Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
hintereinander.«
Spring Break war jene berüchtigte Woche Ferien im frühen Frühjahr, in der die Studenten gerne mal über die Stränge schlugen.
Das könnte ein Zufall sein. Oder nicht. Um das herauszufinden, war Cinco an seinem freien Abend hier. Von Brecks Männern war er der jüngste und unauffälligste.
Der Barmann ließ Troy ein mexikanisches Bier zukommen, der nahm einen Schluck und machte mit seinem Hocker eine halbe Drehung, um die Gäste zu beobachten. Gut die Hälfte war im Pool. Für die Fleischbeschau – denn wer kaufte schon gern die Katze im Sack? – stand die langgezogene Swim-up-Bar zur Verfügung.
»Ob er hier ist?«, fragte Cinco.
»Vielleicht.« Troy studierte die Gesichter. Alle hier waren aufs Anbandeln aus. Höchstwahrscheinlich Jungs von der Uni in Austin, sie waren in Gruppen angereist. Der Typ, den er suchte, war garantiert allein. Troy war zwar kein Profiler, aber so viel wusste er.
Cinco stellte sein Bier ab. »Elaina McCord ist normalerweise nicht dein Typ.«
Troy sah ihn an.
»Ein bisschen brav«, sagte Cinco. »Aber hübsch und intelligent. Sie hat schnell begriffen, dass sie sich hier eingliedern muss, wenn sie nicht wieder in Brownsville beim Formularausfüllen landen will.«
»Woher weißt du, was sie in Brownsville treibt?«
»Ich habe mit ihr im Revier den ganzen Nachmittag Protokolle durchforstet. Damit sie ein Profil erstellen kann.«
»Und du hilfst ihr dabei?« Troy schüttelte den Kopf. Nicht gerade schlau von Cinco. Breck war bestimmt nicht begeistert. Aber auf schöne Frauen fiel Cinco immer herein, darin war er unbelehrbar.
»Heute Abend durchkämmen sie die Bucht«, sagte Cinco.
»Wer? Breck?«
»Und der Sheriff und die Küstenwache. Bisher ohne Ergebnis.«
Troy glaubte nicht, dass sie heute Abend etwas finden würden. Whitney Bensen war schließlich in allen Nachrichtensendungen. Aber vielleicht wollte der Kerl für Furore sorgen. Elaina hielt ihn für egomanisch. Eine neue Leiche vor den Augen der Polizei zu drapieren wäre vielleicht eine nette Herausforderung für ihn.
»Breck vertritt noch immer die Trittbrettfahrertheorie?«, fragte Troy.
»Nicht mehr, seitdem noch immer eine Frau vermisst wird. Auch ohne den Mord an Mary Beth Cooper ist er sich ziemlich sicher, dass wir einen Serienmörder suchen.«
Troy verzog das Gesicht. Cinco hatte einen Nerv getroffen, und er wusste es. Troy hielt nämlich – und so stand es auch in seinem erfolgreichen Buch – Charles Diggins für den Mörder von Mary Beth Cooper. Diggins saß im Staatsgefängnis ohne geringste Aussicht auf Begnadigung. Er hatte entlang dem Highway 77 zwischen Victoria und Brownsville elf Frauen, hauptsächlich hispanischer Herkunft, vergewaltigt und umgebracht. El Corredor de la Muerte , Korridor des Todes, hieß diese Strecke seitdem. Diggins hatte behauptet, auch Mary Beth Cooper ermordet zu haben. Und sein Geständnis war so detailgenau gewesen, dass die Polizei ihm geglaubt hatte. Troy hatte ihn zweimal interviewt und ihm ebenfalls geglaubt.
Jetzt kamen ihm Zweifel.
»Jedenfalls wissen wir Genaues, wenn der Laborbericht kommt.«
»Der toxiologische?«
Cinco nickte. »Der Ranger, den sie geschickt haben, kann im Labor ordentlich Druck machen. Wir werden nicht lange warten müssen. Die Medien haben sich ihren Reim schon gemacht. Sie haben unseren Mörder Paradieskiller getauft.«
Der Kontrolleur am Zugang zum Strand hielt eine schlanke Brünette an. Elaina zeigte ihren Ausweis und wurde durchgewinkt. Troys Augen folgten ihrem Gang.
»Wenn sie Ketamin in ihr finden«, sagte Cinco, »haben wir es eindeutig mit demselben Dreckskerl zu tun.«
Elaina sah sich kurz um, bevor sie auf einem Hocker am anderen Ende der Bar Platz nahm. Keine fünf Sekunden später setzte sich ein Surfer, ein wahrer Muskelprotz, neben sie. Sie lächelte ihm zu. Troy biss die Zähne zusammen.
»Troy? Hörst du mir zu?«
»Was ist los?«
»Ich habe gesagt, dass wir mit dem toxikologischen Bericht am Montag rechnen können. Vielleicht sogar schon morgen, falls der Ranger dem Labor ordentlich einheizt.« Cincos Handy summte. »Ich muss drangehen.«
Troys Blick wanderte wieder zu Elaina. Sie trug ein dunkelgrünes T-Shirt und Shorts in Khakifarben und glich mehr einer Pfadfinderin als einem scharfen Strandhasen. Der Kerl neben ihr ließ sich aber von ihrem Outfit nicht irritieren. Längst waren ihm ihre Beine und ihr seidenes dunkles Haar aufgefallen – wozu nicht viel gehörte.
Troy schlürfte sein Bier
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