Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Er kam nicht aus dem Bett getorkelt.
»Sir. Hier spricht Elaina McCord. Ich hoffe, Sie sind nicht in der Kirche.«
Ich hoffe, Sie sind nicht in der Kirche. Was für ein bescheuerter Satz.
»Was ist los, McCord? Sie stören.«
Sie räusperte sich. »Ich bin auf Lito Island wegen des Mordes an Whitney Bensen. Ich habe gehört, dass eine Task Force zusammengestellt wird, und anscheinend …«
»Sie sind dabei.«
»Wirklich?«
»Ja. Ihre Idee von der Verbindung mit dem Cooper-Fall bekommt allmählich Hand und Fuß.«
»Das ist …« Sie wusste nicht genau, was sie sagen sollte. Nie hatte sie bisher jemand ernst genommen, und ihre eigene Theorie wollte sie nicht in Misskredit bringen.
»Man hat eine weitere Leiche gefunden«, sagte Scarborough.
»Vor knapp einer Stunde. Breck hat mich gerade angerufen.«
Ihr wurde flau im Magen. »Ist es Valerie Monroe?«
»Man vermutet, dass es sich um die vermisste Medizinstudentin handelt. Ihren Namen kenne ich nicht.«
»Valerie Monroe. Und wie ist die Verbindung …«
»Geografisch. Der Mörder hat sie an derselben Stelle deponiert wie die Leiche von Mary Beth Cooper.«
7
Bay View, Landschaftsschutzgebiet
26° 19.307 Nord, 097° 30.875 West
11.55 Uhr Central Standard Time
Cinco zeigte seine Dienstmarke, und der Kollege ließ ihn passieren. Er fuhr hinter dem Wagen der Kriminaltechniker her und parkte seinen Pick-up zwischen den beiden Wagen des Sheriffs.
»Brauchen Sie ein Paar Schuhe?«, fragte Cinco. Elaina, die auf dem Beifahrersitz saß, trug dasselbe wie am Freitag, inklusive Schuhe mit Absatz. Die waren zwar nicht besonders hoch, aber trotzdem. »Ich müsste Duck Boots dabeihaben. Es wird matschig werden.«
Er durchforstete den Müll in seinem Führerhaus, und neben Angelgerät und Werkzeug kam ein Paar verdreckter Stiefel zum Vorschein. Sie zog ihre Schuhe aus, und er beobachtete – durchaus beeindruckt –, wie sie sich in die Stiefel zwängte, ohne einen Gedanken an ihren Hosenanzug zu verlieren, der dabei ordentlich Schmutz abbekam.
»Wer ist unser Ansprechpartner?«
»Ansprechpartner?«
»Wir sind hier im Landschaftsschutzgebiet. Vor neun Jahren war es noch in privatem Besitz. Ein Highway führte mitten durch.«
»Ja, ein paar vom Aussterben bedrohte Vögel nisten hier. Eine bestimmte Sorte Kraniche, soviel ich weiß. Vogelschützer haben die Umwandlung in ein Naturschutzgebiet erzwungen. Aber wer hier das Sagen hat, keine Ahnung.«
Sie sah sich die Beamten vom Wagenfenster aus genau an. Die freundliche Agentin, die Muffins knabberte, hatte sie abgelegt. Von nun an würde Tacheles geredet werden.
»Ist das Ihr erster Mordfall?«, fragte er.
»Ich war vor ein paar Monaten bei einer Drogenrazzia dabei. Dabei ist ein Typ erschossen worden.«
»Das hier ist was anderes«, versuchte er sie zu warnen.
»Ich will nicht sagen, dass Sie das nicht aushalten. Ich will nur sagen … Es ist schlimm. Was dieser Kerl den Mädchen antut, ist schlimm.«
»Ich weiß.« Sie sah ihn an, und er verstand. Sie war vorbereitet. So weit man sich auf so etwas vorbereiten konnte. Sie hatte in den letzten Jahren zwar schon einiges gesehen, aber das hier würde …
Er stieg aus dem Wagen. Sie auch.
»Hey«, rief sie ihm zu.
Cinco sah zu ihr rüber. Sie lächelte ein bisschen. »Ich danke Ihnen.«
»Wofür?«, fragte er.
»Für die Stiefel und alles andere. Sie wissen schon.«
Sie kletterte unter dem Absperrband durch und stapfte zu einer Gruppe Männer, die bei einem Holzschild standen. BAY VIEW – LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET .
Cinco sah sich um. Er wollte sich orientieren. Sie waren auf der Festlandseite von Laguna Madre, ein paar hundert Meter von der Küste entfernt. Der Boden schien weich zu sein, obwohl er an dieser Stelle trocken war. Ein ziemlich großes Gebiet war abgeriegelt worden, dennoch hielten sich die meisten außerhalb der Absperrung auf. Viele Polizisten ließen sich lieber von einem Passanten wegen einer Sperre beschimpfen als am Tatort von einem Techniker, weil man dummerweise ein wichtiges Indiz betatscht hatte.
Einer vom Sheriff Department ging auf Cinco zu.
»Hey«, sagte er.
»Hey.« Zum Glück fiel Cinco sein Name wieder ein. Ketchem.
Die meisten nannten ihn Ketch.
»Mann, oh Mann.« Ketchem schüttelte den Kopf. »Es ist schlimm.«
Cinco nickte.
»So etwas habe ich noch nie gesehen. Mir wäre beinahe das Frühstück hochgekommen.«
Cinco beobachtete Elaina. Die stand bei einem Kriminaltechniker und starrte in einen Wassergraben.
»Der
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