Aggressionen am Eimer ausgelassen habe und zurück in die Burg laufe.
Die Tür zu meiner Kammer bekommt auch noch etwas ab, als ich sie mit voller Wucht zuknalle.
Lautes Klopfen ertönt ein paar Minuten später. „Hope. Komm schon, mach auf.“ Es ist Nick. Ich schreibe auf mein Pergament, reiße die Türe auf und knalle es ihm an die Brust.
Verwirrt liest er laut vor: „Bring mich zurück in meine Welt!“
„Das kann ich nicht. Du gehörst jetzt meinem Meister“, erklärt er. Grob entreiße ich ihm den Zettel und kritzle:
Ich will nach Hause
!
„Hör zu Hope. Dein Onkel hat dich in diese Welt verpfändet. Selbst, wenn ich dich zurückbringe, wird dich der Schwarze Orden zurückholen. Und die werden sauer sein, glaub mir. Beim ersten Mal sind sie sanft mit dir umgesprungen. Wenn du abhaust, zerren sie dich zurück in diese Welt. Außerdem, was beschwerst du dich eigentlich? Von dem Leben, das du führst, können andere nur träumen.“ Ich schnaube empört und schreibe:
Du bist ein richtiges Arschloch
.
Nick hebt die Augenbrauen. „Hope, ich weiß, dass du in mich verliebt bist.“ Das dachte ich auch immer, aber ich weiß, dass das nur eine vorübergehende Schwärmerei war. Ich könnte nie jemanden lieben, der mich so abschätzig behandelt. „Aber ich werde Eleonor zur Frau nehmen. Ich habe eine Verantwortung gegenüber meiner Abstammung als Hexer. Je früher du das akzeptierst, desto einfacher wird das Zusammenleben auf dieser Burg. Ich mag dich Hope, aber mehr ist da nicht. Also hör auf mit diesem kindischen Verhalten und mach deine Arbeit. Mit Lord Thalis würde ich mich lieber nicht anlegen. Da ziehst du immer den Kürzeren.“
Lächelnd schreibe ich:
Ich korrigiere meine vorherige Aussage: Du bist kein richtiges Arschloch. Du bist ein absoluter Scheißkerl
.
Er hat diesen „Ja-genau“ Ausdruck drauf und verlässt das Zimmer. Toll. Und wie komme ich jetzt hier weg? Eins ist klar, die können von mir nur noch eins erwarten – absoluten Widerstand. Vielleicht jagen sie mich ja freiwillig zurück in meine Welt. Einen Versuch ist es wert.
Sieben
„Hope!
Hope
, hörst du nicht?“ Lord Thalis ist auf dem Weg zu mir. Er klingt gereizt. „Wieso brennt kein Feuer im Arbeitszimmer?“ Schalt mal dein Oberstübchen ein – vielleicht, weil ich kein Feuer entfacht habe?
„Hope!“ Er reißt mich an der Schulter vom Brunnenrand, an dem ich bis jetzt noch saß, hoch. „Wieso machst du deine Arbeit nicht?
Hope
! Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche.“ Ich tue, was er sagt und blicke ihn ausdruckslos an.
„Ist es wegen Nick? Ich sagte dir doch, was passieren würde, wenn ich eine Hexe finde.“ Ach komm mir nicht so. Energisch schüttle ich den Kopf. „Hope, Nick ist ein Herzensbrecher. Das ist seine einzige Schwäche. Nimm dir das nicht so zu Herzen.“ Wütend knie ich mich nieder und schreibe die Buchstaben:
KANN ICH GEHEN?
in die Erde.
„Nein, wir sind noch nicht fertig miteinander, mein Fräulein.“ Ich schüttle erneut den Kopf und korrigiere:
KANN ICH NACH HAUSE GEHEN?
„Das geht nicht Hope und das weißt du auch. Wir hatten bereits darüber gesprochen.“ Nein. Genaugenommen hast du gesprochen
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