Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
Besseres einfallen lassen.
„Tiberius hat mich geschickt, um dich zu trösten. Eigentlich bin ich nur hier, damit er mir nicht mehr ständig in den Ohren liegt. Ich vergeude nur ungern meine Worte.“ Wie nett.
Er will schon aufstehen, da halte ich ihn am Handgelenk zurück und schreibe in die Erde:
MAN BRAUCHT KEINE WORTE
Was hattest du erwartet Hope, dass er dir eine Liebeserklärung macht? Würde er sich für mich interessieren, wäre er ohne Aufforderung hierhergekommen.
Ohne auf eine Reaktion von ihm zu warten, erhebe ich mich und lege mich an den Platz, an dem ich vorhin erwacht bin. Da hier noch niemand liegt, denke ich, dass es okay ist.
Die Decke ziehe ich bis weit über meine Schultern, weil ich trotz Hemd, das mir Tiberius gegeben hat, immer noch friere.
„ Dancing queen, young and sweet, only seventeen … “
Auch in dieser Nacht haben mich Alpträume heimgesucht. Die Decke ist zerwühlt und liegt neben mir. Das Hemd steht offen, ich muss es mir wohl unabsichtlich aufgerissen haben. Es dämmert bereits, aber niemand ist wach. Ich laufe zum Fluss, um mich zu waschen.
Das Hemd streife ich ab, bevor ich ins Wasser trete. Mein Körper brennt förmlich, daher tauche ich mit dem Kopf unter. Obwohl das Wasser eiskalt ist, tut es gut, sich wieder einmal richtig zu waschen.
Da ist dieser Drang in mir, mich zu bewegen. Ich muss es tun, sonst habe ich das Gefühl, innerlich zu zerspringen, deshalb wate ich zurück, bis das Wasser nur noch meine Knöchel berührt und beginne mich zu bewegen. Das kühle Nass spritzt hoch – tanzt mit mir. Ich fühle mich absolut frei, drehe mich in Pirouetten. Meine Hüften schwingen im Takt der Musik, die ich in Gedanken höre. Immer wieder schlage ich Räder vorwärts ohne den Boden zu berühren, mixe verschiedene Tanzstile miteinander. Ich knie mich ins Flussbett, biege mich komplett zurück und lasse mit meinem Haar Wasser durch die Gegend spritzen.
Plötzlich fliegt etwas auf mich zu. Es ist mein Rabe, der Kreise um mich zieht. Er will mit mir tanzen. Lachend drehe ich mich mit ihm im Kreis. Plötzlich stößt der Rabe einen lauten Schrei aus, stürzt sich auf mich und streift mich mit seinen messerscharfen Krallen. Vor Schmerz falle ich zu Boden.
Panisch drehe ich mich auf den Rücken, um einen weiteren Angriff kommen zu sehen, doch er ist verschwunden. Zurück bleibt eine schmerzende Wunde, dessen Ausmaß ich nur schwer einschätzen kann, da sie sich auf meiner Rückseite im Schulterbereich befindet. Alles was ich weiß ist, dass sie wohl übel bluten muss, nach meiner Hand zufolge, mit der ich darübergestrichen bin. Das hat mir gerade noch gefehlt. Blödes Vieh. Ich versuche, die Wunde im Wasser so gut ich kann zu reinigen. Innerlich fluchend mache ich mich auf den Weg zurück.
Beliar steht mit Tiberius und Junus zusammen am Lagerfeuer. Sie entzünden es anscheinend auch tagsüber. Es ist kälter geworden. Der Herbst hat Einzug gehalten. Die Männer scheinen in hitziger Diskussion zu sein. Meine Anwesenheit unterbricht sie. Sieht so aus, als war
ich
wohl das zentrale Gesprächsthema.
„Was ist mit dir?“, will Beliar wissen. Die Wunde brennt stark. Sieht man mir die Schmerzen wirklich so an? Ich dachte, ich könnte meine Gefühle gut verbergen. Ich winke ab. Ist nur ein Kratzer.
Natürlich lässt er nicht locker. „Zeig mir mal deinen Rücken?“ Verdammt. Widerwillig drehe ich mich um. Die Männer haben die Luft eingezogen. Wow, das muss ja schlimm aussehen.
„Was war das?“, fordert Beliar, während er mir grob den Stoff von der Schulter zieht. Aua. Das hat wehgetan. Ich hocke mich hin und schreibe
RABE
in die Erde.
„Ein Rabe?“, stößt er ungläubig aus. Ja, sag ich doch. Die Männer lachen laut auf. Was soll denn daran bitte witzig sein?
„Sie kann sicher keinen Falken von einem Steinadler unterscheiden, geschweige denn einen Raben von einer Taube“, spottet Beliar. Beleidigt drehe ich mich, die Hände in die Hüften gestemmt, um. Kann ich wohl. Ich bin doch nicht blöd.
Beliar ignoriert mich, zieht mich zum Feuer und drückt mich auf den Baumstamm, der dort als Sitzgelegenheit dient.
„Da lasse ich dich einen Moment allein im Wald und dich attackieren die Tauben“, murmelt er hinter mir. Wütend stehe ich auf, stoße ihn weg, kralle mir das Pergament und die Feder. Dann male ich den Raben so gut ich kann auf. Stolz halte ich ihm das Papier hin, wobei ich noch meine Haare darüberlege, um ihm die Farbe zu
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