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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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fühlte sie sich geborgen, obwohl sie immer noch häufig miteinander stritten, nicht nur über das altbewährte Thema, die Aborigines, sondern auch über Religion, Politik, das Verhältnis zwischen Arzt und Patient und die Rolle der Frau. Cassie fand, es sollte keine Frauenrolle geben; Frauen sollten sich für ihre Lebensgestaltung selbst entscheiden. Chris fand, eines der Probleme in der heutigen Zeit bestünde darin, daß Frauen sich nicht mehr damit begnügten, Ehefrauen und Mütter zu sein, und das brächte das gesellschaftliche Gleichgewicht ins Wanken.
    Na und?
fragte Cassie.
Bisher hat das Pendel immer zugunsten der Männer ausgeschlagen.
    Wenige Monate nachdem Fiona ihren Pilotenschein bekommen hatte, fand Cassie ein Haus für sich. Sie sagte Fiona, sie und Chris bräuchten ihre Privatsphäre, was stimmte. Er konnte sich unmöglich in ihr Schlafzimmer schleichen, solange sie mit Fiona zusammenlebte. In der Stadt war allgemein bekannt, daß die beiden einander häufig trafen und das waren, was als ein »festes Paar« angesehen wurde. Man fragte sich, warum sie nicht heirateten, aber es war unmöglich, daß sie sich öffentlich zu ihrer körperlichen Beziehung bekannten.
    Chris konnte Cassie zwar weit mehr bieten als nur Sex, und das wußte sie, doch es bestand keinerlei Gefahr, daß sie sich in ihn hätte verlieben können. Als sie in ihr eigenes Haus eingezogen war, fünf Straßen von Fionas Haus entfernt, hatte er zu ihr gesagt: »Ich weiß, daß du dich niemals in mich verlieben kannst, aber laß mich bei dir sein, bis dir der Richtige über den Weg läuft.«
    Er faßte sie gern an, und wenn sie allein miteinander waren, zog er sie oft an sich und hielt sie in den Armen. Er schlief mit dem Arm um sie und sagte zu ihr: »Isabel hat mich nie berührt. Ich liebe es, wenn du mit den Fingern über meinen Arm streichst. Du weißt noch nicht einmal, daß du das tust, stimmt’s? Für dich ist das ganz natürlich. Du bist dir gar nicht bewußt darüber, wenn du dich vorbeugst und eine Hand auf meine legst.«
    Im Krankenhaus war sein Umgang mit ihr förmlich, und er nannte sie »Doktor« und gab sich so steif wie früher auch schon. Aber alle im Krankenhaus und alle in der ganzen Stadt wußten, daß sie sich privat miteinander trafen, und daher war seine Förmlichkeit lachhaft. Trotzdem bereitete es ihm Schwierigkeiten, die Schranken einzureißen, die er im Lauf der Jahre um sich herum aufgebaut hatte.
    Da Fiona und sie einander täglich sahen, beklagte Fiona Cassies Umzug nicht. Statt dessen adoptierte sie zwei Mädchen aus Mundoora, Aborigines, die sie zu sich ins Haus holte und in dem Zimmer einquartierte, in dem Cassie gewohnt hatte. Die Mutter war gestorben, und der Vater war auf ein Walkabout gegangen. Sie baute an der Rückseite des Hauses noch ein Schlafzimmer an und stellte eine Haushälterin ein, die gleichzeitig die Rolle des Kindermädchens übernahm. Anna, das ältere Mädchen, schickte sie zur Schule, und ihre Freizeit verwandte sie darauf, Marian auf die Schule und die Umgangsformen der Weißen vorzubereiten.
    »Ich will nicht, daß sie ihr Erbe aufgeben«, sagte sie zu Cassie und Chris, als sie zusammen zu Abend aßen, wie sie es mehrfach wöchentlich taten. »Aber ich will, daß sie in der Lage sind, sich in unsere Kultur einzufügen, damit sie nicht am Rand der Gesellschaft leben müssen. Sie können zu ihrem Stamm und zu ihren alten Bräuchen zurückkehren, wenn sie wollen, aber ich gebe ihnen eine reelle Chance.«
    Ihr war nicht klar, daß dazu keine Möglichkeit bestand. Die Kinder in der Schule machten sich über sie lustig, ließen sie nicht mitspielen und schlossen keine Freundschaften mit ihnen. Daher ging Anna ganz in Büchern auf und brachte es fertig, bessere Noten als die meisten anderen zu bekommen. Fiona verbrachte ihre gesamte Freizeit damit, mit den Mädchen zu spielen, sie zu unterrichten und zu bemuttern.
    »Fiona, du bist die geborene Mutter. Du könntest jedes Kind adoptieren, das du siehst«, sagte Cassie.
    »Hättest du denn nicht auch gern Kinder?« erwiderte Fiona darauf. »Ich denke ständig daran, Kinder zu bekommen – natürlich Blakes Kinder.« Sie wandte sich zu Cassie um und sah sie an. »Warum heiratet ihr nicht, du und Chris, und bekommt Kinder?«
    »Ich liebe ihn nicht.«
    »Jedenfalls verbringt ihr mehr Zeit miteinander als die meisten Ehepaare. Er ist eindeutig verrückt nach dir.«
    Wie schon Blake hatte auch Chris ihr nie gesagt, daß er sie liebte. »Ich will

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