Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
verstümmelt er die Leichen. Das ist seine Signatur. Manchmal nimmt er auch etwas mit.«
»Zum Beispiel?«
»Eine Haarlocke oder vielleicht ein Armband. Irgendein Souvenir, eine Trophäe, etwas, womit er die Tat in seiner Fantasie wieder aufleben lassen kann. Doch dann lässt die euphorische Stimmung nach, er wird depressiv – und er macht sich wieder auf die Suche. Es ist ein Zyklus, er kann nicht aufhören.«
»Aber unser Täter hat aufgehört. Oder was sind für Sie die neun Jahre Pause zwischen dem Mord an Mary Beth Cooper und dem an Gina Calvert?«
»Serienmörder hören nie auf«, sagte sie und betrachtete wieder die Menge. »Vielleicht war er weg, hat woanders gemordet. Aber jetzt ist er wieder da.«
Aber war er hier ? In diesem Augenblick? Flirtete er mit einer dieser arglosen Frauen, um später ganz allein mit ihr weggehen zu können? Elainas Blick wanderte zu den Loungesesseln. Einige Paare knutschten im Dunkeln miteinander, die meisten unterhielten sich.
»McCord, die Art von Arbeit, die sie sich ausgesucht haben, ist nicht gerade amüsant.«
»Die Arbeit als Polizistin?«
»Als Profilerin.«
»Ich bin nur eine einfache Beamtin«, sagte sie. »Um in die Analyseeinheit des FBI aufgenommen zu werden, braucht es Jahre. Die wollen Leute mit praktischer Erfahrung.«
»Und damit Sie praktische Erfahrung sammeln, hat man Sie hierher geschickt?«
»Ich denke schon«, antwortete sie. Aber war das der einzige Grund? Die meisten jungen Agenten schickte man zum Berufsstart in Großstädte, sie aber hatte man in die tiefste Provinz versetzt. Warum? Wo sie doch glaubte, für diese Aufgabe die Ungeeignetste aus ihrer Klasse zu sein. Dennoch hatte sie beschlossen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Niemand hatte ihr einen Job in Washington oder im Forschungszentrum in Quantico versprochen. Den musste sie sich erst verdienen.
Troy prostete ihr mit seiner Bierflasche zu. »Auf viele neue Erfahrungen!«
Ihr Drink war schon wieder leer. Wann war das passiert? Außerdem schien er ziemlich stark zu sein. Sie verhielt sich gegenüber diesem attraktiven Mann, den sie kaum kannte, wie ein Plappermaul. Sie musste sich konzentrieren und durfte sich von niemandem in ihrer Arbeit ablenken lassen.
Troy stubste sie am Arm, und ein Ruck durchfuhr sie.
»Gehen wir.«
Sie sah ihn an.
»Seien Sie kein Spielverderber.« Er glitt vom Barhocker und fasste sie bei der Hand. »Wir haben Halbmond. Ideal für eine Bootspartie.«
Eine Bootsfahrt? Meinte er das ernst? Seine Hand fühlte sich warm an. Mit dem Daumen streichelte er die Innenseite ihrer Hand.
Da fiel ihr der Name des schönen Starlets wieder ein, mit dem er voriges Jahr gesehen worden war.
»Sind Sie nicht mit Eva Longoria zusammen?«, platzte es aus ihr heraus.
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Aber Sie waren es einmal.«
»Eva ist verheiratet.« Er drängte sie vom Barhocker, und sie sah hoch zu dem Mann, der ihre Hand hielt und sich gern mit schönen Berühmtheiten umgab.
»Ich kann nicht mit Ihnen aufs Boot kommen«, sagte sie. »Ich muss arbeiten.«
»Ich auch. Ich recherchiere.«
»Aha, recherchieren.«
Er stand so nah neben ihr, dass sie seine Bartstoppeln zählen, seine Körperwärme spüren konnte. Für einen kurzen Augenblick dachte sie, er würde sie jetzt küssen.
»Elaina, interessiert dich der Fall wirklich oder ist es nur ein Zeitvertreib?«
»Natürlich interessiert er mich.« Hatte sie je etwas Wichtigeres zu tun gehabt? Und sie wollte diese Mordserie auf jeden Fall aufklären.
»Dann lass uns gehen.« Er ließ ihre Hand los und kehrte zum geschäftlichen Ton zurück, blieb aber beim Du. »Jeder Polizeibeamte von Lito Island ist zurzeit in der Bucht. Wenn du bei dem Fall mitreden willst, musst du dabei sein.«
»Sie suchen nach Valerie?« Elaina legte für die Drinks Geld auf die Theke.
»Nach Valerie und dem Boot, von dem du die ganze Zeit redest.« Er fasste sie am Ellbogen und führte sie Richtung Hauptausgang. Elaina war ohne Wagen hier.
»Ob Breck mich abholen lässt?«
»Das glaube ich weniger.«
Brennende Fackeln säumten den Weg zum Parkplatz. Sie hörte ein leisen Klicken, ein Paar Frontscheinwerfer blinkten auf, und sie standen vor einem schnittigen schwarzen Ferrari.
»Machst du Witze?«
Er öffnete die Beifahrertür. »Was?«
»Das ist ein Ferrari.«
»Na und?«
»Ich bin eine Staatsbeamtin. In so eine Karre kann ich nicht einsteigen.«
Er zog die Augenbrauen hoch.
»Was ist mit deinem Pick-up passiert?«
»Der
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