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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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klar, ich will endlich wieder nach Hause gehen. Auch wenn ich Angst davor habe.
    Ein paar Straßen weiter steige ich in den Bus in Richtung Stadtrand. Den Fußmarsch zwischen Bushaltestelle und meinem Zuhause, habe ich laufend hinter mich gebracht.
    Mit zitternder Hand öffne ich die Eingangstüre, die nicht verschlossen ist. Es ist alles so, wie wenn nichts passiert wäre. Als würde mein Dad jeden Moment die Treppe hinunterkommen und mich in den Arm nehmen.
    Bei dem Gedanken fluten Tränen meine Augen. Langsam steige ich die Treppe zum Schlafzimmer meiner Eltern empor. Die Tür steht immer noch einen Spalt offen. Wie damals. Mein Körper bebt vor Angst, aber ich muss es sehen. Muss die Stelle sehen, an der sie starben. Knarrend schwingt die Tür auf.
    Das Zimmer ist unversehrt. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Junus sagte mir, er hätte sich um alles gekümmert.
    Das Wimmern meiner Ziehmutter tritt wieder in mein Bewusstsein. Gefühle fluten mich. Hass über den Mann, der sie brutal ermordet hat. Wut über den Hexer, der ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat. Enttäuschung über meine Unfähigkeit als Hexe. Scham beim Gedanken an meine leiblichen Eltern, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, damit Junus und ich in Sicherheit sind.
    Geballte Emotionen zwingen mich in die Knie. Mein Schluchzen hallt durch den Raum. Das Bedürfnis meine Wut in die Welt hinauszuschreien keimt in mir auf. Lass los – sage ich mir. Einen Wimpernschlag später lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf und schreie mir die Seele aus dem Leib.
    Etwas in mir wurde entfesselt und bricht aus mir heraus. Die Wucht der Energie raubt mir den Atem und reißt mich in die absolute Dunkelheit.
     

    „ Hope! Hope! Wach auf. Hope!
Mach die Augen auf.“ Jemand schüttelt mich durch. Panisch reiße ich die Augen auf. Junus. Ich bin in einem Trümmerfeld gelandet. Was ist passiert? Mein Blick schwenkt die Umgebung ab. Hier sieht es aus, wie im Krieg. Mein Bruder verpasst mir eine leichte Ohrfeige. Vollkommen überfordert blicke ich zu ihm auf.
    „
Hope, hörst du mich?“
    Ich kann nicht antworten. Mein Körper gehorcht mir nicht. Er hebt mich in seine Arme und trägt mich vorbei an eingestürzten Wänden. Wo bin ich?
    Vor dem Auto an der Straße erkenne ich unsere Siedlung. Das Haus – mein Zuhause – es ist dem Erdboden gleich. Was zum ... Nein. Das ist unmöglich. Mein Herz schlägt so schnell, dass mir schwarz vor Augen wird.
     

    Etwas Scharfes fährt mir in die Nase. Stöhnend winde ich mich.
    „
Hope!“ Junus?
    Ich öffne die Augen. Jemand, der über mir gebeugt war, schnellt zurück, als hätte man ihn weggerissen und stößt ein: „Wow, was für Augen“ aus. Schnell richte ich mich auf. Ein pochender Kopfschmerz fährt mir durch den Kopf. Ich ziehe scharf die Luft ein und reibe mir erschöpft über die Stirn.
    „
Hope. Geht’s dir gut? Hast du Schmerzen?“ Mein Bruder greift nach meinen Schultern.
    „
So würdest du dich auch fühlen, hättest du gerade die Energie einer detonierten Bombe freigesetzt“, spricht der Unbekannte. Ich mustere ihn. Er ist groß und hat blondes, schulterlanges Haar, was mit einem Lederband zurückgebunden ist. Seine blauen Augen sind so hell, dass ich ihn nur anstarren kann. Auch er ist muskulös, wie mein Bruder. Sogleich erwache ich aus meinem Schmachten.
    „
Was hast du gerade gesagt?“, will ich von dem Unbekannten wissen.
    „
Du solltest das nächste Mal nicht so viel Magie auf einmal rauslassen Süße, sonst brauch ich mehr als Riechsalz, um dich wach zu bekommen.“ Ich atme schwer.
    „
Was ist passiert?“, flüstere ich aufgebracht.
    „
Du hast das Haus gesprengt, das ist passiert“, stößt mein Bruder aus.
    „
Das war ich nicht“, hauche ich verängstigt.
    „
Kleines.“ Junus fährt mir übers Haar. „Ich habe deine Energie noch sechs Blocks weiter gespürt. Glaub mir, das warst du.“ In meiner Panik springe ich auf und presse mich an die Wand. Dabei bebe ich am ganzen Körper.
    „
Hab ich jemanden verletzt?“ Meine Stimme ist rau und bricht nach den Worten.
    „
Nein“, antwortet Junus.
    „
Woher weißt du das?“, krächze ich.
    „
Aus den Nachrichten.“ Oh nein. Was wird mein Bruder von mir denken. Ich hab mich ja absolut nicht unter Kontrolle. Meine Dummheit hat uns in Gefahr gebracht. Ich hätte jemanden töten können. Vielleicht hat mich jemand gesehen. Dann würde man uns als Hexen enttarnen.
    „
Alles okay? Du zitterst am ganzen Leib“, will der

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