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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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geschlungen worden. Sämtliche Mitglieder des Komitees der Fliegenden Ärzte von Augusta Springs waren mit ihren Ehefrauen erschienen. Sogar Don McLeod hatte es so arrangiert, daß sein Terminkalender es ihm erlaubte, die Party zu besuchen. Cassie war hocherfreut, ihn hier zu sehen. Sie beschloß, Fionas Ratschlag doch besser nicht zu befolgen und sich gehenzulassen. Sie mußte an ihren Ruf denken.
    Die Parties auf Tookaringa, die beiden, die sie besucht hatte, waren die ersten Parties, die ihr je wirklich Spaß gemacht hatten. Die Australier waren das netteste, gastfreundlichste und offenste Volk, das sie je kennengelernt hatte. Die Amerikaner standen in dem Ruf, freundlich zu sein, aber im Vergleich zu diesen Buschbewohnern, die einen behandelten, als hätten sie einen schon immer gekannt, und die einen mit offenen Armen in ihrem Leben willkommen hießen, waren sie farblos.
    »Wie wäre es mit einem Tanz?« Stevens Stimme ertönte direkt hinter ihr. »Irgend jemand muß die Sache schließlich in Schwung bringen.«
    Er nahm sie an die Hand und führte sie über den Rasen, die Stufen zur Veranda hinauf und dort auf den verglasten Teil, der ins Wohnzimmer überging.
    »Ein trauriges Lied«, sagte er, »aber tanzbar.«
    Cassie erkannte die Melodie augenblicklich wieder … »I’ll Never Smile Again«.
    Er hielt sie locker umfaßt und summte zur Musik, während er sich geschmeidig über die Tanzfläche bewegte. »Sie sind für diese Gegend eine große Bereicherung, das ist Ihnen doch wohl klar.«
    »Ich hoffe es«, sagte Cassie, die sich mühelos von ihm führen ließ. »Mir gefällt es nämlich hier.«
    »Selbst diejenigen unter uns, die sich gefragt haben, inwieweit sich eine Frau hier als Ärztin bewähren kann, haben Sie bereits für sich gewonnen.«
    »Ach? Sie haben sich nicht gerade für diese Vorstellung begeistert?«
    Etliche andere Paare begaben sich auf die Tanzfläche.
    »Haben Sie etwa geglaubt, irgend jemand könnte sich dafür begeistern? Es gibt immer noch viele – nur diejenigen, die bisher noch nichts mit Ihnen zu tun hatten –, die den Fähigkeiten einer Frau, die richtigen Diagnosen zu stellen und sachgemäß zu operieren, skeptisch gegenüberstehen. Aber mit der Zeit werden Sie alle für sich einnehmen.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht. Den Leuten bleibt gar nichts anderes übrig, stimmt’s?«
    Das Orchester spielte eine schnelle Melodie an. »Was tanzen wir darauf am besten?« fragte Steven. »Einen Jitterbug oder den Big Apple?«
    Cassie wollte ihm gerade antworten, als Sam auftauchte. »Tut mir leid, Steven, aber diesen Tanz muß ich haben.« Er packte Cassie an der Hand und begann, sie herumzuwirbeln. Als hier das letzte Mal eine Party veranstaltet worden war, waren sie die Hauptattraktion auf der Tanzfläche gewesen. Auch diesmal fesselten sie ihr Publikum, doch etliche andere junge Paare schlossen sich ihnen an. Sam ließ den Tanz einfach erscheinen, und sie konnte seinen Schritten folgen, ohne dabei auch nur zu denken, ganz gleich, wohin er ihre Füße führte. Als die Melodie endete, sagte Sam: »Komm mit. Laß uns sehen, ob wir einen kühlen Drink finden.«
    Aber Cassies Blick war auf Blake Thompson geheftet, der im Türrahmen lehnte. Er stand steif und aufrecht da und starrte sie mit einem belustigten Gesichtsausdruck an.
    Sams Augen folgten ihrer Blickrichtung. »Oha«, sagte er.
    Als sie hinterher darüber nachdachte, konnte Cassie sich nicht daran erinnern, ob Sam einfach verschwunden war, ob er sich einer anderen jungen Frau zugewandt hatte oder was sonst aus ihm geworden war. Von einem Moment zum anderen existierte er nicht mehr. Ebensowenig wie alle anderen.
    Nein, dachte sie. Nein. Bloß das nicht.
    Blake bahnte sich einen Weg durch die Tänzer, griff nach ihrer Hand und legte seinen Arm um ihre Taille. Er sagte kein Wort, sondern zog sie nur eng an sich, begann zu tanzen und sah ihr dabei tief in die Augen. Sie konnte seinen Körper an ihrem spüren und den nächsten Schritt ahnen, ehe er ihn machte.
    Einen Moment lang wollte sie nichts anderes als fortlaufen, Sam finden und zu ihm sagen:
Laß uns verschwinden. Laß uns heute nacht noch zurückfliegen.
Aber sie spürte Blakes Bein, das sich an ihres schmiegte, spürte, wie seine kräftige Hand sich auf ihr Kreuz preßte.
    »Soll ich Ihnen sagen, was ich über Sie weiß?« fragte er, und seine Stimme wirkte auf sie wie glattgeschliffene Steine in einem Teich. »Unter Ihrem sachkundigen Furnier verbirgt sich ein weiches Herz.

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