Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
an. »Was wollen Sie herausfinden?«
»Ich muss wissen, ob Valerie Monroe vor ihrem Verschwinden hier einmal Gast war. Ihre Freunde sagen nein. Aber da gibt es ein paar Stunden, von denen wir nicht wissen, wo sie war.«
»Sie haben mit ihren Freunden gesprochen?«
»Selbstverständlich.«
»Fleißig, fleißig«, sagte er. »Sind wohl nicht scharf auf eine Rückkehr nach Brownsville?«
Elaina ignorierte die Frage. Stattdessen trank sie einen Schluck und versuchte, gelangweilt zu wirken. Aber in Wahrheit fühlte sie sich unbehaglich. War sie so leicht zu durchschauen? Ja, sie hasste ihren Job in Brownsville. Sie hasste ihren Boss und die eingebildeten Typen, mit denen sie zusammenarbeiten musste. Es war immer das Gleiche: Die Kerle übernahmen den Fall, und sie durfte sich um Frau und Kinder des Opfers kümmern, als wäre sie von Beruf Babysitterin. Der Job in Lito Island war die erste richtige Aufgabe seit ihrem Abschluss an der Akademie. Er war die erste Gelegenheit, das, was sie in all den Jahren gelernt hatte, in die Tat umzusetzen.
Troy lehnte sich zurück, hob ihren Pferdeschwanz hoch und studierte ihr T-Shirt, was ihr einen Schauder über den Rücken laufen ließ. »Haben Sie das Shirt auf der Insel gekauft?«, fragte er.
»Im Hotelladen.« Sie betrachtete das Bierlogo an der Brusttasche. »Ist was?«
Er wirkte amüsiert. »Sie sprechen wohl kein Spanisch?«
»Nein. Warum? Was steht da?«
»Bier ändert alles, steht da.« Er kippte sein Bier hinunter.
»Na und? Ich habe etwas Passendes für das Coconuts gesucht.«
»Nicht schlecht. Aber Sie sollten ein bisschen mehr Fleisch zeigen, McCord. Wir sind hier am Strand.«
»Ich bin hier, um Informationen zu sammeln«, sagte sie verärgert. »Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.«
Sie hoffte, er würde gehen, aber er bewegte sich nicht vom Fleck.
»Haben Sie schon eine Liste mit Verdächtigen?«, fragte er.
»Von mir erfahren Sie keine Namen.«
»Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen, den Täterkreis einzuengen. Schließlich habe ich den Cooper-Mord recherchiert.«
Elaina drehte ihr pinkfarbenes Papierschirmchen und dachte nach. Wahrscheinlich machte der Rum sie gesprächiger, als sie sein sollte. »Ich habe die Liste mit allen registrierten Booten und ihren Besitzern durchgesehen. Insgesamt gibt es zweihundertsechsundachtzig weiße männliche Bootsbesitzer zwischen zwanzig und vierzig, die auf dieser Insel leben.«
Troy stieß einen Pfiff aus. »Nicht gerade wenig.«
»Stimmt. Und Sie sind dabei.«
Er lächelte. »Hab ich’s Ihnen nicht gesagt?«
»Cinco hat mir geholfen einige von der Liste zu streichen. Typen, die derzeit im Ausland leben, beim Militär sind oder nicht mehr hier wohnen.«
»Viel weniger sind es wohl nicht geworden.«
»Wir machen kriminalistische Hintergrundarbeit. Was dabei herauskommt, werden wir sehen. Unser Täter hat wahrscheinlich vorher Frauen vergewaltigt oder minder schwere Sexualstraftaten begangen oder beides. Wir hoffen den Kreis derer, die wir überprüfen müssen, am Ende auf ein paar Dutzend einengen zu können. In der Zwischenzeit will ich sehen, was ich hier herausfinden kann. Gina und Whitney haben sich hier an der Bar herumgetrieben. Und mein Bauch sagt mir, Valerie auch.«
»Sie haben recht«, sagte Troy.
»Wie bitte?«
»Sie kam am Montag und Dienstag um Mitternacht. Blieb aber nicht lange.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich habe mit dem Türsteher gesprochen.«
»Den wollte ich auch befragen«, sagte Elaina geradezu entschuldigend – was ihr sofort auffiel.
Troy sah sie mit seinen seegrünen Augen in aller Ruhe an. »Der Türsteher hat ihr Bild in den Nachrichten gesehen und sie erkannt.«
Sie fröstelte, als ihr Blick über die feiernde Meute schweifte. »Ich wette, er wirft gerade seine Angel aus.«
»Seine Angel?«
Elaina erwartete eine sarkastische Reaktion von Troy. Aber die blieb aus.
»Serienmörder durchleben verschiedene Phasen«, sagte sie. »Da ist die Angel-Phase, in der sie sich das Opfer aussuchen, es einkreisen. In der nächsten Phase ködern sie es, machen es sich gefügig. Die meisten Opfer von Serienmördern wehren sich nicht. Sie wissen nicht, was mit ihnen geschieht, bis es zu spät ist.«
Troy nickte.
»Dann folgt das Töten. Die Totem-Phase.«
»Totem?«
»Weil sie rituell ist«, sagte sie. »Der Täter fühlt sich als glorreicher Sieger über sein Opfer. Manchmal unternimmt er etwas, um dieses Gefühl der Macht zu verstärken, zu verlängern. In diesem Fall
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