Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
die Form eines Bootes an. Bald waren sie gleichauf mit ihm.
»Jetzt halt dich fest.«
Ihr Boot schoss kurz nach vorne, dann riskierte Troy eine scharfe Wende nach links und verlangsamte abrupt die Fahrt. Elaina krallte sich an der Seite fest. Als Nächstes drehte Troy einen Schalter um. Ein gleißender Lichtstrahl erhellte das Wasser.
»Verdammt.«
»Was?«
»Ein Polizeiboot.« Troy schaltete den Scheinwerfer wieder aus. »Es ist Maynard. Wir haben einen Verfolger verfolgt.«
Es war lange nach Mitternacht, als Troy mit seinem Ferrari auf den Parkplatz des Sandhill Inn einbog.
»Danke fürs Nach-Hause-Bringen«, sagte Elaina förmlich. Ihm war klar, dass sie ihn loswerden wollte.
»Ich bringe dich rein.«
»Das ist nicht notwendig.«
»Ich will dir etwas zeigen«, sagte er und stieg aus dem Wagen.
Mein Gott, war sie denn paranoid geworden? Oder glaubte sie im Ernst, er wollte sie mitten auf dem Parkplatz vögeln?
»Mir nach«, sagt er. Sie zögerte kurz, folgte ihm aber. Sie gingen an einem kleinen Supermarkt vorbei, der rund um die Uhr geöffnet hatte, und kamen auf einen Schotterparkplatz. ZUGANG ZUM ÖFFENTLICHEN STRAND stand auf einem Schild. Sie überquerten den Parkplatz, und vor ihnen lag eine Holzrampe, die über die Sanddünen führte. In weniger als zwei Minuten waren sie am Strand vor dem Sandhill Inn.
»Du vermutest, er könnte dort geparkt haben«, sagte Elaina.
»Ja.«
»Dann hätte er seinen eigenen Wagen benutzt. Mein Gedanke war, dass er zu Fuß den Strand hochgegangen war und dann mit dem Wagen des Opfers zum Bootsdock gefahren ist.«
»Das ist eine Möglichkeit. Aber es gibt auch die andere.«
Elaina dachte nach. »Deine ergibt mehr Sinn«, sagte sie. »Die Wagen bereiten mir schon länger Kopfzerbrechen. Alle wurden in der Nähe der Bootsdocks geparkt, keine Fingerabdrücke, und die Kleidungsstücke der Opfer sind ordentlich im Wagen drapiert.«
»Wie inszeniert.«
»Und zu einfach. Vielleicht will er uns mit den öffentlichen Docks auf eine falsche Fährte locken. Tatsächlich benutzt er aber einen privaten Liegeplatz hier oder auf dem Festland.«
»Vielleicht.«
Elaina sah den Strand entlang. Es war ruhig. Nur ein paar Nachteulen, die, obwohl sie jetzt erst aus den Bars kamen, noch erstaunlich gut zu Fuß waren.
»Vielleicht hat er an ihrer Tür geklopft und versucht, sie herauszulocken«, sagte sie. »Vielleicht kannte sie ihn von irgendwoher und ist mitgegangen. Oder sie ist nicht mitgegangen, und er hat seine Spritze gezückt. Eine intramuskuläre Injektion muss nicht so präzise gesetzt werden.«
Sie dachte laut nach, und Troy sah ihr dabei zu. Er fühlte sich überflüssig. Als wäre sie an einem anderen Ort, viele Meilen entfernt.
»So oder so«, fuhr sie fort, »man kommt hier schnell an den Strand. Und wenn sie bereits das Bewusstsein verloren hat, geht sie auch als Besoffene durch, die mit ihrem Begleiter nach Hause stolpert.«
Sie sah Troy an, und er erkannte in ihrem Gesicht die Sorge. Sie dachte an Valerie, die wahrscheinlich tot war. Sie dachte auch an das Mädchen, das er als Nächstes aussuchen würde.
»Breck braucht Verstärkung. Er braucht Hilfe, ob er will oder nicht.«
Eine Bö kam auf, sie zitterte.
»Du bist nass«, sagte er. »Du musst ins Warme.«
»Mir geht’s gut.«
Aber sie fröstelte. Wie gern hätte er sie an sich gedrückt und gewärmt. Wie gern wäre er mit ihr unter eine dampfend heiße Dusche gegangen. Wie schwer fiel es ihm, diesem Wunsch nicht nachzugeben.
»Was Maynard wohl gemacht hat?«, fragte sie.
»Das, was er gesagt hat: das Ufer durchkämmen.«
»Aber warum hat er vor uns Reißaus genommen?«
»Du glaubst ihm nicht?«
»Ich finde, dass er sich komisch verhalten hat. Das ist alles. Ihm hat es überhaupt nicht gefallen, dass wir aufgetaucht sind.«
»Das ist Maynard. Er führt gerne gegen jeden Krieg.«
Sie rieb sich die Arme und blickte nachdenklich in die Brandung. Diese Frau lebte zu sehr in ihrer eigenen Gedankenwelt. Das ging ihm allmählich auf die Nerven.
»Sie hat Volleyball gespielt«, murmelte sie.
»Wer?«
»Gina Calvert. Ich wette, auch hier am Strand.«
Das verlassene Volleyballfeld war im Mondschein nur als Silhouette zu erkennen.
»Vielleicht hat sie auch im Pool des Coconut gespielt.« Elaina sah ihn an. »Die Mädchen, mit denen sie hierher gekommen war, haben alle zum Volleyballteam des Trinity College gehört. Gina war Zuspielerin.«
»Woher weißt du das?«
»Es stand in der Zeitung. Im
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