Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
komm. Du bist … Wie lange? Seit sechs Monaten hier.«
»Seit sieben.«
»Und in dieser langen Zeit ist dir aufgefallen, dass die Sonne scheint! Ist das alles?«
Er versuchte sie zu provozieren. Aber sie wollte ihm ihr Herz nicht ausschütten. Sie wollte Distanz halten.
Was ihn reizte.
Sie sah ihm in die Augen. »Du willst wirklich wissen, was ich denke?«
»Würde ich sonst fragen?«
»Okay. Ich denke, die Männer hier müssen ihr Verhalten ändern.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Wenn eine Frau Polizistin ist, behandeln sie sie entweder wie Luft, oder sie machen sie fertig, oder sie versuchen sie ins Bett zu kriegen.«
»Hmm«, brummte er. Ihm war klar, dass er unter die letzte Kategorie fiel. »Interessant. Und welche Sorte geht dir am meisten auf den Geist?«
»Die, die dich fertigmachen«, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
»Dann entschuldige ich mich für das idiotische Verhalten meiner texanischen Brüder. Du denkst wahrscheinlich an Chief Breck und Maynard?«
»Und an meinen Boss. Und an die Kerle, mit denen ich zusammenarbeite, und eigentlich an jeden Mann, dem ich begegnet bin, seit ich einen Fuß in diesen Staat gesetzt habe. Mit vielleicht ein paar Ausnahmen.«
»Cinco.«
Sie nickte. »Er und Weaver, die beiden sind in Ordnung.«
»Und was ist mit mir?«
Sie sah ihn prüfend an. Begierde stieg in ihm hoch. Er würde nicht eher nachgeben, bis sie vor ihm kapitulierte. Das war nun klar. Es würde ein harter Kampf werden, aber einer, der sich lohnte.
»Die Geschworenen beraten noch. Da gibt es ein paar Punkte, die für dich sprechen.«
»Wirklich?«
»Du bist der Einzige, der mich mit Agent McCord anspricht – auch wenn du es ironisch meinst.«
»Das ist jetzt ein Vorurteil von dir. Ich meine es nicht ironisch.«
»Verstanden.«
»Gott mag die Rechtschaffenen. Ich habe den größten Respekt vor Menschen, die ihr Leben riskieren, um Recht und Gesetz durchzusetzen.«
Ob er das ernst meinte, wusste sie nicht. Dazu kannte sie ihn zu schlecht. Er sah die Skepsis in ihrem Gesichtsausdruck. Dabei wäre er selbst gerne FBI -Agent geworden – hätte es nicht diesen kleinen Eintrag im Strafregister gegeben.
Sie sah zum Damm hinüber. Das Wasser schlug gegen das Boot, und so trieben sie eine Weile dahin, ohne ein Wort zu sagen. Der Mond lugte hinter einer Wolke hervor. Endlich konnte er ihr Gesicht sehen. Sie schien sich wohlzufühlen, was er nicht erwartet hatte.
»Das hier erinnert mich an den Lake Michigan im Sommer.«
»Du bist aus Chicago?«, fragte er.
»Ja. Wir sind nach Virginia gezogen, als ich auf die Highschool ging.«
»Wohin?«
Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. Er dachte, sie hätte seine Frage nicht gehört.
»Nach Alexandria«, fragte sie nach einer Weile.
»Das ist nicht weit von Quantico.«
»Richtig.«
»Wo die FBI -Akademie ist.«
Sie hielt die Augen geschlossen und den Kopf zurückgelehnt. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Und ihm fiel etwas ein, was in seinem Hinterkopf rumorte, seit er zum ersten Mal ihren Namen gehört hatte.
»Hey, bist du zufälligerweise mit John McCord verwandt? Er ist eine Legende da oben. Hat ein paar Bücher geschrieben.«
»Ja.«
»Du bist mit Big Mac McCord verwandt?«
Sie stieß einen Seufzer aus.
»Verdammt. Er ist dein Vater.«
Endlich öffnete sie die Augen. Sie musterte ihn argwöhnisch. Wahrscheinlich erwartete sie jetzt die übliche Reaktion von ihm: Sind die Fußstapfen nicht zu groß, in die das Töchterchen treten will? Schließlich gehören sie dem mega-genialen FBI -Jäger, der eigentlich das kriminalistische Profiling erfunden hat.
Troy lehnte sich zurück. Jetzt verstand er das Abzeichen an ihrer Schulter ein bisschen besser.
Er nahm einen kräftigen Schluck aus der Bierflasche.
»Du kennst meinen Vater?«
»Ich habe seine Bücher gelesen und ein Interview über den Green-River-Mörder mit ihm gesehen.«
Beide schwiegen wieder. Der ehemalige Zeitungsreporter wollte sie am liebsten mit Fragen bombardieren, aber das kannte sie bestimmt schon zur Genüge. So hielt er stattdessen seinen Mund, während sie aufs Wasser sah.
Sein Blick wanderte von ihrem markanten Kinn über ihren famosen Busen zu den Beinen, von denen er nicht genug kriegen konnte. Sie trug dieselben Turnschuhe wie am Morgen. Wieder fragte er sich, wo sie ihre Pistole versteckt hatte, und ob er die Gelegenheit bekommen würde, es herauszufinden.
Die Tochter von Big Mac McCord war zum Objekt seiner sexuellen Fantasien
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