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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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mehr von hier fortgegangen. Ich habe es nie auch nur eine Minute lang bereut.«
    »Aber wir bereuen es, Ma. Uns tut es leid, daß du nie kochen gelernt hast«, sagte Lou.
    »Ihr Mädchen seid auch nicht so toll in der Küche. Wir haben es hier alle mehr mit den Arbeiten im Freien.« Und doch war das Haus sauber und ordentlich, und über allem lag ein weiblicher Hauch.
    Sam sah Cassie in die Augen, und sie konnte ihm ansehen, daß es ihn Mühe kostete, nicht laut zu lachen. »Würden Sie denn nicht gern in die Stadt gehen?« fragte er, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden. »Sich einen Film ansehen? Die Auswahl zwischen vielen Kleidungsstücken haben, vielleicht sogar hübschen Kleidern?«
    Eines der Mädchen sagte höhnisch: »Wozu sollten wir denn Kleider wollen?«
    »Nun«, sagte Sam, »wollen Sie denn nicht sehen, wie andere Menschen leben, mit ihnen reden …«
    »Meine Töchter wissen, wie andere Menschen leben«, sagte Estelle. »Wir schicken jedes Jahr eine Bestellung an Penguin in London und lassen zweiundfünfzig Bücher kommen. Eines für jede Woche des Jahres. Ich wette, meine Familie ist die belesenste in ganz Australien.«
    Die Mädchen waren stumm. Dann sagte Billy – oder zumindest diejenige, die Cassie dafür hielt: »Wir sind keine Gefangenen hier. Wenn eine von uns fortgehen will, dann steht uns das jederzeit offen. Aber es gibt dort draußen nichts, was wir hier nicht auch hätten.«
    »Einen Mann?« fragte Sam.
    »Ja, ich muß schon sagen«, sagte Estelle, »darüber haben wir mehrfach geredet. Falls Sie jemals einen Koch finden sollten, ich meine, einen wirklich
guten
Koch, dann schicken Sie ihn zu uns raus.« Sie sah sich langsam am Tisch um und grinste ihre Töchter an. »Es wäre angenehm, einen Mann hier zu haben, um der Abwechslung willen. Aber wir wären schrecklich wählerisch. Es müßte ein Mann sein, der wirklich gut kochen kann. Und er müßte es mögen, daß abends vorgelesen wird. Sonst gibt es hier nichts zu tun.«
    Als sie nach Tookaringa aufbrachen, sagte Sam: »Ich würde meinen, umgeben von all diesen gutaussehenden Frauen wüßte jeder Mann etwas Besseres mit den Abenden anzufangen, als sich etwas vorlesen zu lassen.«

10
    S chon aus der Luft unterschied sich Tookaringa von jedem anderen Gehöft. Hunderttausende von Bäumen … aber kein Wald. Dazu waren die Abstände zwischen ihnen zu groß. Meilenweit Eukalyptus, Rinderherden, die zwischen den Bäumen herumliefen, und andere, die auf offenem Weideland grasten. Ein blauer Fluß, der anfangs nur ein schmales Band war, wurde auf ihrem Flug nach Norden immer breiter, und an seinen Ufern ragten hohe Eukalyptussträucher auf, kleine Gehölze, die dicht zusammengewachsen waren.
    »Glaubst du, der trocknet jemals aus?« fragte Sam. »Sieh nur. Vor uns muß das Gehöft liegen. Das ist ja eine Wucht!«
    Mindestens ein Dutzend Gebäude verteilte sich zwischen dichten Bäumen auf der Westseite eines Billabong. Als das Eukalyptusdickicht sich auflockerte und die Abstände zwischen den Bäumen wieder größer wurden, wurde ein klar gekennzeichnetes Rechteck, das von flatternden weißen Fahnen umgeben war, eindeutig als Landeplatz sichtbar.
    Das Flugzeug zitterte ein wenig, der einzige Hinweis darauf, daß sie auf dem Boden aufgesetzt hatten. Es kam vor einem riesigen scheunenähnlichen Gebäude zum Stehen, dessen Westseite vor ihnen lag. Sie konnten erkennen, daß es sich in Wirklichkeit um eine Garage handelte. Im Gegensatz zu den anderen Gehöften, die sie gesehen hatten, war Tookaringa gepflegt. Werkzeuge hingen an einer Wand der immensen Garage. Traktoren funkelten, statt daß sich Staub auf ihnen sammelte wie auf fast jeder Farm im australischen Busch. Zwei kleine Lieferwagen waren in tadellosem Zustand.
    Etwa ein Dutzend Männer, darunter zwei Schwarze, kam näher, als der Staub, der durch die Landung aufwirbelte, wie in einer Zentrifuge hinter dem Flugzeug kreiste. Sam schaltete den Motor aus. Cassie sah, daß er den näherkommenden Männern, die alle gleichzeitig winkten, ebenfalls zur Begrüßung zuwinkte.
    Sam glitt von seinem Sitz, lief zum hinteren Ende der Flugzeugkabine, zog die Tür auf und bückte sich, um die Treppe hinunterzulassen. Dann drehte er sich zu Cassie um, streckte einen Arm aus und forderte sie auf, seine Hand zu nehmen. »Das schaffe ich auch ohne Hilfe«, sagte sie und griff nach ihrer Arzttasche.
    Sam zuckte die Achseln und lief vor ihr die Stufen hinunter. Die Männer liefen um das Flugzeug herum,

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