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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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glücklichsten Menschen auf Erden.«
    »Ich hatte geglaubt, Anzeichen von Unzufriedenheit an dir wahrzunehmen.« Oder sogar von Unglück, dachte Cassie.
    »Nicht in diesem Augenblick«, sagte Sam mit zärtlicher Stimme. »In diesem Augenblick habe ich alles, was ich mir nur wünschen könnte.«
    Er wandte sich zu ihr um und sah sie an.

48
    A m nächsten Tag drängten sich auf den Viehhöfen Unmengen von Pferden und Ochsen. Zuerst fanden Wettkämpfe statt, in denen es darum ging, Tiere aus ihrer Herde auszusondern, dann Stierreiten.
    All das bereitete enormen Spaß.
    Sie hatten gerade zu Abend gegessen und sich für den Tanz am Freitagabend umgezogen. Die Decke des Speisesaals war mit Girlanden aus Kreppapier geschmückt. Ein Ende des Raumes war zu einer Bühne umgestaltet worden, auf der eine Kapelle ihre Instrumente stimmte.
    Cassie sagte zu Sam: »Wir kennen fast jeden im ganzen Saal.« Sam sah sich um und nickte. »Das heißt, daß wir so gut wie jeden in einem Radius von fünfhundert Meilen kennen.«
    Sie lachte. »Das klingt doch reichlich beeindruckend, findest du nicht auch?«
    Sie standen vor dem Zelt und warteten, bis Fiona und Olivia fertig mit dem Umziehen waren.
    »Olivia scheint ihren Spaß zu haben«, sagte Cassie.
    »Gott sei Dank. Ja, sie läßt es sich gutgehen. Ich nehme an, ich habe ihr in Augusta Springs nicht gerade viel geboten. Ihr wäre ein Leben in der Stadt lieber gewesen.«
    »Ich vermute, es geht ihr ähnlich wie Romlas Mann. Manche Leute finden den Busch langweilig. Ist das Olivias Problem?«
    »Cassie, ich weiß nicht, was sie mag. Sie vermißt grüne Wälder und Wiesen, ihre Familie und die Anregungen, die eine Stadt bietet … aber vielleicht ist es auch einfach nur England. Sie möchte gern, daß wir dorthin zurückgehen.« Als er den Ausdruck der Bestürzung in Cassies Augen sah, fuhr er fort.
    »Wir gehen nicht fort von hier, Doc. Ich jedenfalls nicht. Aber ihr wäre es lieb. Oder ein Mann mit festen Arbeitszeiten, der am Wochenende zu Hause ist und jeden Abend zum Essen kommt.«
    Cassie wollte eine Hand auf seinen Arm legen, doch ihre Hände streiften einander. Einen Moment lang hielt er ihre Hand, bis Fiona aus dem Zelt auftauchte, mit Olivia im Schlepptau. Sam ließ die Hand sinken.
    »Hat jemand Blake gesehen?« fragte Fiona.
    »Ich habe ihn und Steven vor ein paar Minuten gesehen, und jeder ist in eine andere Richtung gelaufen«, antwortete Sam.
    Heute abend waren keine Stiefel, Stetsons oder Jeans vertreten. Die Männer trugen Hosen mit Bügelfalten und Hemden mit offenem Kragenknopf, und die Frauen waren in Röcken und hochhackigen Schuhen erschienen. Keine Abendkleidung – das hob man sich für den morgigen Abend auf –, aber feine Sonntagskleider mit Ohrringen aus Perlen oder Bergkristall.
    Der Klang einer Fiedel erfüllte die Luft, als die Menschenmengen sich langsam wieder zum Speisesaal in Bewegung setzten.
    »Seht euch bloß all diese Sterne an«, sagte Fiona. »Ich nehme sie nie als selbstverständlich hin.«
    »Du nimmst nie irgend etwas als selbstverständlich hin, Fiona«, sagte Sam. »Du findest alles immer noch so spannend wie ein Kind.«
    »Das fasse ich als Kompliment auf«, sagte sie und lächelte ihn an.
    »Genauso war es auch gemeint«, erwiderte er. Sam kostete es aus, von drei der bestaussehenden Frauen umgeben zu sein. Blake erwartete sie alle am Eingang des Ballsaals. Er sah besser denn je aus, fand Cassie, in einem blauen Hemd, das zu seinen Augen paßte, die rotblonden Locken kurz geschnitten und sein ausgeprägtes Gesicht mit den markanten Zügen von langen Jahren in der Sonne zerklüftet und ledrig. Seine linke Hand wäre einem kaum aufgefallen, dachte sie.
    Er lächelte auf Cassie herunter. »Der erste Tanz gehört mir«, sagte er. Sie hatte seit Jahren nicht mehr mit ihm getanzt. Nicht seit dem Herbst 1939, als er zu den Tanzveranstaltungen am Samstagabend mehrfach zwölf Stunden lang nach Augusta Springs gefahren war. Sie hatte seit gut neun Jahren nicht mehr mit ihm getanzt.
    Die Kapelle begann mit einer alten Schnulze, »Stardust«. Er streckte die rechte Hand aus, nahm ihre Hand und zog sie an sich. Sie spürte, wie sich sein Körper an sie schmiegte, als er sie noch enger an sich zog.
    »Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir das erste Mal miteinander getanzt haben«, murmelte er in ihr Haar.
    »Am Silvesterabend 1938.«
    »Dann erinnerst du dich also auch noch?« Er zog den Kopf zurück, um ihr in die Augen sehen zu

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