Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Sonne geschuldet war. Sie mochte diese Ringe. Für sie sah er dadurch erfahrener aus.
Mit jedem Tag, mit jeder Stunde, in der sie mit ihm zusammen war, verlor sie ein Stück von ihrer hart erarbeiteten Selbstkontrolle und ließ ihren Gefühlen immer mehr freien Lauf. Sie war dabei, sich in den Typen zu verlieben. Deshalb atmete sie tief durch und nahm all ihren Mut zusammen.
»Troy.« Sie räusperte sich. »Du hast etwas Wichtiges gesagt. Darüber habe ich nachgedacht.«
»Was war das?«
»Die Balance zwischen Arbeit und Leben.« Sie sah ihn an, konnte aber seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.
»Ich habe kein Leben. Das ist eine Tatsache. Und ich kann auch keines haben. Zumindest im Moment nicht. Vielleicht später einmal, aber jetzt muss ich mich auf meine Arbeit konzentrieren. Ich darf die Sache hier nicht in den Sand setzen. Zu viel steht auf dem Spiel. Nicht nur für meine Karriere, sondern auch für die Opfer. Für Zeitvertreib und Spaß habe ich keine Zeit.«
Er lächelte, aber nicht vergnügt. »Ich laufe bei dir also unter der Kategorie Zeitvertreib. Und ich dachte, ich helfe dir.«
»Das tust du auch.« Sie blickte auf die Landkarte in ihrem Schoß. »Und ich schätze das sehr. Du hast mir deine Freundin am Delphi Center vorgestellt. Du hast mir …«
»Aber du willst nicht mit mir schlafen.«
»Nein. Ich meine, wir kennen uns kaum.«
»Und Abenteuer sind nicht dein Fall?«
Ihr Magen zog sich zusammen. »Genau.«
»Und Abwechslung brauchst du auch keine?«
»Richtig.«
»Okay, kein Problem.«
Meinte er das ernst? Oder wollte er sie wieder einmal auf die Probe stellen? Da sie es nicht wusste, entschied sie sich für die erste Möglichkeit.
Im Wagen war es still geworden. »Kann ich noch auf dich zählen?«, fragte sie.
»Du meinst, weil du mit mir nicht ins Bett willst, steige ich aus der Sache aus?«
Sie beschloss, darauf nicht einzugehen. »Ich kann verstehen, wenn du nach Hause willst. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, und ich kann auch …«
»Sehr schlechte Idee. Fünfundachtzigtausend Morgen Sumpfland sind nicht der rechte Ort, an dem du dich allein herumtreibst.«
»Vielleicht können mich Maynard oder Weaver begleiten.«
Der Muskel in seinem Kiefer zog sich zusammen. »Ich bring dich hin.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Aber du hast mir schon den ganzen Montag geopfert und …«
»Und du willst einen ganzen Tag verlieren, nur weil du Angst hast, bei mir die Kontrolle zu verlieren?«
»Ich verliere nicht die Kontrolle.« Sie zwinkerte ihm zu.
»Gut. Ich auch nicht. Jetzt aber Schluss mit dem ganzen Gezeter. Bringen wir die Sache hinter uns.«
Jetzt war sie verärgert. »Ich will nur darauf hinweisen, dass du diesen schönen Wagen direkt in den Sumpf steuern musst. Und dann geht es zu Fuß weiter bei achtunddreißig Grad Celsius.«
»Bei vierzig«, verbesserte er sie. »Ich bin dabei, keine Sorge. Um dich mache ich mir Sorgen. In der Tankstelle habe ich ein paar Sachen für dich gekauft.«
Elaina packte die Tüte, die auf dem Boden lag, aus: Mineralwasser, Sonnencreme, Flipflops und ein Paar Shorts, das mit Hibiskusblüten bedruckt war.
»Gehen wir auf ein Blumenfest?«
»Es gab keine anderen«, sagte er. »In der Hose, die du trägst, wirst du zerlaufen. Und keine Schuhe mit Absatz.«
Troy bog in eine enge Straße ein.
»Und du trägst eine lange Hose, Cowboystiefel und ein schwarzes T-Shirt – die ideale Kleidung bei der Hitze.«
»Jeans atmen. Dein synthetischer Hosenanzug nicht.«
»Wir hätten besser meinen Wagen genommen«, sagte sie bestimmt. »Im Kofferraum habe ich ATAC -Stiefel und eine Kommandohose.«
» ATAC -Stiefel?«
»Stiefel, die man auf jedem Terrain und bei jedem Wetter tragen kann. Für Notfälle wie diese habe ich sie immer dabei.«
»Fürs Leichensuchen im Moor? Machst du das öfters?«
Troy hielt mit seinem Ferrari vor einem hölzernen Wachhaus an und gab dem Aufseher, der in Ehrfurcht erstarrte, ein paar Dollar. Sie fuhren in den Park und folgten einer schmalen Straße in Richtung Süden. Troy sah die ganze Zeit auf sein Handy, das sie zur Orientierung benutzten.
»Wir sind ungefähr dreieinhalb Meilen von unserem Ziel entfernt«, sagte er.
»Doch bald heißt es aussteigen.«
Elaina hatte mit ihrer Vermutung recht. Die Straße bog nämlich nach Westen ab.
»Ich muss den Wagen irgendwo abstellen«, murmelte er. »Möglichst auf festem Untergrund.«
Elaina zeigte auf eine leichte Anhöhe östlich von ihnen. In dem Gestrüpp fand er eine
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