Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. Wo hatte sie ihre Waffe? Vielleicht trug sie eine kleine Damenpistole, die sie an einer interessanten Stelle ihres Körpers versteckt hatte. Troy beschloss, es herauszufinden.
Das Coconuts war der ideale Ort, um jemanden aufzureißen. Elaina brauchte nur eine halbe Stunde und zwei Anmachversuche, um zu verstehen, warum.
Alles hier diente dem bedenkenlosen Flirten und nichts einer vorsichtigen Zurückhaltung. Niemand wollte diesen Ort, an dem es nach Chlor roch, allein verlassen, und so versuchte jeder, sei es auf der Tanzfläche, an der Swim-up-Bar oder im Wasser beim Volleyballnetz, aufzufallen. Den weniger Aktiven blieb der Strand, wo man im Dunkeln bequeme Loungesessel aufgestellt hatte, weit weg von Musik und Petroleumfackeln.
Vor solchen Läden hatte ihr Vater Elaina als Teenager gewarnt. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Elaina hatte bei ihrem Alter nie geschummelt, und als sie alt genug gewesen war, legal Alkohol zu trinken, hatte sie sich mehr für ihren Abschluss an der Uni als für Männer interessiert.
»Darf ich nachgießen?« Der Barmann blickte auf den Drink vor ihr: Señorita Soundso hieß das eiskalte Gebräu, das ihr Brad, der Muskelprotz, empfohlen hatte.
»Nein, danke«, sagte sie und rührte in ihrem Drink herum. Er war in einer Kokosnuss mit einem pinkfarbenen Schirmchen serviert worden. Sie hatte ihn zur Tarnung einsetzen wollen. Allerdings war nicht mehr viel davon übrig.
»Hey, ich hab eine Frage.« Elaina lächelte den Barkeeper an, der gerade ein paar Gläser unter die Zapfhähne stellte. »Verkehren hier hauptsächlich Stammgäste oder Touristen?«
»Ziemlich viele Touristen. Und Arbeiter von den Bohrinseln.«
»Welche Bohrinseln?«
»Die im Golf. Sie kommen manchmal hierher, um Tourigirls anzubaggern.«
Leicht verwundbare Ziele, dachte Elaina. Der Schuppen quoll davon über.
Der Barkeeper zuckte mit den Achseln. »So genau weiß ich es aber auch nicht. Sie treiben sich halt hier rum.«
»Sind heute Abend welche da?«
Er sah zum Pool und belud ein Tablett mit Drinks. »Sieht nicht danach aus. Heute sind nur Surfer und Studenten unterwegs.«
Elaina sog an ihrem Strohhalm. Lecker, dieser Drink. Zwar mächtig, aber lecker.
Eine Kellnerin gab eine Bestellung auf. Sie stöhnte und brachte ihren Kokusnuss- BH wieder in Position.
»’ne Menge los«, sagte Elaina.
Die Frau verdrehte die Augen. »Könnte mehr sein.«
»Ich bin Elaina.« Sie streckte ihr die Hand entgegen.
»Kim.« Sie wischte sich die Hand an der Schürze ab und hielt sie Elaina hin.
»Hast du Anfang der Woche auch gearbeitet?«
Die Kellnerin verzog das Gesicht. »Du meinst Dienstag und Mittwoch? Ja. Aber mir ist nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Hab ich aber deinen Kollegen schon gesteckt.«
Elaina war nicht überrascht, dass Kim sie sofort in die richtige Schublade gesteckt hat. Bedienungen hatten eine gute Spürnase.
»Und ist dir etwas Gewöhnliches aufgefallen?«, fragte Elaina. »Zum Beispiel jemand, der nicht auffallen wollte, aber trotzdem auffiel. Durch irgendeine Kleinigkeit?« Sie war sich sicher, dass der Gesuchte clever genug war, nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Höchstwahrscheinlich war er ein Schönredner, der, ohne dass es jemand bemerkte, mit einer Frau in eine Kuschelecke verschwand.
»Ich hab mir immer wieder den Kopf zerbrochen. Aber ich hab weder das vermisste Mädchen noch sonst etwas Besonderes gesehen. Nur die alte Leier, wie jeden Tag.«
Elaina verstand.
»Aber ich sag dir Bescheid, falls …« Sie schnappte sich ihr volles Tablett. »Hast du eine Karte? Lass sie bei Joel an der Bar.«
»Danke.«
Die Kellnerin ging, und vor Elaina stand ein neuer frischer Drink. Sie nahm einen Schluck. Der Barkeeper an der Margaritamaschine winkte ihr zu. Ob alle Cops von Lito Island hier mit Freigetränken versorgt wurden?
»Aufpassen! Der Drink hat es in sich.«
Elaina erkannte die Stimme und drehte sich um.
»Der erste bringt dich zum Tanzen, beim zweiten gehst du zu Boden.«
Troy trug jetzt ausgeblichene Jeans. T-Shirt und Sandalen hatte er nicht gewechselt. Sein braunes Haar war vom Wind zerzaust und von der Sonne aufgehellt. Wahrscheinlich war er den ganzen Tag mit dem Boot unterwegs gewesen.
»Danke für den Tipp«, sagte sie. »Was führt Sie hierher?«
»Dasselbe wie Sie.« Troy setzte sich neben sie.
»Ich will heute Abend etwas herausfinden. Allein.«
Er stützte den Ellbogen an der Bar auf und sah sie
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