Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Kaffee. Elaina trank ihr Glas in einem Zug aus.
»Er legt sich nicht fest«, sagte Weaver. »Er ist zwar nicht davon überzeugt, aber ganz ausschließen will er eine Verbindung auch nicht.«
»Erzählen Sie«, sagte sie zu Ric.
»Beide Mädchen waren am College«, sagte er. »Sie sind auf einer Wanderung verschwunden. Ihre Leichen hat man nie gefunden, aber ihre Kleider. Im Delphi Center hat man festgestellt, dass man beiden am rechten Oberarm Ketaminhydrochlorid injiziert hatte.«
»Wann wurden sie verschleppt?«
»Im Februar vor fünf Jahren. Beide Opfer hatten eine Tour in die Teufelsschlucht geplant.«
»Wo ist das?«
»Ungefähr zehn Meilen außerhalb der Stadt. Ein Naturschutzgebiet. Vom Aussterben bedrohte Vögel nisten da.«
»Und der Park liegt in Ihrem Amtsbereich?«, fragte Elaina.
»Nein, aber das College. Beide Mädchen kannten sich vom Wilderness Club. Deshalb hatten wir zunächst an der Uni ermittelt, aber ohne Ergebnis. Der Sheriff hat uns daraufhin den Fall für alle Zeiten zugeschustert.«
»Wanderwege.« Weaver blickte zu Elaina. »Ein interessantes Muster.«
»Muster?«, fragte Ric.
»Alle Opfer verschwanden in einem Nationalpark oder wurden in einem gefunden«, erklärte sie ihm. »Und jedes Mal handelte es sich um eine Art Vogelschutzgebiet.«
»Vielleicht beobachtet unser Täter gerne Vögel«, sagte Weaver.
Die Kellnerin brachte das Essen für die beiden Männer. Elaina bestellte noch ein Glas Wasser.
»Sie sollten die migas probieren.« Santos bestaunte die Eier und fetten Würstchen auf seinem Teller.
»Das beste Heilmittel gegen Kater«, sagte er.
»Mir geht es gut, danke.« Sie trank einen Schluck Kaffee und wandte sich wieder Weaver zu. »Ich glaube nicht, dass er ein Vogelliebhaber ist. Ich halte ihn eher für einen Jäger.«
»Wieso?«, fragte Ric.
»Er benützt ein gezacktes Jagdmesser als Waffe. Und er jagt die Frauen im buchstäblichen Sinn. Er sucht sich seine Opfer aus, beobachtet sie, steigt ihnen nach, kreist sie ein, bis er sie schließlich tötet. Für ihn ist es eine Art Sport. Ich halte ihn für intelligent und unausgelastet. Vielleicht war er auch mal Polizist. Oder hat zumindest davon geträumt.«
»Eine Art Möchtegern-Cop?«
»Vielleicht. Er hat akribisch darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Mit Ausnahme einer gelben Schnur, die man in jedem Baumarkt kaufen kann. Er scheint über die Arbeitsabläufe bei der Polizei Bescheid zu wissen. Er spielt sein Spielchen mit uns. Vielleicht ist er sogar schon als Zeuge in Erscheinung getreten.«
»Sie reden wie eine Profilerin«, sagte Ric.
Elaina sagte darauf nichts. Profilerin zu werden war ihr Ziel. Zurzeit war sie Agentin. Und ohne rechte Berufserfahrung obendrein.
»Welche Spielchen spielt er mit uns?«, fragte Ric.
»Er hat mich mehrmals angerufen.«
»Sie persönlich?«
»Mich persönlich«, antwortete Elaina.
»Alle Anrufe kamen von Wegwerfhandys. Das haben wir herausgefunden«, ergänzte Weaver.
Ric runzelte die Stirn. Dass der Mörder sie ausgewählt hatte, gefiel ihm nicht.
»Sie haben also die weite Fahrt zu uns gemacht«, sagte Elaina, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Haben Sie uns auch etwas mitgebracht?«
Ric spießte ein Würstchen auf. »In meinem Wagen sind drei Archivboxen. Jede voll mit Akten, Fotos und Verhörprotokollen. Und falls ihr eine Liste mit Verdächtigen erstellt habt, stoßen wir vielleicht auf den einen oder anderen gleichen Namen.«
»Wir haben eine«, sagte Weaver. »Aber die ist leider noch zu lang. Vielleicht hat Elainas Trip nach Mexiko uns weitergebracht.«
»Hat er«, sagte sie und erzählte den beiden von dem Mann, den die Kellnerin identifiziert hatte.
»Das bedeutet noch lange nicht, dass er das Ketamin da unten gekauft hat«, betonte Ric. »Das gibt’s auch im Internet.«
»Stimmt«, sagte sie. »Aber dort kann er es nicht anonym einkaufen. Und ein Täter, der so sorgfältig wie er darauf achtet, keine DNA -Spuren zu hinterlassen, kauft das Zeug nicht online.«
»Wie heißt der Kerl?«
»Noah Neely«, sagte sie. »Er ist siebenundzwanzig und lebt in einer WG in der Nähe des Piers.«
»Ziemlich jung«, bemerkte Ric. »Dann hat er Anfang zwanzig mit dem Morden angefangen.«
»Nein, noch früher«, sagte Elaina. »Falls er auch der Mörder von Mary Beth Cooper ist, ist er seit seinem achtzehnten Lebensjahr aktiv.«
Ric schaute skeptisch. Für einen Serienmörder wäre das ein außergewöhnliches Einstiegsalter.
»Hast du
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