Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
klang, als könnte es ihm augenblicklich übel werden.
    Cassie legte eine Hand auf das Herz, packte es und quetschte es wie einen Tennisball. »Ich muß achtzigmal in der Minute zudrücken.« Die Anstrengung, die das erforderte, ließ sie jetzt selbst kurzatmig werden. »Sam, in meiner Tasche ist noch ein Gummihandschuh. Zieh ihn an, und lös mich ab. Ich halte es nicht durch.«
    Er griff nach dem Handschuh, zog ihn an und beobachtete ihre Handbewegungen. »Okay«, sagte er. »Rück rüber.«
    »Vielleicht kriegen wir es wieder in Gang«, sagte sie.
    Zwanzig Minuten lang wechselten sie sich ab, und dann sagte sie: »Hör auf, Sam.«
    Es herrschte Stille im Raum.
    »Wenn wir Blut hätten
und
wenn wir in einem Krankenhaus wären, hätte er vielleicht eine Chance gehabt, aber er hat zuviel Blut verloren.«
    »Sie meinen …?« Polizeichef Lewis beendete den Satz nicht.
    »Ja«, sagte Sam, »er ist hinüber.«
     
    Polizeichef Lewis bot von sich aus an, sie über Nacht in seinem Haus unterzubringen. »Sie werden auf dem Sofa schlafen müssen«, sagte er zu Sam.
    »Das wäre nicht das erste Mal.«
    Sie schwiegen auf der Rückfahrt durch den Nieselregen nach Marriott. Cassie schloß die Augen, konnte aber nicht schlafen. Keiner von ihnen aß die belegten Brote, die der Polizeichef mitgebracht hatte.
     
    Am Morgen vor dem Abflug nahm Sam den Funkkontakt zu Horrie auf. »Oh, oh«, sagte er zu Cassie. »Das solltest du dir besser anhören.«
    »Ich habe einen Ernstfall gemeldet bekommen« sagte Horrie, und sie konnte ihn durch die atmosphärischen Störungen kaum verstehen. »Das wird euch gar nicht gefallen.«
    Sam und Cassie sahen einander an. »Er kommt von Milton Crossing, vier- bis fünfhundert Kilometer nordwestlich von da, wo ihr seid. Ein Kind schwebt in großer Gefahr. Folgende Symptome sind aufgetreten.« Cassie erkannte deutlich, daß er von einem Blatt Papier ablas. »Gestern nachmittag ist es dem Baby noch gutgegangen, und dann haben urplötzlich Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Fieber eingesetzt. Um Mitternacht war es dann krank, schwach und weinerlich. Um drei Uhr morgens hat es noch mehr Kraft verloren und war apathisch, ganz gleich, ob die Mutter es im Arm gehalten hat oder nicht. Heute morgen ist sein Mund gelblich und faltig. Seine Augen sind eingesunken, und die Haut hängt sozusagen an ihm herunter.«
    »Mein Gott«, sagte Cassie. »Zwei Tage genügen, um ein Kind zu töten, wenn es nicht mit genügend Flüssigkeit versorgt wird. Zum Glück haben wir immer alles dabei, was wir zur intravenösen Versorgung brauchen.«
    »Das Kind behält absolut keine Flüssigkeit bei sich«, sagte Horrie. »Und ich habe noch schlechtere Nachrichten. Unwetter haben elektrische Leitungen heruntergeholt. Die gesamte Gegend ist überschwemmt. Ich weiß nicht, ob ihr auch nur irgendwo in der Nähe landen könnt. Sam, du weißt doch, wo Milton Crossing ist, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Sam. »Vor ein paar Monaten sind wir dort hingeflogen, um eine schwangere Frau ins Krankenhaus zu bringen.«
    »Könnt ihr in Marriott genug Benzin bekommen, um dort hinzufliegen?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Sam. Er sah Cassie an und warf dann einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wir brechen augenblicklich auf. Ich nehme in genau vier Stunden die Verbindung zu dir auf. Sag auf dem Gehöft Bescheid, damit sie dann auf derselben Frequenz sind.«
    »Sonst noch irgendwelche Notfälle?« fragte Cassie.
    Horrie lachte. »Was tätest du, wenn es so wäre?«
    Sam legte den Hörer auf, wandte sich zu Cassie um und sah sie an. »Laß uns diese belegten Brote holen, die wir gestern abend nicht gegessen haben, und außerdem noch eine Thermosflasche Kaffee.«
     
    Ein feiner Nieselregen ließ sie während der gesamten drei Stunden tief fliegen, aber von hundertachtzig Metern aufwärts bereitete es Sam keine Schwierigkeiten, den Weg zu finden. Schließlich hörte es dann auf zu regnen, doch sie konnten sehen, daß die Gegend unter ihnen überschwemmt war.
    »Ich weiß nicht, wo zum Teufel wir landen sollten«, sagte er. Milton Crossing lag an einem Flußufer, und selbst aus hundertachtzig Metern Höhe konnten sie sehen, daß der Fluß toste und daß die Felder mit braunem Wasser überschwemmt waren.
    »Es gibt keine Landemöglichkeit«, sagte Sam, als er das Funkgerät einschaltete und auf die Frequenz der Zentrale ging, auf der Horrie seinen Anruf erwartete.
    »Jede Landung hier in der Nähe ist ausgeschlossen«, sagte Sam. »Die nächste freie Fläche,

Weitere Kostenlose Bücher