Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
ihr entgegen.
Sie biss auf die Zähne und schlüpfte missgelaunt in die fremden Badelatschen. Er war schon hinausgegangen.
Zum Glück fuhren sie mit dem Pick-up. Er startete den Motor, sobald sie eingestiegen war.
»Danke, dass du mich bringst.«
Er setzte eine Sonnenbrille auf, sagte nichts und bog in die Straße, die zum Highway führte. Still und stumm saßen sie nebeneinander. Sie fühlte sich unbehaglich. Sie sah sich um, bis ihr Blick auf die Uhr am Armaturenbrett fiel.
9.20 Uhr. So spät? Sie hatte den halben Morgen verschlafen. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie sich an ihren Zeitplan für den heutigen Morgen zu erinnern versuchte. Als Erstes wollte sie Loomis anrufen und die Überwachung von Noah Neely beantragen. Dann ein Anruf bei Doktor Lawson und Santos. Letzteren konnte sie von ihrer Liste streichen, denn der war schon da und wollte sie sehen. Sicher ging es um etwas Wichtiges. Und sie würde ihn mit einem entsetzlichen Kater empfangen.
Sie sah zu Troy. Mit seiner verspiegelten Sonnenbrille wirkte er geradezu feindselig. Der Abend gestern war eine schlechte Idee gewesen. Sie hatte es von Anfang gewusst. Vom ersten Schluck Tequila an hatte sie es gewusst. Und trotzdem klein beigegeben.
Er fuhr in ein McDonalds-Drive-in und bestellte zu ihrer Verwunderung zwei McMuffins mit Ei und zwei große Kaffee. Er bezahlte und gab ihr eine der beiden Tüten.
»Was soll das?«
»Frühstück.«
Sie stellte ihre Tüte auf den Boden und sah zum Fenster hinaus. »Ich esse später. Danke.«
Er zuckte mit den Achseln. »Wie du willst.«
Er fuhr zurück auf den Highway, dann zu ihrem Hotel und hielt direkt vor dem Haupteingang.
Sie hatte einen Kloß im Hals. Wie gerne hätte sie etwas gesagt, denn sie verstand jetzt sein Spiel.
Stattdessen sammelte sie ihre Sachen zusammen und stieg aus.
»Danke«, sagte sie und warf die Tür zu.
Mit einem großen Becher Kaffee, einem McMuffin und einem Paar Badelatschen, die einer anderen Frau gehörten, betrat sie die Lobby ihres Hotels.
Die Nadelstiche in ihrem Gehirn hatten sich auf dem Weg zu Dot’s Diner in ganz normale Kopfschmerzen verwandelt. Genervt schob sie ihre Sonnenbrille hoch, um sich nach Weaver umzusehen. Sie entdeckte ihn am anderen Ende des Restaurants. Ein dunkelhaariger Mann saß ihm gegenüber. Der blickte zu ihr.
»Detective Santos? Ich bin Elaina McCord.«
Der Detective begrüßte sie mit einem festen Händedruck und sah erstaunt in ihr Gesicht.
»Verdammte Scheiße, was ist mit dir passiert?«, fragte Weaver.
»Nichts«, sagte sie und rutschte auf die Bank neben ihn.
» Nichts?«
»Das sind nur ein paar Stiche.«
»Hat Troy etwas damit zu tun?«, wollte Weaver wissen. »Ich schwöre bei Gott, dass ich diesen Proleten in den Trailerpark zurückbefördere, aus dem er stammt.«
Elaina machte ihm mit einem Blick klar, dass er das gefälligst bleiben lassen sollte, und schlug die Speisekarte auf.
»Wer ist Troy?« Detective Santos beobachtete sie.
»Niemand«, antwortete sie ihm. Und zu Weaver: »Ich bin gestern in Matamoros in eine kleine Rauferei geraten. Wirklich nichts Großartiges.«
»Ich bin davon ausgegangen, dass du dich hier in Tierklinken umsiehst«, sagte er. »Erzähl mir bloß nicht, du warst da unten allein unterwegs.«
»Troy war bei mir. Wir sind in ein paar Schlägertypen hineingelaufen. Ist aber nicht viel passiert.« Die Kellnerin kam, und Elaina wechselte sofort das Thema. »Ich hätte gern ein Glas Wasser. Und eine Tasse Kaffee. Schwarz.«
Beide Männer beobachteten sie, als sie die Speisekarte zurücksteckte und einen Notizblock aus der Tasche zog. Vor allem Weaver tat sich hervor: Kein Detail an ihr entging ihm. Weder ihre noch immer feuchten Haare, noch ihre zerknitterte Bluse und zerknautschte Hose, die beide dringend gebügelt werden mussten.
Der Detective hingegen – das stellte Elaina fest – hinterließ trotz seiner langen Anreise im Gegensatz zu ihr in seinem Button-Down-Hemd und seiner Stoffhose einen geradezu tadellosen Eindruck.
»Ihr Revier, Detective Santos«, fragte sie in einem geschäftlichen Ton, »hat Sie hergeschickt, weil Sie etwas Relevantes zu unserem Fall beizutragen haben?«
Er sah sie kurz an, als wollte er sie abschätzen. »Sagen Sie Ric zu mir. Es gibt zwei Fälle, die mit Ihrem zu tun haben. Es geht um zwei Frauen, die im Hays County verschwunden sind.«
»Gleich zwei . Das ist ’ne Menge.« Elaina wandte sich an Weaver. »Was sagt Loomis dazu?«
Die Kellnerin brachte Wasser und
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