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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Vieh, das kein Brandzeichen trägt, spurlos verschwinden. Das passiert ohnehin, aber wenigstens hilft es. Es ist nicht lange schmerzhaft für die Tiere.«
    »Woher weißt du das?« fragte Cassie. Sie waren jetzt nahe genug herangekommen, um die Rufe der Männer und das Muhen der Rinder zu hören, die in Koppeln eingepfercht waren.
    »Das Brandmarken erfordert auf jedem unserer Außenposten fünf bis sechs Wochen, bis alle erfaßt sind«, sagte Blake, als sie auf die Gruppe der Viehhüter zu ritten.
    »Siehst du diesen Mann dort, der mit dem Kalb ringt? Für das Tier ist es seine erste Begegnung mit einem menschlichen Wesen. Es fürchtet sich. Es weiß nicht, was es von ihm zu erwarten hat.«
    Sie blieben auf ihren Pferden sitzen und sahen zu. »Zuerst werden die Kälber, die noch nicht gebrandmarkt sind, von der Herde abgesondert. Gewöhnlich fängt man sie mit dem Lasso ein, genauso, wie du es in Filmen gesehen hast. Dann werden sie in Koppeln eingepfercht, diesen umzäunten Geländen, die du hier überall siehst. Eine Gruppe von Männern – ach, komm doch einfach mit, und wir sehen uns das Ganze aus der Nähe an.« Er sprang von seinem Pferd, ging auf Cassie zu und streckte die Arme aus, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein.
    Er führte sie dahin, wo die Kälber gebrandmarkt wurden. Zwei Männer hatten ein Kalb auf den Boden geworfen, und einer hielt es an einem Bein fest, und der andere hatte sich ein Knie um den Nacken gelegt. Mit einem Gerät, das wie ein riesiger Hefter aussah, knipste einer der Männer dem Tier einen Knopf ins Ohr. Sowie er damit fertig war, schnitt ein vierter Mann dem Kalb die Hoden ab. Das Tier brüllte. Er war kaum damit fertig, als ein fünfter Mann begann, dem Tier die Hörner abzusägen, und dabei wurde das Kalb, das zuckte und versuchte, den Kopf zurückzuwerfen, von zwei Männern festgehalten. Ein weiterer Mann griff nach dem Brandeisen, das im Feuer lag und selbst im strahlenden Sonnenschein rot glühte. Er zielte sorgsam, um die hintere Flanke des Kalbs zu erwischen, und Cassie konnte das Brutzeln riechen, während sie das Kalb vor Schmerz und Wut schreien hörte. Die Männer, die es festgehalten hatten, ließen es jetzt los, und das Tier bäumte sich auf, schnaubte, sackte zusammen und trat mit den Füßen um sich.
    Blake ließ sie stehen und ging auf einen der Männer zu, um mit ihm zu reden. Hier ging es lautstark zu; Sporen klirrten, Männer riefen einander etwas zu, und Rinder muhten. Es roch nach Schweiß und verbranntem Fell. Über alledem stand die Sonne wie ein Feuerball. Cassie bekam einen Eindruck davon, was damit gemeint war, wenn die Leute davon sprachen, der Busch sei eine reine Männerwelt. Hier draußen war kein Platz für eine Frau.
    Sie sahen über eine Stunde zu, ehe Blake sagte: »Komm, laß uns einen Happen essen. Wie ich sehe, hat der Koch das Mittagessen fertig.«
    Der Koch und der Mann, der mit den Kälbern rang, ehe sie zu Boden geworfen werden konnten, waren die beiden einzigen Weißen. Alle anderen waren Aborigines, die ihre Arbeit mit Geschick und Ernst betrieben. Zum Mittagessen gab es Rindfleisch, das langsam über Holzscheiten geröstet worden war, dazu heißes Brot aus dem Ofen des Lagers, nicht etwa flaches, ungesäuertes Brot, sondern richtige Brotlaibe. Und Tee. Außerdem gab es den Staub, die Ameisen und die Fliegen, von denen alles bedeckt war.
    Cassie sah zu, wie Blake sich am Brandmarken beteiligte. Der Koch sagte zu ihr: »Nicht ein einziger von denen kann Blake das Wasser reichen.«
    Um drei Uhr sagte Blake: »Wir sollten uns jetzt besser auf den Rückweg machen, wenn wir das Abendessen nicht verpassen wollen.«
    »Du würdest eigentlich viel lieber hier draußen bei den Männern bleiben, stimmt’s?«
    Er half ihr aufs Pferd, ehe er selbst aufsprang. »Ganz und gar nicht. Ich bin gerade erst zurückgekommen, nachdem ich all das fast sechs Wochen lang mitgemacht habe. Es macht mir Spaß, das gebe ich gern zu, aber jetzt bin ich für die Annehmlichkeiten der Zivilisation äußerst empfänglich.«
    Cassie war müde, da sie soviel Bewegung und Sonne nicht gewöhnt war.
    »Sowie wir nach Hause kommen, werden wir schwimmen gehen. Das wird dich wieder munter machen«, sagte Blake.
    »Bist du denn gar nicht müde?« fragte sie.
    »He, dasselbe tue ich wochenlang hintereinander den ganzen Tag. Ich bin das Leben im Freien gewohnt.«
     
    Jennifer und Steven kamen gerade aus dem Swimmingpool. Cassie verspürte eine ausgeprägte Neigung, sich in

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