Wer den Himmel berührt
nach Tookaringa an nichts anderes als an deinen Körper denken. Gott sei Dank wird kaum Verkehr sein. Ich wünschte, ich hätte jetzt schon einen Hubschrauber. Dann käme ich jede Nacht zu dir geflogen.«
»Ich weiß nicht, ob ich heute nacht überhaupt schlafen kann.«
»Laß dir etwas einfallen, ehe wir uns das nächste Mal sehen, wie wir es anstellen können, daß ich in dein Haus kommen und in deinem Bett schlafen kann, ohne daß die ganze verfluchte Stadt davon erfährt.«
»Ich liebe dich«, sagte sie. »Ich bin rasend in dich verliebt.«
Er beugte sich wieder vor, um sie zu küssen. »Das habe ich wahrscheinlich schon lange vor dir gewußt.« Er öffnete die Tür und streckte die Beine aus dem Lastwagen. Dann lief er um das Fahrzeug herum, öffnete ihr die Tür und schnappte ihre Koffer von der Ladefläche. Sie folgte ihm die Treppe zur Veranda hinauf.
»Ich komme wieder, sobald ich kann, aber es könnte ein paar Wochen dauern«, sagte er und schob sich seinen Stetson auf den Hinterkopf.
Es sollte sich herausstellen, daß es länger dauern würde. Viel, viel länger.
Horrie rief an. »Gott sei Dank, daß du wieder da bist.«
»Gibt es Probleme?«
»Wann gibt es keine? Dein Freund Doc Adams ist zweimal zu Noteinsätzen mit rausgeflogen. Er ist gar nicht so übel, wie ich es erwartet hätte. Und Schwester Claire ist ein Goldstück gewesen. Trotzdem danke ich Gott dafür, daß du wieder da bist. Draußen in Yancanna ist Kinderlähmung ausgebrochen, und Schwester Brigid will, daß du am besten gestern kommst.«
»Polio?« Cassies Stimme überschlug sich. »Ist sie ganz sicher?«
»Ziemlich sicher. Die Epidemie ist in dem Eingeborenendorf auf dem Hügel ausgebrochen, und jetzt fürchtet sie, sie könnte sich in der ganzen Gegend ausbreiten. Komm zur Fünfuhrsprechstunde her, damit du selbst mit ihr reden kannst.«
Statt dessen meldete sich Schwester Marianne und stattete Cassie ihren Bericht ab. »Wir haben hier einen elfjährigen Jungen mit Restlähmungen. Oben im Dorf auf dem Hügel sind sechs Schwarze, die nicht in die Stadt runterkommen wollen.« Trotz ihrer Sorge lächelte Cassie bei der Vorstellung, daß Yancanna sich als Stadt ansah. »Letzte Nacht ist ein junger Mann in seinen Zwanzigern, der Verwalter eines Gehöfts, das fast hundert Meilen von hier entfernt ist, hergebracht worden. Er ist ein kräftiger strammer Kerl, aber er hat ernstliche Atemnot.«
Die Atemnot war eines der Hauptprobleme bei Polio, und dazu kamen die Schluckbeschwerden. Cassie fragte sich, wo wohl die nächste eiserne Lunge aufzutreiben war. Gewiß konnten sie die Patienten nicht nach Yancanna schaffen, aber sie konnten sie aus Yancanna nach Augusta Springs fliegen. »Kann er schlafen?«
»Nein. Und über Funk haben wir gerade die Mitteilung erhalten, daß ein weiterer Patient, ein Viehtreiber, der lange auf den Weiden war, gerade hergebracht wird. Wir haben nicht einmal mehr Platz für einen weiteren Patienten. Was sollen wir bloß tun?«
»Heute abend kann ich nicht mehr rauskommen, aber wir werden morgen früh sofort rausfliegen. Ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen und habe noch nicht mit Sam gesprochen. Feuchte, heiße Packungen. Bettruhe. Ich nehme an, das wissen Sie alles schon.«
Sie konnte regelrecht vor sich sehen, wie Marianne nickte.
»Ich werde sehen, ob ich eine eiserne Lunge auftreiben kann, um sie, für den Fall, daß wir sie brauchen, hier im Krankenhaus zu installieren.«
»Okay.« Die Krankenschwester unterbrach die Verbindung.
Cassie wandte sich an Horrie. »Wo ist Sam?«
»Er ist mit Schwester Claire zu einer Sprechstunde rausgeflogen. Sie sollten vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein.«
»Ich gehe jetzt zu Dr. Adams, um herauszufinden, ob er weiß, woher wir eine eiserne Lunge bekommen könnten.«
Cassie rief im Krankenhaus an. Ja, Dr. Adams war noch da. Sie legte den gesamten Weg rennend zurück.
Als sie das Krankenhaus erreichte, war sie außer Atem, und Schweiß strömte ihr über das Gesicht. Die Oberschwester grinste sie an. »Er ist in seinem Büro«, sagte sie, ohne Cassies Frage abzuwarten. »Haben Sie einen schönen Urlaub verbracht?«
»Ja, einfach wunderbar.« Cassie sauste durch den Korridor zu Chris’ Büro und stürmte hinein, ohne vorher anzuklopfen. Er saß an seinem Schreibtisch, schrieb etwas und blickte bei ihrem Eintreten auf.
»Chris, hast du eine Ahnung, woher wir eine eiserne Lunge bekommen können?«
»Ich habe eine in Adelaide
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