Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Princess-Telefon.
»McCord.«
Schweigen.
»Hallo.«
»Hast du sie gefunden?«
Diese ruhige Stimme jagte ihr einen eisigen Schauder über den Rücken. »Wer ist da?«, wollte sie wissen.
»Ich bin enttäuscht«, sagte die männliche Stimme. »Von einer FBI -Agentin hätte ich mehr erwartet.
Elainas Brust zog sich zusammen. Das konnte ein dummer Streich sein – oder nicht.
Lock ihn aus der Reserve. Lass ihn reden. Baue eine Beziehung zu ihm auf.
»Wer sind Sie?«, fragte sie wieder. Die Stimme klang dumpf und weit weg. Wahrscheinlich hielt der Anrufer ein Taschentuch vor den Mund.
»Elaina, die Schöne wartet auf dich an einem besonders schönen Plätzchen.«
»Wo ist sie?«
»Netter Versuch.«
»Wer bist du?«
»Halt die Ohren steif. Valerie wartet auf dich.«
Elaina rechnete am nächsten Morgen im Dot’s Diner mit einem vollen Lokal. Doch das Restaurant war leer. Nur Cinco entdeckte sie hinten in einer Sitzecke aus rotem Plastik.
»Haben wir uns in der falschen Kneipe verabredet?«, fragte sie, während sie sich zu ihm setzte.
»Wieso?«
»Na, vom Besucherandrang schließe ich auf Kakerlaken, Schimmel und Schleim in der Eismaschine.«
Er lächelte. Das perfekte Weiß seiner Zähne kam durch seinen olivfarbenen Teint besonders zur Geltung.
»Sie haben die Kirchgänger verpasst«, sagte er.
»Hier gibt es eine Kirche?« Elaina hatte bisher keine gesehen.
»An der nördlichen Spitze der Insel. Sie ist klein.«
Elaina griff nach der Speisekarte, die hinter dem Serviettenspender stand. »Was ist gut hier?«
»Hängt von der Schwere Ihres Katers ab.«
Elaina sah von der Speisekarte auf.
»Ich habe Sie im Coconuts gesehen«, erklärte er.
Dann hatte er auch beobachtet, wie sie mit Troy weggegangen ist. Was hielt er davon? Vielleicht war es ihm auch egal. Aber sicher zerrissen sich einige auf der Insel den Mund darüber. Nachdem sie gestern Abend mit Troy praktisch jedem in die Arme gelaufen war, war das unvermeidlich.
Weaver hatte nur zwei Minuten gebraucht, um etwas von der sexuellen Spannung zwischen ihr und Troy mitzukriegen. Und er hatte sich – selbstredend – Sorgen gemacht.
»Mir geht’s gut«, sagte sie zu Cinco. Bei der Kellnerin bestellte sie einen englischen Muffin und schwarzen Kaffee.
Cinco wollte etwas Spanisches.
»Das ist alles, was ich habe«, sagte er und legte ein Bündel Papiere auf den Tisch, das von einer Klammer zusammengehalten wurde. »Zweiundvierzig Namen. Ein jeder hatte mit einer Gewalttat oder einem Sittlichkeitsdelikt in den letzten fünfzehn Jahren zu tun. Die interessantesten Fälle liegen oben.«
Er verteilte die Vorstrafenregister auf dem Tisch, und sie begann mit der Durchsicht. Als die Kellnerin mit dem Kaffee kam, legte sie die Arme darüber. Je kleiner die Stadt, desto mehr wurde getratscht.
»Neun Fälle von schwerer sexueller Nötigung«, sagte sie, nachdem die Bedienung gegangen war. »Sechs bewaffnete Raubüberfälle. Was ist mit diesem Exhibitionisten?«
»Auf den würde ich nicht viel Zeit verschwenden. Das ist ein Verrückter, der am Unabhängigkeitstag gern durch die Menschenmassen flitzt.«
Der Kaffee war heiß und stark, mit einem Hauch von Zimt darin. Als Elaina zur vorletzten Seite kam, verschluckte sie sich. Vor ihr lag ein Polizeifoto von Troy.
»Schwere Körperverletzung?«
Cinco zuckte zusammen. »Das ist lange her. Ist im Dockhouse passiert.«
Sie las weiter. »Er hat mit einem Messer auf jemanden eingestochen ?«
»Ja, aber der Typ war echt daneben.«
Elaina sah ihn entsetzt an. Sie wartete auf Details.
»Troys Freundin hatte im Poolbillard fünfzig Dollar gewonnen. Einer der Verlierer hat sie mies angemacht. Troy und er sind aneinandergeraten. Der Typ hat ein Messer gezogen. Troy hat’s ihm abgenommen und ihn dabei wahrscheinlich ein bisschen …« Cinco versagte die Stimme. Stattdessen setzte er eine Unschuldsmiene auf.
»Jetzt ist er also wegen eines Billardspiels vorbestraft.« Elaina schüttelte den Kopf. Männer .
»Er ist ein Mensch, auf den man sich hundertprozentig verlassen kann«, sagte Cinco. »Ist halt ein bisschen temperamentvoll.«
Bei dem letzten Blatt ging es um einen Neununddreißigjährigen, der viermal beim Potrauchen am Strand erwischt worden war. Nackt.
»Der Arme hat Krebs. Unheilbar«, erklärte Cinco. »In seiner Situation würde ich auch qualmen, was das Zeug hält.«
Im gewohnten schwarzen T-Shirt und in den bekannten ausgeblichenen Jeans stand plötzlich Troy an ihrem Tisch. Sein struppiges
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