Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
setzte sich und stellte sein Bierglas auf den Tisch.
»Also.« Mia räusperte sich wieder. »Woher kennen Sie mich?«
»Ich habe vor einem Jahr im Delphi Center einen Vortrag von Ihnen gehört.«
»Sie sind Wissenschaftler?«
Er verzog den Mund. »Ich bin Polizist. In San Marcos.«
Mia griff nach ihrem Glas, stellte es aber wieder hin. Sie wollte wegen eines Kerls, den sie kaum kannte, nicht die Kontrolle über sich verlieren. Das letzte Mal war sie am nächsten Morgen mit einem brutalen Kater aufgewacht. Dazu hatte sie sich über Nacht in Troy Stockton verknallt. Jahre hatte sie gebraucht, um sich von dieser Schwärmerei zu befreien.
»Das muss ja ein fesselnder Vortrag gewesen sein. Worum ging es?«
Er lächelte. »Um Desoxyribonukleinsäure.«
»Ich bin beeindruckt. Ich habe Kollegen, die können noch nicht einmal das Wort fehlerfrei aussprechen.«
»Hey, ich habe nur aufgepasst.« Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und sah sie an. »Und es stimmt.«
»Was stimmt?«
»Es war ein fesselnder Vortrag.«
Sie suchte in seiner Mimik nach einem Anzeichen, dass er nur einen Witz machte. Sie fand aber keines. Vielleicht war er ein guter Schauspieler oder ein perfekter Charmeur. Eines stimmte aber: Mia arbeitete an einem der besten forensischen Labors der Welt. Doch noch nie hatte sie einen Mann kennengelernt, der sich für ihre Arbeit interessierte. Außer den Typen von der Mordkommission, die sie ständig um irgendeinen Gefallen baten, vermieden die meisten Kerle, mit ihr über ihre Arbeit zu sprechen. Sie löste nämlich bei den Herren der Schöpfung Beklemmung aus.
Ric rückte näher – und sie auch. »Also, Caramia …«
»Nur meine Großmutter nennt mich so.« Sie lächelte. »Sag Mia zu mir.«
»Eine Frau mit deinen Sachkenntnissen. Ich wette, du hast eine Menge Arbeit am Hals.«
»Viel zu viel.«
»Tatsächlich?«
»Lassen wir das Thema.« Sie verdrehte die Augen. »Mein Vorgesetzter hat haufenweise Arbeit bei mir abgeladen, damit er unbesorgt in Urlaub fahren kann. Ich mache eine Menge Überstunden, um diesen Berg abzutragen. Aber ehrlich gesagt, fühle ich mich im Moment ziemlich ausgebrannt.«
»Ihr seid doch an die hundert Wissenschaftler. Kann dir nicht jemand zur Hand gehen?«
»Schon«, sagte sie, »aber ich arbeite auf einem Spezialgebiet.«
»Das interessiert mich.«
»Es gibt eine neue Technik, die es uns ermöglicht, ein vollständiges DNA -Profil zu erstellen, selbst wenn die Probe von äußerst schlechter Qualität ist. Und ich habe am meisten Erfahrung mit dieser Methode. Deshalb ersticke ich in Arbeit.«
Er lehnte sich zurück, und sie wurde nervös. Warum erzählte sie ihm das alles? Von einem Barbesuch am Samstagabend erwartete er sich bestimmt etwas anderes.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Und was ist mit dir? Bevor das Semester losgeht, ist es wahrscheinlich ruhig in der Stadt.«
»Nicht wirklich«, antwortete er. »Es gibt eine Menge Campingplätze und Wanderwege und deshalb auch viele Touristen, die in Schwierigkeiten geraten.«
Er blickte über ihre Schulter. Bestimmt suchte er wieder Kontakt zu seinen Freunden. Ihr Blick suchte an der Bar nach Alex. Ihre Freundin würde sie nicht allein hier sitzen lassen. Sie blieb garantiert nur weg, damit sie ungestört mit diesem schönen Mann flirten konnte. Aber den Spaß hatte sich Mia mit ihrem langweiligen Gequassel bereits verdorben.
Doch dann hefteten sich Rics dunkle Augen wieder auf sie. »Hör mal, Mia. Ich will dich was fragen.«
In Mias Bauch begann es zu rumoren. »Ja?«
»Hab keine Scheu, mir zu sagen, wenn du nicht willst.« Das sagte er mit tiefer ernster Stimme – und ihre Fantasie war nicht mehr zu bändigen.
»Okay.«
»Hast du in letzter Zeit die Nachrichten verfolgt?«
»Ich hatte viel zu tun, deshalb …«
»Hast du vom Paradieskiller unten an der Küste gehört? Ich habe mit diesem ungeklärten Fall zu tun«, sagte er. »Vielleicht kannst du mir helfen.«
Mia blickte in seine durchdringenden Augen, und ihr Ego zerfiel in viele kleine Stücke.
»Die DNA -Methode, von der du bei deinem Vortrag gesprochen hast und bei der man bloß sieben oder acht Hautzellen braucht, könnte uns weiterhelfen. Ihr benutzt sie doch in eurem Labor?«
»Ja, schon.«
»Und manchmal arbeitet ihr doch auch umsonst? Bei Fällen, bei denen kein oder wenig Geld da ist?«
»Etwa zehn Prozent der Fälle werden mit privaten Geldern finanziert. Wir bekommen Subventionen. Und dann gibt es Leute, die uns umsonst
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