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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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unterzog.
    Es war zwar schon hell genug, um klar sehen zu können, doch die Sonne war noch nicht über den Horizont gestiegen. Als Cassie den Kamm des Hügels erreichte und hoffte, von dort aus den Sonnenaufgang sehen zu können, stellte sie zu ihrem Erstaunen fest, daß sich ein Bach zwischen Ufern schlängelte, die mit hohem Eukalyptus bewachsen waren. Hinter der Baumreihe ging die Sonne auf. Nicht so dramatisch, wie sich der Sonnenaufgang gestaltet hätte, wenn Wolken am Himmel gewesen wären oder auch nur eine große Menge Staub aufgewirbelt wäre, aber in dieser Landschaft war es dennoch ein überwältigendes Schauspiel. Cassie konnte in allen Richtungen den Horizont sehen. Das Land war flach, flach, flach. Als der gewaltige orangeglühende Ball aufstieg und seine blendenden Strahlen wie Tentakel über das Land streckte, war die gesamte Landschaft in den goldenen Schimmer gehüllt, der einen weiteren Tag vorhersagte, an dem es kein Entfliehen vor der Hitze gab.
    Cassie fragte sich, wie es hier wohl im Sommer sein mußte, wenn es ihr Anfang Oktober drei Minuten nach dem Sonnenaufgang schon so warm sein konnte.
    »Ein erhabenes Gefühl, stimmt’s?« Sams Stimme ertönte hinter ihr.
    Die Kuhglocke läutete wieder.
    »Ich vermute, das Frühstück ist fertig. Danach würde ich gern aufbrechen. Schließlich ist heute unser freier Tag, und ich habe einiges vor.« Er sah ihr nach, als sie den Hügel hinunterlief, und dann folgte er ihr kopfschüttelnd.

14
    S am bringt mir das Fliegen bei«, sagte Fiona aufgeregt. »Ist das nicht wunderbar?«
    Cassie, die gerade Gemüse kleinschnitt, blickte auf. »Wie seid ihr darauf gekommen?«
    Fiona schenkte sich eine Tasse Tee ein. Sie war gerade vom Tennisspielen mit Sam zurückgekommen und erweckte einen kerngesunden Eindruck. »Ich habe ihm gesagt, daß mir das Fliegen wie eine Romanze erscheint und wie sehr es mich gepackt hat, als wir nach Burnham Hill geflogen sind. Ich bin verliebt in das Fliegen. Weißt du, nachts liege ich im Bett und schließe die Augen, und dann sehe ich mich da oben, wie ich durch die Luft schwebe – wie ein Adler. Er hat gesagt: ›Wenn es dir so geht, dann bringe ich dir das Fliegen bei.‹ Am Samstag bekomme ich meine erste Flugstunde. Ich bin schon ganz aufgeregt.«
    Cassie schüttete die Karotten in einen Topf und fragte, ohne Fiona anzusehen: »Ist etwas zwischen dir und Sam?«
    »Ja.« Fionas Augen leuchteten. »Und es ist brandneu für mich – eine Freundschaft mit einem Mann. Ich kann mich nicht erinnern, je zuvor einen Mann zum Freund gehabt zu haben. Ich meine, eine
echte
Freundschaft. Wir mögen einander, aber es läuft keine Chemie ab, falls du das meinst. Es ist einfach herrlich mit ihm. Wir reden über alles.«
    Cassie drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Kann man wirklich eng mit einem Mann befreundet sein? Das bezweifle ich.«
    »O Cassie, hör endlich auf, dir selbst und allen Männern heimzuzahlen, daß du zurückgewiesen worden bist. Ich habe auch eine unglückliche Liebe hinter mir. Wer hat das nicht? Es hat mich Jahre gekostet, darüber hinwegzukommen. Aber ich glaube, das hat uns alle nur bereichert. Was für abscheuliche Wesen wären wir doch, wenn wir das nie erlebt hätten. Wie könnten wir Mitgefühl für andere aufbringen? Ich würde jedem Menschen ein kleines bißchen Unglück und wenigstens eine Ablehnung wünschen. Das lehrt uns Bescheidenheit.«
    »Oh, komm mir bloß nicht damit. Ich wäre ein wesentlich besserer Mensch, wenn ich nie so behandelt worden wäre, wie Ray mich behandelt hat.«
    »Vielleicht wärst du im Moment glücklicher, aber ich wette, du wirst an dieser Erfahrung wachsen«, wandte Fiona ein. »Ray ist nicht schuld daran, wie du fühlst. Okay, dann war er eben ein Mistkerl. Aber eine Zurückweisung ist nicht das Ende der Welt. Was dich bitter gemacht hat, das sind deine eigenen Reaktionen. Jetzt erlaubst du es dir nicht mehr, auch nur irgendeinem Mann zu vertrauen. Du versagst dir viel, um nicht noch einmal verletzt zu werden. Cassie, du bist die meiste Zeit ein reizender und großartiger Mensch. Mir gegenüber gehst du aus dir heraus, und im Umgang mit anderen Frauen bist du locker. Du hast eine wunderbare Art, mit Kindern umzugehen. Nach allem, was ich gehört habe, kommst du blendend mit Kranken zurecht. Deine Patienten lieben dich. Aber du läufst vor attraktiven Männern weg, die dich in Versuchung führen könnten.«
    Fiona streckte eine Hand aus und legte sie auf Cassies Arm. »Die Mauer,

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