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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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habe keinen einzigen von ihnen selbst gebacken. Im Grunde genommen habe ich nur den Schinken und die Kartoffeln zubereitet.«
    »Das ist wahre Nachbarschaftlichkeit«, sagte Sam. »Das bist du nicht gewohnt, was?«
    Nicht aus Washington, London oder auch nur San Francisco. Cassie hörte zu, wie die Frauen Rezepte miteinander austauschten und darüber redeten, gezwungenermaßen Wochen in der Stadt zu verbringen – in Adelaide oder Brisbane und ab und zu auch in Augusta Springs –, während sie die Geburt ihrer Babys erwarteten. Männer, die sich am anderen Ende der Veranda in dichten Trauben drängten, redeten über Schafe und Pferderennen. Cassie schaute auf den schmalen Rasenstreifen hinunter, von dem das frisch gestrichene weiße Haus umgeben war, und sah Sam, der seine allgegenwärtige Baseballmütze in eine Hosentasche gezwängt hatte. Er hatte die Arme um zwei Mädchen gelegt und grinste, während sie lachend zu ihm aufblickten.
    Sie würden erst nach Einbruch der Dunkelheit in Augusta Springs eintreffen. »Wir können es schaffen«, sagte Sam. »Es gibt Licht auf dem Flugplatz. Es ist nicht dasselbe, als landeten wir auf einem Gehöft, auf dem die Leute nicht auf nächtliche Flugzeuglandungen eingerichtet sind. Es gibt dort auch einen Leitstrahlsender.«
    Aber Nancy und Dan Mason überredeten sie, über Nacht zu bleiben. Sam meldete sich bei Horrie, und es gab keine medizinischen Notfälle. Kein Anruf, der Soforthilfe erfordert hätte. »Wir können am frühen Morgen aufbrechen, wenn ihr wollt«, sagte er zu Fiona und Cassie.
    »Was ist mit den Martin-Töchtern? Sie werden enttäuscht sein.« Es hatte scherzhaft klingen sollen, kam aber absolut nicht so heraus.
    Sam kniff die Augen zusammen und sah sie an. »Ich mag es nicht, von einer Frau auserkoren zu werden. Ich ziehe es vor, selbst meine Wahl zu treffen.«
    »Dann muß also der Mann immer die Initiative ergreifen?« Ihre Stimme war nicht frei von einer gewissen Härte.
    Sam beugte sich vor, pflückte einen Grashalm und steckte ihn zwischen die Lippen. »Klar.«
    »Macht das nicht unglaublichen Spaß?« fragte Fiona, als sie sich den beiden anschloß. »Ich danke euch so sehr dafür, daß ihr mich mitgenommen habt. Soviel Spaß habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehabt. Ich wußte nicht, daß Fliegen so … oh, ich weiß noch nicht einmal, wie ich es sagen soll. So belebend sein kann.« Fiona war kein bißchen müde. »Ich hatte keine Ahnung, daß dein Leben derart voll von … tja, ich kann mir vorstellen, daß du dich niemals einsam fühlst, stimmt’s? All diese Menschen, die diese Bereitschaft mitbringen, dich dafür zu lieben, daß du ihnen so sehr hilfst. Von dem Moment an, in dem sie dir das erste Mal begegnen, bist du ein fester Bestandteil ihres Lebens. So fühle ich mich, wenn ich ein Klassenzimmer betrete. Ich werde für alle Zeiten eine Rolle im Leben dieser Kinder spielen, ganz gleich, ob sie sich an meinen Namen erinnern können oder daran, was ich ihnen beibringe, oder auch nur, wie mein Gesicht aussieht.«
    Du fühlst dich bestimmt niemals einsam …
, dachte Cassie versonnen.
     
    Um sechs Uhr morgens läutete geräuschvoll eine Kuhglocke. Cassie hatte im Bett gelegen und versucht, sich nicht zu rühren, um Fiona nicht zu wecken. Jetzt stieß sie sie mit dem Ellbogen an.
    »He, es ist Zeit zum Aufstehen.«
    »Mpf«, murmelte ihre Freundin.
    Cassie schwang die Beine aus dem Bett und schaute zum Fenster hinaus. War jedes Morgengrauen im Busch eine Pracht? Sie zog die Sachen an, die sie über eine Stuhllehne gehängt hatte. Dann fuhr sie sich mit der Zunge über die Zähne. Sie haßte es, keine Zahnbürste dabeizuhaben. Sie würde eine in ihre Arzttasche packen, damit sie nicht das Gefühl haben mußte, anstelle eines Mundes ein Vogelnest zu haben, wenn sie irgendwo unerwartet übernachten mußten. Sie zog ihre Stiefel an, schaute in den Spiegel über der Kommode, griff nach einem Kamm und zog ihn hastig durchs Haar. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe, Lippenstift aufzutragen, ehe sie aus dem Haus ging, um den Morgen zu begrüßen.
    Dan Mason hielt sich schon draußen auf und redete mit seinem Vorarbeiter. Um die Hufe der Pferde herum, die von dreien der jungen Rancharbeiter zusammengetrieben und gesattelt wurden, stieg Staub auf. Cassie lief durch das stachelige Gras zu einem kleinen Hang, der etwa eine Viertelmeile weiter im Osten lag. Sie sah, daß Sam das Flugzeug bereits einer oberflächlichen Prüfung

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