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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Benzin,
nur so zum Spaß. Als ob ich jetzt noch Yolandes Tallemet wiederfinden könnte!
Aber vielleicht hab ich ja Schwein in diesem Kuhdorf. Wütend kurve ich durch
Levallois und suche die Straßen nach dem Sportwagen ab. Nichts! Ich fahre und
fahre, und plötzlich sehe ich den Eingang einer Metrostation. Louise-Michel, steht auf dem Schild über der Treppe, die in den Untergrund führt. Wir sind
wieder mitten in Paris!
    Ich nehme Kurs auf die Rue du
Dobropol. Régine schnäuzt sich noch einmal hörbar und bringt dann mit leiser
Stimme hervor:
    „Ich möchte mich entschuldigen, für
eben. Aber ich hatte solche Angst. Wenn die aufeinandertreffen, hab ich mir
gesagt, was passiert dann?“
    Daß die Kleine sich von einem
möglichen Schützenfest fernhalten wollte, hab ich wohl kapiert. Und ich kann
ihr deswegen nicht mal böse sein, trotz meiner Wut. Ganz im Gegenteil, wenn
ich’s mir recht überlege. Schließlich hat sie mir einen erstklassigen Vorwand
geliefert, würdevoll den Rückzug anzutreten. Die Verfolgungsjagd hatte ich
eigentlich schon verloren, bevor sie anfing. Solange Yolandes Entführer mich
nicht bemerkt hatten, konnte ich mir noch eine Chance ausrechnen. Aber danach...
Kurz gesagt, Régine hat mir eine Schießerei erspart, bei der die Bedingungen
noch ungleicher verteilt gewesen wären als in der Rue du Dobropol.
    „Schon vergessen“, sage ich und klopfe
meiner Beifahrerin wieder beruhigend aufs Knie. Wird wohl ‘n Tick von mir,
dieses lustige Schenkelklopfen. Na ja, es gibt unangenehmere...
    Die Rue du Dobropol ist der reinste
Parkplatz. Ich muß meinen Wagen in einiger Entfernung von Régines Wohnung
stehenlassen. Wir gehen zu Fuß zurück. Das Klappern der hohen Absätze (von Régine!)
hallt in der Straße wider.
    Plötzlich knallt eine Autotür zu.
Régine schreckt hoch. Schon habe ich meine Hand auf dem Revolver und seh mich
um. Ein Schatten, gerade aus dem Auto gestiegen (hat wohl Wache gesessen),
zündet sich in aller Ruhe eine Zigarette an. Die Flamme des Feuerzeugs erhellt
die Gesichtszüge des Mannes. Ich erkenne ihn und überlege, ob ich zu ihm gehen
soll oder nicht.
    Es ist Roger Zavatter. Verdammt, den
hab ich hier nicht erwartet!
    „Ein Freund von mir“, erkläre ich
Régine, die sich schrecklich erschreckt hat. Verständlich!
    „Salut, Roger“, rufe ich meinem Mitarbeiter
zu, um ihm zu verstehen zu geben, daß die Luft rein ist.
    Er kommt über die Straße auf uns zu,
die Hände in den Taschen seines kurzen Trenchcoats. Lässig tippt er mit dem
Zeigefinger an seine karierte Schirmmütze.
    „Wieso treiben Sie sich hier rum?“
frage ich ihn.
    „Ich warte auf den Kerl, den Sie mir
ganz besonders ans Herz gelegt haben.“
    „Marcel Viénot?“
    „Genau der.“
    Komisch, besonders überrascht bin ich
nicht.
    „Er ist in dem Haus da“, erklärt Roger
und zeigt auf das Gebäude, in dem Régine wohnt.
    „Schon lange?“
    „Fünf Minuten.“
    „Dann wollen wir...“
    Weiter komme ich nicht. Im Treppenhaus
geht plötzlich das Licht an, und gleichzeitig hört man das surrende Geräusch des
Aufzugs.
    „Vielleicht ist er das“, sage ich. „Am
besten, Sie gehen wieder in Ihr Auto. Folgen Sie ihm. Und wenn Sie ihn zu Bett
gebracht haben, rufen Sie mich an.“
    Ich frage Régine nach ihrer
Telefonnummer.
    „Niel 78-69.“
    „O.k.“, sagt Zavatter und entfernt
sich.
    Beinahe gleichzeitig schlagen zwei
Türen zu: die von Zavatters Auto und die Haustür gegenüber. Ich nehme Régine in
meine Arme und küsse sie leidenschaftlich. Der etwa vierzigjährige Mann, der
aus dem Haus tritt, sieht nur flüchtig zu dem Liebespaar hinüber, das sich auf
der anderen Straßenseite abknutscht. Er steigt in einen Wagen und fährt los.
Zavatter nimmt die Verfolgung auf. Sehr gut.
    „Also, mit Ihnen wird’s einem nie
langweilig“, stellt Régine fest, als wir in ihrer Wohnung sitzen. Zum Scherzen
ist sie allerdings nicht aufgelegt, obwohl sie’s versucht. Die Angst steckt ihr
noch in den Knochen. „Was hat das alles zu bedeuten?“
    Sie legt mir eine Hand auf den Arm und
fragt beinahe flehend:
    „Yolande...“
    „Nur keine Panik! Die werden wir schon
wiederfinden... Haben Sie das Autokennzeichen im Kopf?“
    „2107 AB 75.“
    Ich rufe das Kommissariat in Levallois
an.
    „Hallo, Chef!“
    „Ja, was ist?“ brummt der Flic am
anderen Ende. Die schmeichelhafte Anrede scheint ihn nicht dafür zu
entschädigen, daß er sein Kartenspiel unterbrechen mußte.
    „Ein Tallemet, Kennzeichen 2107 AB

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