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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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wir mal so, denen würde ich meine Schwester nie überlassen. Von denen ist keiner gut genug. Du bist bei ihm absolut sicher.“
    Junus hat mich durch den ganzen Wald getragen. Das merke ich erst, als wir schon am Parkplatz vor dem Wagen stehen.
    „
Das kannst du vergessen, Junus. Ich werde doch nicht die Hure eines alten, runzligen Hexenmeisters. Ich fass es nicht, dass du das überhaupt in Betracht ziehst“, erkläre ich und steige in den Wagen.
    „
Also eigentlich ist er ziemlich jung und recht gutaussehend, wenn ich das beurteilen kann. Ich schätze ihn auf höchstens 28“, entgegnet Junus und startet den Wagen.
    „
Hallo – ich bin sechzehn. Außerdem bin ich im 21. Jahrhundert aufgewachsen. Ich lasse mich nicht von Männern als ihr Eigentum behandeln.“
    „
Eine Alternative wäre, ständig auf der Flucht zu sein. Ein Leben voller Entbehrungen und Angst, gefunden zu werden. Ich glaube, du hast keine Vorstellung davon, wie viele Hexenfamilien nach einer lebenden Hexe suchen. Wir wären nirgendwo sicher, könnten keinem trauen. Hope, verstehst du das. Die finden, vergewaltigen und sperren dich irgendwo ein, damit du ihren Erben austrägst. Das lasse ich nicht zu. Beim Oberhaupt meines Zirkels würde es dir gutgehen.“ Ich schnaube laut auf.
    „
Dann will ich doch lieber keine Hexe sein“, verkünde ich.
    „
Das sucht man sich nicht aus Hope. Das liegt dir im Blut.“
    „
Und wenn du mich nach meinem 16. Geburtstag gefunden hättest? Dann hättest du das Ritual sowieso nicht durchführen können.“
    „
Der Initiationsritus, der deine Kräfte aktiviert, kann in jeder Rauhnacht vollzogen werden. Ich dachte nur, an deinem Geburtstag wäre es etwas Besonderes. Eine Hexe warst du schon vorher. Nur halt ohne aktivierte Kräfte. Jeder andere Hexer hätte den Ritus jederzeit mit dir durchführen können.“ Verdammt.
    Die restliche Autofahrt starre ich aus dem Fenster. Das ist alles ein einziger Alptraum.
    „
Hope? Ich weiß, das ist alles etwas viel für dich, aber glaube mir, ich will nur das Beste für dich. Komm, sag etwas. Ich mag nicht, wenn du so still bist.“
    „
Ich denke nach“, informiere ich ihn.
    „
Worüber.“
    „
Über eine andere Alternative.“
    „
Glaub mir Hope. Darüber zerbreche ich mir schon jahrelang den Kopf. Immer wieder bin ich die Szenarien durchgegangen, was ich tun soll, falls ich dich finde. Vertrau mir. Dies ist die beste Alternative.“ Das wollen wir ja mal sehen.
     

    „
Hope?“ Junus kommt auf mich zu. „Ich habe dreimal nach dir gerufen.“
    „
Ich war in Gedanken“, erkläre ich.
    „
Du starrst schon ganze drei Stunden aus dem Fenster. Komm, ich will endlich mit dir zaubern.“ Stimmt, da war ja noch etwas.
    Mein Bruder zieht mich hinter sich her. Gemeinsam lassen wir uns auf der Couch nieder. Im Schneidersitz hockt er sich mir gegenüber.
    „
Also, beginnen wir mit einer leichten Übung. Das Feuer, das aus meiner Handfläche kam. Weißt du noch, wie ich das gemacht habe?“
    „
Du sagtest, du hast dir die Flamme vorgestellt und dann ist sie erschienen.“
    „
Ganz genau. Konzentrier dich auf Feuer. Stell es dir bildlich vor, wie die Flamme auf deiner Hand tanzt. Fühle die Wärme, die von ihr ausgeht.“ Er macht es mir vor. Keinen Wimpernschlag später züngelt eine Flamme in seiner Handfläche. Naja, das kann ja nicht so schwer sein.
    Voller Konzentration starre ich auf meine Handfläche. Genau wie er gesagt hat, stelle ich mir das Feuer vor und es passiert ... nichts. Ich versuche es erneut, doch ich kriegs nicht hin.
    Irritiert sehe ich zu meinem Bruder auf.
    „
Gib nicht auf, das ist reine Übungssache“, spricht er mit Mut zu. Wieder konzentriere ich mich. Es tut sich einfach nichts. Da ist nicht mal ein Kribbeln.
    „
Okay“, stößt mein Bruder aus, setzt sich hinter mich und massiert mir die Schultern. „Entspann dich. Schalt deinen Kopf mal aus. Du grübelst zu viel. Das blockiert dich. Du musst dich fallenlassen. Glaub an dich.“ Ich atme tief durch und versuche, locker zu werden. Okay, ich bin locker. Ich bin sicher, jetzt klappt es. Total motiviert mache ich mich erneut daran, die Flamme entstehen zu lassen und ... scheitere. Das gibt’s doch nicht.
    „
Bist du entspannt?“, will mein Bruder wissen.
    „
Ja.“
    „
Probier es nochmal.“
     

    Stunden später habe ich immer noch nichts zustande gebracht. Mein Bruder hat alles versucht, damit ich „mich fallenlasse“. Ich hab nicht mal Rauchzeichen von mir gegeben.
    Wir sind sogar

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