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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Nolan ihm die Ereignisse aufgezählt hatte.
    »Und das nennen Sie Schutz?«
    Das war keine Frage. Es war eine Anklage.
    Kincaid hatte das Recht, sauer zu sein. Nolan hatte so viel damit zu tun gehabt, seine Libido unter Kontrolle zu bringen und Hannah Baylor aus dem Weg zu gehen, dass seine Wachsamkeit darunter gelitten hatte.
    »Sie war nicht in Gefahr«, versicherte er Kincaid, ohne sich zu entschuldigen. »Der Plan war, sie zu erschrecken.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Weil es etwas Persönliches ist. Wer auch immer das tut, hat einen sehr persönlichen Grund. Er oder sie will dieses kleine Drama so lange wie möglich hinauszögern … und ihr zum Schluss Auge in Auge gegenüberstehen.«
    Kincaid musterte ihn lange und ausgiebig. »So wahr mir Gott helfe, wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, können Sie gar nicht weit und schnell genug vor mir weglaufen.«
    Tja, Kincaids Standpunkt ist jetzt bekannt , dachte Nolan eine halbe Stunde später, als sie die Einfahrt nach Golden Palms hinter sich ließen, sich in den Verkehr einfädelten und zurück zu Jillians Penthouse fuhren.
    »Also … war es gut für Sie?«
    Nolans Kopf fuhr herum zum Beifahrersitz seines Mustangs. Jillian hatte die Augen geschlossen, die Haut um sie herum war total angespannt.
    »Sagen wir, dass ich ein völlig neues Verständnis dafür habe, warum Sie sich für mich entschieden haben.«
    »Bilden Sie sich nur nichts ein. Das geringere Übel ist immer noch ein Übel.«
    Er müsste lügen, wenn er behauptete, sich nicht auf ihren beißenden Sarkasmus gefreut zu haben. »Blaubart, ganz zu Ihren Diensten, Ma’am.«
    Mann. Nachdem er ihre Eltern persönlich kennen gelernt hatte, verstand er, warum sie nicht zurückkriechen wollte ins Nest, bis der Stalker gefasst war. Die häufige Aufnahme selbst kleiner Giftmengen kann durchaus zu Schäden führen. Eine zu häufige Berührung mit diesen beiden könnte dazu führen, dass sie genauso blutleer würde wie ihre Mutter oder so hart wie der alte Herr.
    Oder vielleicht auch nicht. Wenn er eines über sie gelernt hatte, dann dies, dass mehr an ihr war als mit bloßem Auge erkennbar. Viel mehr, was wahrscheinlich erklärte, warum sie so anders war als ihre Eltern! Außer im Aussehen. Sie hatte von beiden Elternteilen die besten Seiten geerbt, inklusive guter Knochen. Ihr Rückgrat war stark genug, um dem Mist, den sie austeilten, standzuhalten.
    Er wechselte die Spur und bog links in die Worth Avenue ein. Kincaid war gewieft, manipulativ und autoritär. Und ihre Mutter – Mann – er fragte sich ehrlich, ob ein lebendiges Herz oder eine Seele hinter dieser selbstsüchtigen Plastikfassade steckte. Auch ohne Jillians Akte hätte er gewusst, dass Clare Kincaid irgendwelche Drogen nahm. Er hatte den starken Verdacht, dass ihre Medikamentenmischung nicht nur Antidepressiva enthielt.
    Jillians tiefer Seufzer ließ ihn wieder zu ihr blicken, während er an der Ampel auf Grün wartete.
    »Manchmal reicht es, dass ich nur an Golden Palms denke, und es schnürt mir fast die Luft ab. Es ist Monate her, dass ich zuletzt an diesem Tisch gesessen habe, und dennoch fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen.«
    Sie blinzelte, sah hinaus auf den Verkehr, ohne ihn wahrzunehmen. Er überlegte, ob ihr bewusst war, dass sie laut dachte, etwas Persönliches aussprach, was sie später bedauern würde.
    Er hielt den Mund und fuhr weiter.
    »Man kann nicht wieder nach Hause. Wer auch immer das behauptet hat, war nie in Golden Palms. Man kann sein Zuhause überhaupt nicht verlassen. Jedenfalls hat mein Zuhause mich nie verlassen.« Sie schwieg. »Wie sehr ich auch versucht habe, daraus auszubrechen.«
    Er starrte geradeaus, aber aus dem Augenwinkel sah er, wie sie sich die Schläfen zwischen Daumen und Zeigefinger rieb.
    Sie stieß ein humorloses Lachen aus. »Und dennoch … liebe ich sie. Mann. Ein Psychiater hätte einen echten Feiertag mit mir auf der Couch.«
    Eigentlich fand Nolan sie ziemlich gesund, wenn man ihr Elternhaus bedachte. Und ziemlich verletzlich – entgegen seiner ursprünglichen Einschätzung.
    Kincaid war eine andere Geschichte. Außer dass er ein Sicherheits-Update gefordert und seine Erwartungen klar gemacht hatte, hatte er noch etwas anderes gezeigt. Der heutige kleine Ausflug ins Millionärsland hatte die Dinge in die richtige Perspektive gerückt.
    Er hatte Nolan gezeigt, wo sein Platz war. Ohne Wenn und Aber. Der Begriff stinkreich hatte eine völlig neue Bedeutung bekommen, nachdem er

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