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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Haarspaltereien, hätte Cassie gern geschrien. »Bringen Sie den starken Mann dazu, ihren Kopf so fest zwischen seinen Händen zu halten, daß sie sich unmöglich von der Stelle rühren kann, ganz gleich, wie heftig sie auch zucken mag. Sagen Sie ihm, er soll nicht hinsehen, was geschieht, damit er sich ausschließlich darauf konzentrieren kann, ihren Kopf festzuhalten, ohne sich ablenken zu lassen. Das ist absolut entscheidend. Und jetzt sagen Sie Blake, er soll loslaufen, und damit meine ich, er soll rennen, so schnell er kann, sich die Hände waschen und mit einem sterilen Messer wieder ans Telefon kommen.«
    Jennifers Stimme war wieder durch die Leitung zu hören. »Cassie, er ist gleich wieder da. Ach, du meine Güte …«
    »Sagen Sie es nicht, Jenny.« Sie wandte sich an Fiona, die gekommen war und sich neben sie gestellt hatte. »Holst du mir einen Stuhl, ja? Ich werde noch eine ganze Weile am Telefon sein.«
    Blakes Stimme kam wieder aus dem Hörer. »Hier bin ich.«
    »Geben Sie Ihrer Mutter das Telefon, und sie wird Ihnen wortwörtlich alles wiederholen, was ich sage. Zögern Sie nicht, denn sonst ist das Mädchen verloren.«
    »In Ordnung«, sagte Jennifer.
    »Lassen Sie Blake nach dem Adamsapfel tasten und gut einen Zentimeter darunter einen vertikalen Schnitt ansetzen. Der Schnitt sollte knapp vier Zentimeter lang sein.
    Sowie er zu schneiden beginnt und sicher ist, daß er die Mitte des Halses erwischt hat, die exakte Mitte, lassen Sie ihn weiterschneiden, bis Luft herausströmt. Machen Sie sich wegen des Bluts keine Sorgen. Sowie Sie es geschafft haben, daß Luft hineinströmt oder entweicht, wird sich die Blutung abschwächen.«
    Im Hintergrund konnte Cassie den schweren Atem des Mädchens hören.
    »Sie ist blau angelaufen, und ihre Augen sind verdreht, als sei sie tot. Sie ist bewußtlos.« Jennifers Stimme war von Furcht erfüllt.
    Blake sagte zu seiner Mutter: »Ich glaube, es ist aus mit ihr.«
    »Sagen Sie ihm, daß er weitermachen soll. Er muß genau in der Mitte ansetzen. Und dort bleiben. Wenn er ganz sicher ist, daß er die richtige Stelle gefunden hat, muß er die Luftröhre durchschneiden, ganz gleich, ob sie tot oder lebendig ist.«
    »Sie atmet wieder«, sagte Jennifer.
    »Dann ist etwas schrecklich schiefgegangen.« Cassie ertappte sich dabei, daß sie schrie. »Entweder ist er zu weit auf einer Seite, oder der Schnitt ist nicht tief genug. Vergewissern Sie sich, daß er den Schnitt wirklich genau in der Mitte angesetzt hat.«
    »Er hat die Luftröhre geöffnet, und Luft strömt ein und aus. O Gott, alles ist voll Blut!«
    »Gut so. Stecken Sie jetzt den Schlauch in die Öffnung. Decken Sie den Bereich mit sauberen Tüchern, Taschentüchern oder Servietten ab. Stecken Sie eine große Sicherheitsnadel in einem Winkel von neunzig Grad durch den Teil des Schlauchs, der herausschaut, damit er nicht in ihre Luftröhre rutschen kann. Ist sie bei Bewußtsein?«
    »Ja, und das Einführen des Schlauchs bereitet ihr große Schmerzen.«
    »Sagen Sie ihm, er soll die Finger auf beide Seiten des Schnitts legen und den Blutfluß so eindämmen, daß die Öffnung trocken bleibt. Es spielt keine Rolle, wohin das Blut fließt oder wieviel Blut sie verliert, solange nichts davon in diese Öffnung zurückfließt!«
    Einen Moment lang herrschte Stille, ehe Jennifer sagte: »Das Blut sickert jetzt nur noch heraus.«
    »Das ist gut so. Sie werden sich abwechseln müssen, damit die ganze Nacht über jemand bei ihr sitzt, um sicherzugehen, daß der Schlauch nicht verrutscht. Es ist schon fast dunkel, und daher können wir unmöglich rausfliegen. Aber wir werden im Morgengrauen aufbrechen und kurz nach neun dasein. Es sollte eigentlich keine weiteren Komplikationen geben. Geben Sie mir noch einmal den Arzt«, sagte sie mit einem Anflug von Lachen in der Stimme.
    Blake meldete sich am anderen Ende. »Hier«, war alles, was er sagte.
    »Gute Arbeit.«
    »So. Ja.«
     
    Am folgenden Morgen um neun Uhr zweiundzwanzig landeten sie auf Tookaringa. Blake Thompson holte sie mit einem Ranchfahrzeug auf der Landebahn ab. Er lehnte am Wagen, und sein breitkrempiger Stetson ließ sein Gesicht nicht erkennen, als Sam die Flugzeugtür öffnete. Blake kam mit langsamen, aber großen Schritten auf sie zu, und seine Stiefel mit den hohen Absätzen schlurften über den Boden. Er hatte den Gang eines Mannes, der gewohnt ist, ganze Tage im Sattel zu verbringen, und doch ging eine Anmut von ihm aus, fast löwenhaft. Er schüttelte

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