Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Etikett.
»Was ist das?«
» Esteroides« , sagte er. »Steroide, Mittel zum Muskelaufbau.«
»Die sind verboten.«
»Hier schon. Aber nicht bei unseren lieben Nachbarn jenseits der Grenze. In Matamaros machen sie in den Drugstores ein Riesengeschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und Drogen.«
In einer anderen Plastiktüte lag eine selbstgedrehte Zigarette.
»Ist das ein Joint?«
»Ja. Und wie er duftet!«
Elaina verdrehte die Augen. »Großartig. Wir haben das Versteck eines Teenagers ausgehoben. Es ist fast dunkel und nichts …«
» Stopp! «
Zwischen Elainas Fesseln bewegte sich etwas. »Keine Bewegung.«
»Was ist?«
»Eine Schlange.«
Sie sah an sich hinunter und schrie. Zum Glück bewegte sie sich nicht. Troy bückte sich. Die Schlange schwamm an ihm vorbei, mit herausgestrecktem Kopf. Dann drehte sie ab.
»Oh, mein Gott. Oh, mein Gott. Oh, mein Gott. Ich hasse Schlangen.«
»Zum Glück ist sie weg.«
»War sie giftig?«
»Ja«, sagte er. »Das war eine Wassermokassinotter.«
Sie fasste sich an den Bauch und machte ein paar Schritte rückwärts. »Oh, mein Gott. Fast wäre … Aua! «
Sie fiel und landete mit einem Platscher auf ihrem Hintern. Sie sah sich um und wirkte verstört. Langsam zog sie die Hände aus dem Dreck.
Troy verschloss die Plastikschachtel wieder und stiefelte zu ihr.
»Verdammte Scheiße!« Panik befiel sie. Sie schlug wild um sich.
»Bist du okay?«
»Nein! Mein Handy!«
Sie fischte ihr Blackberry aus dem Wasser. Es war voller Schlamm. Verzweifelt drückte sie auf die Tasten.
»Es ist kaputt.«
»Du bekommst ein neues«, sagte er seelenruhig. An ihrem rechten Schuh hatte sich etwas verfangen.
»Aber auf dem hier war wichtiges Beweismaterial. Der Anruf war kein Scherz.«
»Nein, garantiert nicht«, sagte Troy im Brustton der Überzeugung.
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es.« Er bückte sich und und zog eine gelbe Schnur aus dem Wssser. »Du bist gerade über die Visitenkarte des Mörders gestolpert.«
An dem schwachen Lichtstrahl von Troys Stiftlampe, der Gras und Wasser in einem schmalen Streifen ein bisschen erhellte, orientierte sich Elaina bei ihrem Rückweg durch den Morast. Ein Königreich für eine dieser leistungsfähigen Stablampen, die sie auf Empfehlung ihres Vaters immer im Wagen hatte. Aber das war reines Wunschdenken und so illusorisch wie trockene Füße.
Die Luft roch nach verfaulten Pflanzen. Moskitos und wer weiß welch anderes Getier umschwirrten sie. Die Sonne war längst untergegangen. Sie hatten Valerie nicht gefunden. Nur eine gelbe Schnur. Und mit diesem Funzellicht gab es wenig Hoffnung auf weitere Beweisstücke. Außer sie würden regelrecht darüber stolpern.
»Du hast doch in Quantico Vorlesungen über forensische Wissenschaft besucht.«
Sie ging direkt hinter ihm her. »Ja.«
»Hast du irgendeine Vorstellung, wie lange eine Leiche in diesem Morast braucht, um zu verwesen?«
»Die Fälle, die ich studiert habe, waren aus Tennessee. Aber ich habe mich auch mit Fällen beschäftigt, die am Delphi Center untersucht wurden. Die entsprechen mehr dem hiesigen Klima. Laut der … Au!« Sie schüttelte den linken Fuß. Ein kleiner Krebs saß darauf. Troy packte ihn und warf ihn weg.
»Alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Halt dich an mir fest.« Er nahm ihre Hand und steckte sie in den Bund seiner Jeans. Nur ein paar Zentimeter weiter steckte seine Pistole.
»Was war mit dem Delphi Center?«
»Dort haben sie eine interessante Vergleichsstudie gemacht.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Machst du dich wieder über mich lustig?«
»Nein.« Er blieb kurz stehen und sah sich um. Der Mond war noch nicht aufgegangen. Die Lichter auf dem Damm von Lito Island dienten ihm als Orientierung.
»In Tennessee kann es Wochen dauern, bis Aasfresser ein fünfzig Pfund schweres Schwein skelettiert haben. Ein paar Meilen nördlich von hier braucht ein Aasvogel für ein Tier der gleichen Größe nur vierundzwanzig Stunden. Zieht man das Wasser und die hohe Luftfeuchtigkeit noch in Betracht, dann könnten von der Leiche jetzt nur noch Knochen übrig sein.«
»Eine Hundestaffel wäre nicht schlecht.«
»Ja«, begann sie, führte den Satz aber nicht weiter.
»Vorausgesetzt, du kannst jemanden von der Wichtigkeit der gelben Schnur überzeugen.«
»Ja.«
Elainas Finger wanderten in seine Jeans. Sein Körper fühlte sich warm an. Sein T-Shirt war von Schweiß durchtränkt. In seinen Stiefeln fühlte er sich bestimmt nicht wohl, und sicherlich
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